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Manege - Tour 2006
www.zirkus-renz.eu

Kleve, 20. April 2006: Anders als seine Brüder verzichtet Henry Renz mit seinem Circus Manege auf exotische Tiere und setzt auf eine modern inszenierte Circusshow ohne lange Übergänge und sonstige Störungen. Dass er damit eine Marktlücke erfolgreich füllt, wurde bereits in den letzten Programmbesprechungen deutlich gemacht. In wie weit hat sich nun das Programm voll „ausgefeilter Artistik, Zauberei, Comedy und Jonglage“ im Gegensatz zum Vorjahr verändert? Neues Gesicht der Show ist das Duo „I Baccala“ aus der Schweiz mit seinen humorvollen und gleichzeitig artistisch hochwertigen Intermezzi. Camilla Pessi ist dabei der wirkliche Star, ohne ihren männlichen Mit- und Gegenspieler Simone Fassari aus dem Rampenlicht zu spielen.


I Baccala

Herrlich sind ihre „Leiter-Querelen“, bei denen die beiden mit einer Leiter durchs Gradin ziehen und dabei so mancher Kopf im Weg ist. Rechtzeitig zum Finale und nach unzähligen Auftritten zwischen den artistischen Nummern sind die beiden dann, nach Startproblemen, doch noch zu Publikumlieblingen geworden.


Aida, Kublai Khan, Szebasztian Richter

Die anderen Nummern sind ähnlich dem 2005-Programm: So fängt die Show mit den Trampolin-Springern „Tramp’s Olinos“ (Truppe Aniskin) im Blues-Brother-Stil an. In der zweiten Hälfte arbeitet die Truppe außerdem unter ihrem Originalnamen am Reck inklusive Trampolin. Diese Nummer weiß zu begeistern und ist einer der Höhepunkte. Das Programm wird auch in diesem Jahr von zwei großen Gruppen und mehreren Soloartisten dargeboten. Die zweite Gruppe ist die Truppe „Kublai Khan“, die sowohl auf dem zweifachen Hochseil im UV-Licht als auch mit „Mastenakrobatik an Seilen“ zu sehen ist und im letzten Jahr noch als „Murat and Company“ auftrat. Meistbeschäftigter Soloartist ist Szebasztian Richter, der sowohl als Jongleur mit bis zu fünf Keulen oder sechs Reifen (ebenfalls im UV-Licht) als auch in einer leider nicht unbedingt überzeugenden, weil leicht auszuwechselnden Illusionsnummer auftritt. Aida fasziniert auch in diesem Jahr mit ihrer Kontorsions-Arbeit kombiniert mit Bogenschießen.


Szebasztian Richter

Außerdem zeigt das Mitglied der „Kublai Khans“ zusammen mit Krisztina Richter eine Luftnummer am doppelten Solotrapez, die in der besuchten Vorstellung leider kaum synchron wirkte. Einziger Solo-Artist mit nur einer Nummer im Programm ist Rustam im und am Würfel. Dass die Fälschung besser ist, als das Original ist zwar selten – doch hier stimmt’s: „Ronaldo und Co.“ nennt sich diese Nummer am Vertikalseil mit Hundestörung, die ihren ganz eigenen Stil hat. So arbeitet Bianca Renz fast eine komplette Vertikalseilnummer mit allen Tricks bevor der Hund stört. Und dieser ist recht „böswillig“: Er begnügt sich nicht mit dem Seil, nein er will auch noch Schuhe, Hose und sogar Unterhose seines Herrchen (Szebasztian Richter) haben. Die Haustiernummer von Henry Renz ist dagegen heuer nicht zu sehen.


Rustam

Keine Frage: „Manege“ bleibt sich treu! Gute Live-Musik und Lichttechnik sowie nette Regieeinfälle sorgen für eine moderne Inszenierung. Dank starker Höhepunkte wie den „Terrierturbulenzen am Seil“, den Reckakrobaten der Truppe Aniskin sowie allen voran „I Baccala“ bekommt das Programm seinen verdienten Applaus, in den sich sogar Bravo-Rufe mischen. Es bleibt also unterm Strich auch in diesem Jahr: „Manege“ ist Unterhaltung für die ganze Familie jenseits der üblichen Circusklischees, gefeiert von Publikum und Presse.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Sven Rindfleisch