Circus Krone - Tour 2004
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Aschaffenburg, 24. April 2004: Wie jeder Circusfreund weiß, gibt's bei Krone nur alle fünf Jahre ein komplett neues Programm, also nicht wundern, wenn dem geneigten Chapiteau.de Stammleser so manches bekannt vorkommt. Auch in diesem Jahr gilt: Der Circus Krone hat einiges zu bieten. Das wohl beste Programm aller in Deutschland reisenden Unternehmen, schönes Ambiente und ausgefeilte Inszenierung. Und doch stellte sich bei mir nach der Vorstellung die ganz große Begeisterung nicht ein. Woran liegt’s?

An den artistischen Darbietungen schon mal gar nicht: Egal ob der wahnsinnig schnelle Jongleur Mario Berousek oder die Castillos auf dem Hochseil, sie alle sind Meister ihres Fachs und sorgen für stockenden Atem allenthalben. Dazu kommt eine rasante Kunstreitertruppe und natürlich die mehrfach ausgezeichnete Borzovi Truppe. Luftakrobatik mit fantastischer Choreographie, man hat fast das Gefühl man ist im Ballett. Trotz fehlender Höchstschwierigkeiten gibt’s für diesen artifiziellen Höhepunkt tosenden Applaus. Weniger begeistert wird dagegen deren behäbige und langatmige Zweitnummer am russischen Barren aufgenommen. Das trifft auf die hinreißenden Comedyakrobaten Manducas sicher nicht zu. Ihre humorvolle, mit spielerischer Leichtigkeit dargebotene Handstandakrobatik wird auch in diesem Jahr vom Publikum zu recht gefeiert.


Benjamin Pfund, Pom Pom, Aida

Flotter sind da schon die Tierdressuren. Auch, wenn die wunderschönen Krone-Pferde etwas langweilig und unpräzise von Christel Sembach-Krone präsentiert werden. Mehr Elan hat da schon Jana Mandanas gemischte Kamel- und Zebrafreiheit. Auch ihre Präsentation der Elefanten hat mir in diesem Jahr gut gefallen. Flott, ohne extreme Tricks und mit sehr zurückhaltendem Einsatz des Hakens. Frenetisch gefeiert wird der anschließende Auftritt des größten dressierten Elefantenbullen der Welt wird zwar frenetisch gefeiert, ist allerdings voller extremer Schwierigkeiten. Dafür dirigiert James Puydebois seinen Schützling "Colonel Joe" nur mit seiner Stimme und ohne Haken. Ganz anders ist da die preisgekrönte Löwendressur von Martin Lacey jr.. Trotz gewollt aggressivem Auftritt, hat man hier immer den Eindruck, dass die Tiere bei Lacey in den besten Händen sind. Die Tricks, wie Scheinangriffe, Schmuseeinlagen und der finale Sprung über den Dompteur werden in faszinierend hohem Tempo dargeboten und lösen beim Publikum wahre Begeisterungsstürme aus.

Auch die Clowns, die in anderen Circussen oft kaum zu ertragen sind, haben bei Krone eine ganz besondere Klasse. Pausenclown Jimmy Folco ist wirklich witzig und in diesem Jahr auch im bekannten Spiegelentree der "Chickys" zu bewundern. Er übernimmt den Part von Eugen Altenburger und macht seine Sache ausgesprochen gut. Ein weiterer kleiner komischer Höhepunkt ist in diesem Jahr das Duo Kalatchev und ihre Hundekömödie "Hündchen stört Vertikalseilnummer", die dem Krone-Programm zusätzlichen Pep verleiht. Letztendlich ist das aufwendige Drumherum schuld an meinem etwas getrübten Gesamteindruck. Besonders das Ballett halte ich für überflüssig. Zwar weis es durchaus mit gelungenen Choreographien und schönen Kostümen zu überzeugen, allerdings sind die Auftritte meist zu lang und ziehen die Show unnötig in die Länge. Fehlt es bei vielen Circussen an einer verbindenden Inszenierung ist es bei Krone des Guten zuviel. Gespart hat man sich dagegen die Kosten für ein Orchester. Aber Circus ohne Livemusik, ist für mich wie ein Orchester ohne Dirigent. Auf Ballett könnte ich dagegen im Zirkuszelt verzichten.

Dennoch: Krone ist Circus "as its almost best": Erstklassige Artistik, tolle Clowns und schönes Ambiente. Und: Artisten wie die Borzovi Truppe oder Dresseure wie Martin Lacey jr. sind allein das Eintrittsgeld wert.

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Text und Fotos: Sven Rindfleisch