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Circus Royal - Tour 2007
www.circusroyal.ch ; 25 Showfotos

Weinfelden, 3. März 2007: Nachdem schon für 2006 eine Wassershow geplant, dann aber kurzfristig wieder aufgeschoben wurde, bietet Royal dieses Jahr nun tatsächlich Wassercircus in der Schweiz. Obwohl die Voraussetzungen für die Première nicht optimal waren (die letzten Artisten trafen einen Tag vor der Première ein, ebenso das Orchester, Proben die ganze Nacht bis kurz vor die Premièrenvorstellung, Regen und aufgeweichter Platz, etc.) darf doch von einem gelungenen Start gesprochen werden, waren von vier Vorstellungen drei komplett ausverkauft.


Pierino und Olga

Eine knappe Woche später in Zürich waren schon etliche Unebenheiten im Programm behoben und die Show begeisterte auch hier das Publikum. Gespannt war man natürlich darauf, wie das Programm ankommen wird, nachdem die jahrelange Garanten für Komik und Lachen – Gaston und Roli – dieses Jahr nicht mehr dabei sind. Ich muss sagen, auch ich war sehr skeptisch, wie Pierino in der Royal-Manege zurechtkommen würde. Und ich muss sagen, er hat mich überzeugt. Pierino und seine Partnerin Olga spinnen den Roten Faden durchs Programm, geben ihm einen Rahmen und passen mit ihren poetischen Zwischenspielen hervorragend in die Inszenierung.


Klara Janecek, Oliver Skreinig, Truppe Lipschak

Doch nun der Reihe nach. Olga und Pierino animieren das Publikum schon vor Programmbeginn, weisen auf originelle Weise auf das Rauchverbot oder das Ausschalten der Handys hin. Nach dem Opening durch das grosse 9-Mann/Frau starke Orchester unter Krzystof Kendziora auf dem neuen Orchesterpodium über dem Artisteneingang und der Präsentation aller Artisten durch Circusdirektor Oliver Skreinig öffnet Olga Pierinos Herz und er schenkt ihr dafür seines. Oliver Skreinig wird dieses Jahr in der Ansage unterstützt durch Klara Janecek und gemeinsam geben sie die Manege frei für das Trio Serguej Lipschak am russischen Barren. Eine sichere Arbeit, witzig verkauft, welche beim Publikum schon für rhythmisches Mitklatschen sorgt. Oliver Skreinig präsentiert danach das Tierpotpourri des Circus Royal mit exotischen Rindern, Esel, Nandus, Zwergflusspferd ‚Trixi’, Ziegen, Kamelen und Lamas.


Max Weldy

Olga und Pierino nehmen das Thema mit Pierino als Nilpferd und Olgas Steptanz wieder auf. Danach zeigt Alla aus der Truppe Lipschak eine ruhige Arbeit am Ringtrapez zu Livegesang der ukrainischen Sängerin Oleksandra Clyba. Etwas mehr Lächeln würde die Nummer noch um einiges aufwerten. Danach geht es temperamentvoll weiter mit Klara J., deren Eltern übrigens für das Equipment der Wassershow im zweiten Teil zuständig sind, und ihren Antipodenspielen mit Feuerbällen, bis zu 6 Fußbällen sowie Teppichen. Darauf möchte Olga auf der Handharmonika konzertieren, wird aber unterbrochen durch Pierino in seiner Riesenhandharmonika. Vor der Pause noch Max Weldy auf dem Trampolin und Sprungturm mit allerlei Eskapaden, welche das Publikum zum Lachen bringen. Mit seinem als Wasserbassin geschmückten Trampolin eine gekonnte Überleitung für den zweiten Programmteil.

Dieser beginnt nach dem Umbau in der Pause und dem Opening durch das Orchester wiederum mit Pierino, welcher mit einer kleinen Giesskanne versucht, das große Becken mit Wasser zu füllen. Erst durch Olgas Hilfe mit dem Zauberstab ergiesst sich dann das Wasser aus dem Munde Neptuns vom Orchesterpodium in die Manege. Dazu zeigen die zwei Sergej-Brothers kraftvolle Hand-auf-Hand-Akrobatik vom Feinsten. Nur ihre dunklen Kostüme wirken etwas unpassend in diesem Bild. Darauf hin versucht sich Oliver Skreinig mit der Taubendressur auf einem schwimmenden Schloss als Mozart – für mich ein ungewollt komischer Anblick. Pierino und Olga gewinnen der traditionellen Nummer der Chinesen mit drehenden Tellern eine ganz neue Seite ab, indem sie an Stelle der Teller verschiedene Formen von Scheiben auf Stäben rotieren lassen. Leider etwas ungünstig vor dem Orchester platziert arbeitet Ramon Kathriner eine kurze Arbeit an den Strapaten, bevor Olga und Pierino mit einem weiteren musikalischen Intermezzo aufwarten.


Sergej-Brothers


Pedersens Seelöwen, Pierino, Ramon Kathriner

Die beiden Seelöwen der Familie Pedersen begeistern dann vor allem die Kinder, auch wenn sie nicht sehr leistungsstark sind. Daneben und nicht zeitgemäß finde ich, dass dann eine ‚Zuschauerin’ unfreiwillig baden gehen muss. Die Pinguine drehen anschließend eine Runde auf der Piste und rutschen anschließend ins Wasser, wo sie sich bis zum Ende der Vorstellung tummeln dürfen. Dann folgt für mich der schönste Auftritt von Pierino und Olga. Mit Hilfe des Publikums und einer langen Stange jonglieren sie von der Insel aus drei Riesenballone zu wunderschöner Musik, derweil rund um die Insel kleine Fontänen plätschern. Seinen zweiten Auftritt führt Ramon Kathriner über das Schrägseil in die Kuppel, wo er seine vom letzten Jahr bekannte leistungsstarke Hochseilartistik mit etlichen Schwierigkeitsgraden zeigt. Tanzende Fontänen zu Walzerklängen leiten über zu einem kurzen Finale und den Abschiedsworten von Oliver Skreinig. Während die ukrainische Sängerin zusammen mit dem Orchester das Publikum verabschiedet, verlässt dieses zufrieden das gut zweistündige Programm.

Fazit: vor allem der erste Programmteil wirkte schon von Anfang weg kompakt und stimmig. Beim zweiten Teil dürfte das Element Wasser, welches ausser bei Pierino und den Seelöwen ungenutzt bleibt, noch besser einbezogen werden. Auch der Einsatz des Lichts lässt noch zu wünschen übrig. Ich bin aber überzeugt, dass nach einzelnen Verbesserungen Royal mit diesem aufwändigen Programm in der Schweiz sicherlich Erfolg haben wird, zu wüschen wäre es ihm.

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Text und Fotos: Alexander Leumann