David Larible, Gensi
Heuer ist es an David Larible, die
Zuschauer in ihrem Innersten zu berühren. Als
Requisiteur, der unfreiwillig zum Clown wird,
immer mehr Gefallen an seinem neuen Job findet
und schließlich am Ende der Show unter dem
Seufzen des Publikums seine Clownsnase wieder
absetzen muss, spinnt der Ringling-erprobte Clown
den roten Faden. Zur Hand geht ihm Weißclown
Gensi mit einem Best-of der aus dem letzten Jahr
bekannten Entrees. So eröffnet seine köstliche
Parodie einer Pferdefreiheit die Araber-Dressur
von Sarah Houcke. Die größten Lacher erntet
aber natürlich Larible mit den bekannten Szenen:
Oper und Orchester. Auch, wenn ich
Mitmachclownerie eigentlich gar nicht mag, muss
ich eingestehen: Larible ist eine Wucht. Selten
einen Clown gesehen, der sein Publikum in solch
ekstatische Begeisterung versetzt. Endlich mal
wieder eine Clown, über den man herzhaft lachen
kann. Da stört es auch nicht, dass Bernhard Paul
nur noch höchst selten als Zippo auftritt.
Konstantin Mouraviev, Sorellas, Picasso junior
Nicht weniger hochklassig ist die
gezeigte Artistik. Zum Glück legt Bernhard Paul
bei der Auswahl der Künstler wert darauf, stets
Darbietungen mit dem gewissen Extra zu
engagieren. Und so sieht man bei Roncalli auch in
diesem Jahr keine Leistungsschau fremdgesteuerter
Roboter mit verkrampften Mienen, sondern
Weltklasseartistik dargeboten von Künstlern,
denen man ansieht, dass sie ihren Job wirklich
lieben. Nehmen wir den Wahnsinnsjongleur Picasso
junior. Er jongliert nicht nur fünf
Ping-Pong-Bälle mit dem Mund, sondern stürmt
auch mit Tellern jonglierend durch das Publikum
und versprüht gleichzeitig ansteckende
Lebensfreude. Oder die Sorellas: Trotz
waghalsigster Abfaller am Trapez versäumen sie
es nicht, durch Körpersprache und kleine Gesten
einen direkten Draht zum Publikum aufzubauen.
Donnernder Beifall ist ihnen ebenso gewiss wie
den weißrussischen Antipoden-Zwillingen Maryna
und Svetlana Tsodikovi, die zu Riverdance-Musik
ein antipodistisches Feuerwerk abbrennen und bis
zu vier Teppiche mit den Füßen jonglieren. Mein persönliches Highlight aber
sind die Boytsov. Deren Stangenwurfnummer vor
allem dadurch besticht, dass ihr Springer bis zu
drei verschiedene Sprünge hintereinander zeigt.
Ohne Abzusetzen! Und wo sieht man schon mal einen
dreifachen Salto, der ohne helfende Hände
traumhaft sicher gelandet wird. Die
folkloristische Musik dazu ist vielleicht
Geschmacksache, in meinen Augen verstärkt sie
den Charme der Nummer aber ungemein. Höchst
charmant ist auch Konstantin Mouravievs
Rhönrad-Comedy.
Sarah Houcke, Iryna
Pitzur, Yuri Voldochenkov
Die Hula-Hoop-Nummer von Iryna
Pitzur gewinnt durch originelle Präsentation und
kontorsionistische Einlagen. Die Jongleuse
Ludmilla nach den Antipoden-Zwillingen
platziert droht dagegen etwas
unterzugehen. Dabei jongliert sie sehr
beachtlich: Bis zu acht Bälle. Und tierische Akteure? Die sind
bei Roncalli seit Jahren leider auf Pferde
beschränkt. In diesem Jahr präsentiert Sarah
Houcke absolut souverän einen 6er-Zug weißer
Araber. Schöne Lauffiguren wechseln sich mit
diversen Steigern ab. Deren Feinheiten sicher
noch mehr zu würdigen wären, wenn nicht Frau
Houcke von der eigentlichen Nummer immer so sehr
ablenken würde. Tierisches Highlight ist ganz
klar die feurige Hohe Schule. Yuri reitet wie der
Teufel, zeigt schwierigste Hohe Schule Tricks,
und das Beste: Er reitet das Pferd ohne Zaumzeug.
Das muss man gesehen haben! |