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Circus Busch-Roland - Tour 2005
www.busch-roland.de ; 25 Showfotos

Aschaffenburg, 31. August 2005: Busch-Rolands Saisonprogramm 2005 beginnt mit einem Schuss moderner Choregraphie: Konstantin Bessogonov führt seine Rola-Rola-Artistik nämlich auf einem Motorrad vor; der Könner balanciert dabei etwa auf einem Turm aus zwei Walzen und drei Zylindern. Dass Bessogonov das Programm eröffnen darf, zeigt wohl bereits, was Jung-Direktor Filip Geier-Busch will: neue Akzente setzen, das Orchester vielleicht einmal Phil Collins statt „Oh mein Papa“ als Ouvertüre spielen zu lassen, aber dennoch klassischen Zirkus mit Pferden und anderen Tieren bieten.

Darüber – und über seine Blitz-Berufung zum Direktor vor einem Jahr – schreibt Geier-Busch in einem wunderbaren, sehr persönlichen Grußwort im gefalteten Programm-Plakat. Ein Unternehmen im Übergang und Aufbruch also, bei dem wir gespannt sein dürfen, was die Zukunft bringt – und das ist hoffentlich alte Stärke und frischer Wind zugleich.


Olga und Vladimir Slobodeniuk, Truppe Pavlov

Von wegen Programmheft-Grußwort: So ein bisschen mehr an persönlicher Note würde auch der Show selbst gut tun; nach wie vor fehlen Begrüßung und ein wenig Moderation, von den kurzen Abschiedsworten des Direktors im Finale abgesehen. Einen roten Faden im Programm gibt’s aber nach wie vor, nämlich die köstlichen Kabinettstückchen des Clownduos Olga und Vladimir Slobodeniuk, die schlicht zu den besten Manegenkomikern gehören und – mit Vladimirs Schlappseilnummer – auch ein artistisches Glanzlicht setzen. Von wegen Übergang und Aufbruch: Das Orchester ist nun wieder mit acht statt sechs Mann besetzt und ist dank sattem Sound, für mein Empfinden, neben den Clowns die größte Stärke von Busch-Roland 2005. Beim artistischen Reigen gefällt insbesondere Anna am Solotrapez, die nicht nur etwas kann, sondern sich auch mit ganz viel Charme präsentiert. Bewährt aus den vergangenen Busch-Roland-Programmen sind auch die „Kreuzflüge am Vierfachreck“ und die Salti und Schrauben am Russischen Barren, beides von der Truppe Pavlov gezeigt.


Rafal Teodor Gorniak, Maria Eleky, Rüdiger Probst

Neu dagegen sind die Antipoden-Arbeit von Maria Eleky, die sich ein wenig zu zurückhaltend präsentiert, und die präzisen Peitschen-Spiele von Olga Nikishina, die ihrem Partner etwa die Zigarre aus dem Mund schlägt – und zwischen den Tricks mit frechem Augenzwinkern stumm erklärt: Gelernt ist halt gelernt. Außerdem sind Konstantin Bessogonov und Partnerin Ivana mit Kostüm-Illusionen zu sehen, die nicht alle gleichermaßen überraschen. Rafal Teodor Gorniak, Tierlehrer mit freundlicher Miene, zeigt nach der Pause sieben Tiger in gemächlichem Tempo. Der beeindruckendste Trick: Zwei Tiger stehen auf Podesten, ein dritter überspringt beide nacheinander mehrfach. Gorniaks Schlusstrick ist ein Aufsitzer eines einzelnen Tigers. Für die weiteren Tierdarbietungen sorgt Rüdiger Probst: Seinem Exoten-Zug mit zwei Kamelen, zwei Lamas, Dromedar und Pony fehlt eine gehörige Portion Schwung; besser gefällt die temporeiche Freiheit mit sechs wunderschönen Andalusiern im zweiten Programmteil. Eines der Tiere präsentiert Probst zum Abschluss an der Longe als Steiger.

Insgesamt bietet Busch-Roland auch 2005 wieder ein sehenswertes Programm der klassischen Art, dem aber die ganz großen Höhepunkte fehlen. Trotzdem: Um Busch-Roland muss uns, dem Eindruck aus Aschaffenburg nach, für die Zukunft nicht bange sein.

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Text: Markus Moll; Fotos: Sven Rindfleisch