CHPITEAU.DE

Flic Flac - New Art 2006
www.flicflac.de ; 60 Showfotos


Wiesbaden, 24. September 2006: Nicht einmal ein Jahr ist es her, seit „Flic Flac“ zuletzt in Wiesbaden gastiert hat. Was hat sich getan in elf Monaten „New Art“? Um es vorweg zu sagen: Flic Flac bietet weiterhin ein Top-Programm, wie es in dieser Qualität bei den deutschen Reisezirkussen derzeit nur zwei weitere gibt. Zusätzlich wurde die Zeit für den Feinschliff genutzt. Die fließenden Übergänge zwischen den Nummern, das spektakuläre Opening mit Regenschauer aus der Zeltkuppel, einfach alles ist bis ins Detail stimmig und perfekt inszeniert. Gut tut dem Programm besonders der schräge Körperkünstler Barto, der sich auf urkomische Weise verbiegen kann – schön, dass es wieder mehr zu lachen gibt als nur das menschliche „Groß und Klein“ mit der riesenhaften Agnes Nemeth und ihrem mehrere Köpfe kürzeren Partner Roland Dittmar.


Agnes Nemeth und Roland Dittmar, Barto, Chinesentruppe

Wohltuende Fröhlichkeit in der bekennend düsteren Show vermittelt daneben ausgerechnet die große Gruppe Chinesen, die gleich mehrere spektakuläre Nummern auf die Flic-Flic-Bühne bringt: Die Artisten turnen auf Rhönrädern in den ausgefallensten Ausführungen, zeigen ganz klassisches Reifenspringen und gefallen insbesondere mit einer originellen Kombination aus Mastenklettern und Trampolinspringen. Das macht irrwitzige Ortswechsel von Stange zu Trampolin und zurück möglich. Allem Anschein nach haben die jungen Leute aus Fernost in der coolen Flic Flac-Welt die Zeit ihres Lebens.


Alona Jouravel, Fratelli Guidi, Szephan Leforestier

Die beiden Hand-auf-Hand-Künstler Guo Wei und Guo Chao wurden nach Beginn des Wiesbaden-Gastspiels von Pantomime Szephan Leforestier vertreten. Und dann ist der Ideenschmiede Flic Flac noch ein richtiger Knüller gelungen: eine Ballerina im Spitzentanz auf Armen und Kopf ihres Partners im Tanz-Duell mit drei Break-Dancern. Gerne sehen wir eine ganze Menge Bekannter wieder: Tatjana Kastein und Alona Jouravel im Handstand, Vitali Jouravel als Flugkünstler an Badetuch-Strapaten, die Top-Ikarier Sacha und Yuri Guidi...


Camadis, Jimmy Ibarra Zapata, Ira Rizaeva

...die erotische Jongleuse von Ira Rizaeva, Edina Tokar und Bernadett Stock mit dem lesbisch-riskant-provokanten „Body-Trapez“, den Kunstschützen Mario Sandoval Navarro. Dazu die spektakulären Klassiker Hochseil, Motorradkugel und Todesrad – bei letzterem ist es schon eine Lust, die entsetzten Publikumsreaktionen zu beobachten, wenn Jimmy Ibarra Zapata seine Wahnsinnssprünge auf dem Außenrad zeigt. Die verlassene Braut am Vertikalseil, Iana Suiarko, ist einem Zeitungsbericht zufolge übrigens schwanger – wie passend! – und tritt daher zurzeit nicht auf.

Nach dem Gastspiel an der Reduit in Mainz-Kastel, stand das schwarz-gelbe Zelt nun in der Innenstadt, auf den Reisinger Anlagen, gegenüber dem Hauptbahnhof, an einer viel befahrenen Hauptverkehrsstraße. Präsenter Kann ein Zirkus in einer Großstadt kaum sein. Der Weg ins Vorzelt führte auf einem eigens errichteten, mit Fackeln gesäumten Steg über einen Wassergraben hinweg: eine Zirkuskulisse, die man erfinden müsste, wenn es sie nicht schon gäbe.

__________________________________________________________________________
Text: Markus Moll; Fotos: Sven Rindfleisch