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Zirkus Probst - Tour 2006
www.zirkusprobst.de

Bergen, 26. Juli 2006: "Herausragende Tierdressuren, internationale Spitzenartistik und lustige Clownerie" verspricht Moderator Marko Morling in seiner Ansprache, während er auf Co-Moderatorin Regine Wohlfahrt wartet. Beide sind zum Tanzen verabredet. Bis dahin dauert es allerdings dann noch begeisternde zweieinhalb Stunden. "Herausragende Tierdressuren" - gerade für diese ist der Zirkus Probst bekannt. Und so wundert es auch nicht, dass allein fünf Tiernummern im Programm zu sehen sind. Jessika Probst präsentiert dieses Jahr erstmals zusammen mit ihrer Mutter Mercedes die große Pferde-Revue inklusive dem 20er-Zug Ponys und etlichen Steigern.


Jessika, Mercedes und Rüdiger Probst

Auch die Haustiere werden von dem Duo - hier unterstützt von Patrick - zu Tricks wie Balkenlauf und Pyramide animiert. Die Vielseitigkeit von Mercedes wird deutlich, wenn auch Wildschwein und Zwerghühner sich in der Manege zeigen. Genauso selten in Circusunternehmen zu sehen wie Wildschwein und Zwerghühner sind die beiden Elenantilopen, die zusammen mit Zebras, Kamelen und Lamas im Exotentableau von Rüdiger Probst auftreten. Unterstützt wird er dabei von den Trampolin-Springern der hauseigenen Truppe International.


Spanisches Bild, Rüdiger Probst mit Tigern

Die zehn sibirischen Tiger - "der Stolz der Familie" - sind in der besuchten Vorstellung nicht gut gelaunt, weigern sich einige der Tricks zu machen. Erst nachdem ein paar Störenfriede den Käfig verlassen haben, kommt wieder Ruhe hinein. Die Sprünge durch den beleuchteten Reifen klappen ohne Probleme. Viel Beifall für Rüdiger Probst bei dieser für beide Seiten - Publikum wie Tierlehrer - nervenaufreibenden Darbietung mit Happy End. Mit ihrer Andalusier-Schau samt einigen Steigern und einigen Schritten Hoher Schule beweist Mercedes Probst, dass sie eine Pferdefachfrau ersten Ranges ist.


Gin Tonic, Truppe Aliev

"Internationale Spitzenartistik" - Mit der russischen Truppe Aliev und den nationalen Kontrahenten Christoph (mit Äqulibristik) und Patrick (an den Strapaten) ist zwar die Länderauswahl beschränkt, die Leistungen schmälert dies aber keineswegs. Die Idee dem Nachwuchs der Berliner Artistenschule eine Chance zu geben, ist allemal lobenswert, doch wirklich überzeugen kann in meinen Augen allerdings nur die Strapaten-Arbeit von Patrick. Die Truppe Aliev - mit russischem Barren und Schleuderbrett - zeigt dagegen zum Teil ungewohnte Sprünge, aber auch Klassisches: den 2-fachen Salto (Barren) und 4-Mann-Hoch (Schleuderbrett). Und weiß zusätzlich durch eine gute Inszenierung zu begeistern. Vieleicht etwas zu herb das Duo Gin Tonic - für die "lustige Clownerie" im Programm zuständig. Zwar sind ihre Einfälle originell (z.B. Tellerjonglage als Polterabend) und beweisen, dass Dieter Bohlen durchaus auch in die Manege passt, doch zum Lachen wird das Publikum in der besuchten Vorstellung kaum hingerissen.

Gewarnt vor einem Kulturschock, war das, was da war, eher Kulturgenuss: Höfliche Menschen von der Kasse über Eingangspersonal bis zum Tierlehrer, alle einheitliche Kleidung (sogar die Tierpfleger im Pausen-Zoo), sauberes Material, familienfreundliche Preise, und ein gutes Programm. Zirkus Probst 2006 - das ist wirklich "herausragende Tierdressuren, internationale Spitzenartistik, lustige Clownerie" - kurz: Circusgenuss. Kulturgenuss. Ach ja - getanzt wurde dann im Finale auch noch. Kein Walzer à la Roncalli, sondern schmissiger Rock'n'Roll.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Andreas Ehrhardt, Zirkus Probst