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Circus Barum - Tour 2005
www.circus-barum.de ; 20 Showfotos

Crailsheim, 31. Juli 2005: Barum bleibt sich treu: Auch in diesem Jahr gibt es bei Barum unverfälschten atmosphärischen Circus der Extraklasse. Das heißt: eine großartige zehnköpfige Band macht von Anfang an Dampf, die Programmabfolge ist wohltuend temporeich und im Mittelpunkt der Zwei-Stunden-Show stehen Artisten, Tiere und Clowns. Und keine Lichteffekte oder sonstige Gimmicks. Braucht es auch nicht, denn bei Barum schnuppert man noch echte Circusluft. Den zahlreichen Tieren sei dank. Gleich zu Beginn stürmen 12 Araber die Manege und verblüffen unter der Peitschenführung des „großen Tierfreunds und Tierlehrer“ Sandro Montez mit schwierigen Figuren und zahlreichen Gruppensteigern.


Sandro Montez, Duo Grigorescu, Rebecca Simoneit-Barum, Alex Lacey

Im Zusammenspiel mit dem nicht minder sehenswerten 6er-Zug Minipferde, der erfrischend humorvoll präsentiert wird, ergibt sich eine der schönsten Pferdenummern Deutschlands. Ein circensischer Genuss ist auch der, ebenfalls von Montez präsentierte, arten- und trickreiche Exotenzug, der vor allem mit tollen Bildern glänzt: Man denke nur an das Meer wabernder Kamelhöcker. Und im Zentralkäfig hat Alexander Lacey kein Problem in die großen Fußstapfen Gerd Simoneits zu treten. Seine gemischte Raubtiernummer glänzt mit Tempo, tollen Tricks und dem vertrauensvollen Umgang zwischen Lacey und seinen Schützlingen. Letzteres wird besonders am Ende des Auftritts deutlich, wenn sich jedes Tier, bevor es die Manege verlässt, einzeln genüsslich seine Portion Streicheleinheiten abholt. Klasse! Etwas irritierend ist dagegen der fehlende clowneske Aspekt im Programm. So macht das „Musizieren verboten“ - Entree der rumänischen Grigorescu Clowns durchaus Spaß, weil es dem tollen Orchester eine weitere Möglichkeit bietet „sich auszutoben“, lustig geht aber anders. Und so ist es letztlich Juniorchefin Rebecca Simoneit-Barum mit ihrer Pony- und Hundedressur vergönnt, die Herzen der kleinsten Circusbesucher zu erobern.


Duo Sankar, Shirley Dean, Truppe Ignatov

Klasse, gilt auch für die artistischen Darbietungen: Shirley Deans Tempojonglage und die kombinierte Klischnigg- und Equilibristikdarbietung von Vater und Sohn Sankar sind von Weltrang. Pierre Bauers Arbeit am schwankenden Mast und Elaine Courtneys Schwungseildarbietung ohne Longe sind Raritäten in der Circuswelt. Lediglich die Todesradnummern vor der Pause erreicht nicht ganz Barum Niveau, wirkt sie doch trotz vereinzelter Höchstleistungen seltsam unsicher und durchschnittlich. Ganz anders die famose Jockeyreiterei Ignatov-Truppe. Mit ihren verwegenen Saltos von Pferd zu Pferd stehen die Bulgaren nach dem Ausscheiden der Illusionsnummer endlich an der Stelle im Programm, wo sie auch hingehören: am Schluss.

Wenn man ehrlich ist, muss man allerdings feststellen, dass es dem Barum-Programm an eins zwei weiteren artistischen Highlights fehlt, um wirklich mit Knie oder Krone konkurrieren zu können. Vor dem Hintergrund der schwierigen Wirtschaftslage ist der Verzicht darauf aber absolut verständlich. Und auch verschmerzbar: Denn Barum bietet weiterhin mitreißenden klassischen Circus auf hohem Niveau, der nicht zuletzt dank der einzigartigen Barum-Atmosphäre und dem großartigen Orchester, ausschließlich begeisterte Zuschauer hinterlässt.

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Text: Sven Rindfleisch; Fotos: Sven Rindfleisch, Markus Moll, Circus Barum