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Circus Krone - Tour 2006
www.circus-krone.de ; 100 Showfotos

Pforzheim, 20. Mai 2006: Was für eine Show! Die ganz großen internationalen Starnummern wie die Kraftakrobaten „Atlantis“ und die Ikarier „Fratelli Errani“. Die ganz großen Gruppen wie die Schleuderbrett-Truppe „Catana“, die Shaolin Kung-Fu-Truppe oder die „Borzovi“ mit ihrem neuen Luftschauspiel. Die ganz großen Bilder wie bei der Reise nach China oder im orientalischen Block mit Kamelkarawane, Hoher Schule, Zebrafreiheit und Reiterspielen. Das ist „Jubilee“, das neue Tourneeprogramm des Circus Krone. Welch ein Glanz, welch ein Glamour – zum Beispiel, wenn das Ballett die Showtreppe hinuntertanzt und sich Elefanten und Tänzerinnen als Musical-Stars präsentieren!


Krone-Ballett, Atlantis

Ehrfürchtig staunen, befreit auflachen, jubeln, klatschen, mit den Clowns singen, Gänsehaut spüren – nach einem dreistündigen Wechselbad der Emotionen entlässt uns „Krone“ glücklich und zufrieden. „Jubilee“ ist beinahe perfekt – und was nicht perfekt ist, ließe sich noch ändern: So ist die Musik vom Band hervorragend, nur wird sie zu leise abgespielt. Deshalb rockt die Show nicht so, wie sie könnte – und wenn das Ballett zu „We will rock you“ in Flüsterlautstärke auftritt, wirkt das eher albern.


Martin Lacey jun., Jana Mandana, James Puydebois

Vor Martin Laceys Löwen-Schau zeigt Krone nun einen Film über den jungen Mann, der sich seinen Lebenstraum vom Leben in Harmonie mit seinen Tieren und als Showstar erfüllt hat. Keine üble Idee, Lacey als Star des Unternehmens herauszustellen (auch wenn das eher Jana Mandana als designierte Direktorin sein sollte). Das Publikum feiert Laceys Auftritt dann auch mit frenetischem Applaus. Aber: Der folgende, zweite Film über King Tonga und die anschließende Spiegelkugel-Rundfahrt mit dem weißen Löwen sind zu viel des Guten, zu langatmig, und werden vom Publikum nicht mehr honoriert. Lacey täte sich einen Gefallen damit, dies wegzulassen. Ein bisschen dürftig ist die Pferdefreiheit, wie sie seit Saisonbeginn von Jana Mandana gezeigt wird: erst acht Palominos, danach – nicht gleichzeitig – acht Friesen, schließlich ein Da Capo-Pony. Bleibt zu hoffen, dass Christel-Sembach Krone doch noch mit dem angekündigten „grandiosen Pferdekarussell“ und „Dressur-Potpourri der Extraklasse“ in die Manege zurückkehrt – oder eine andere Lösung gefunden wird. Schließlich wäre Jana Mandana mit ihren Auftritten in der Elefantennummer, mit den Zebras und mit der Hohen Schule auch ohne Pferdefreiheit gut beschäftigt. Im Übrigen ist die erste Hälfte des Programms vielleicht noch einen Hauch stärker und dichter als die zweite. Aber genug der Mäkelei.


Shaolin Kung Fu, Showgirl, Tony-Alexis-Familie

Wer kennt das nicht?: Die Begeisterung ist am größten, wenn man am wenigsten erwartet hat. Ich hatte vor der Show gehofft, dass die Chinesen mit den „sensationellen Kampfspielen“ an diesem Tag Überstundenausgleich oder so etwas nehmen würden. Wie man sich täuschen kann: Die Nummer ist ungeheuer stimmungsvoll, ja: Arlette-Gruss-würdig inszeniert und, eben wider Erwarten, nicht unästhetisch, aber dafür irrsinnig spannend und spektakulär – zum Beispiel, wenn ein Artist auf einem Nagelbrett liegt und ein anderer eine Betonplatte auf seiner Brust zertrümmert, mit dem Vorschlaghammer. Bravo! Ebenso viel besser als erwartet: die Toni-Alexis-Familie mit ganz klassischem, aber umso lustigeren Zirkus-Spaß. Es ist aber nicht nur das Programm, das glänzt. Das ganze Unternehmen präsentiert sich top-gepflegt, und schon während des Einlasses, während das Riesenrund sich gut zur Hälfte füllt, sind wir beeindruckt. Das sechs Jahre alte Chapiteau sieht aus wie neu, nirgends blättert Farbe; der rote Samt der mit Platznummern bestickten Polsterstühle und der Vorhänge sorgen für gehobenes Ambiente. Während es draußen in Strömen regnet, blitzen drinnen die blankgeputzten Schuhe der freundlichen Platzanweiserinnen, die uns bis zu unserem Sitzplatz führen. Es stimmt eben: Krone bleibt Krone.

Wie Christel Sembach-Krone und ihre Mitarbeiter den Glanz und die schiere Größe dieses Unternehmens bewahren, dem gilt mein tiefer Respekt, meine Bewunderung und Hochachtung. „Krone“ hat in stürmischer Zeit ein neues Programm geschaffen – wohlbemerkt eines für Jahre und nicht nur für ein Weihnachtsgastspiel oder dergleichen –, das einmalig ist. Andere sparen, wo es nur geht, Krone setzt im Vergleich zu den letzten Jahre noch einen drauf. Hut ab!

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Text: Markus Moll; Fotos: Sven Rindfleisch