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Circus Barelli - Tour 2008
www.circusbarelli.com ; 40 Showfotos

Frankfurt am Main, 1. Februar 2008: Er hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Entwicklung genommen, der Circus Barelli der Familie Spindler. Die Plakatwerbung beim Gastspiel in Frankfurt zum Start der Tournee 2008 ist ebenso professionell wie die zugehörige Pressearbeit. Von Außen macht das Unternehmen einen properen Eindruck. Die große Zeltstadt mit dem Barelli-Palast als Mittelpunkt ist großzügig aufgebaut. Dass das Chapiteau nicht mehr fabrikneu ist, sieht man erst aus unmittelbarer Nähe. Vom Vorzelt aus gelangt der Besucher durch einen Tunnel in das üppig mit Kronleuchtern und Lichtbögen dekorierte Spielzelt.

In der Manege ist die runde Bühne aufgebaut, welche im Verlauf der Vorstellung des öfteren in die Luft gezogen und wieder herabgelassen wird. Der prächtige Artisteneingang ist noch verhüllt. Wenig später wird dort auch das 10-köpfige Orchester mit Sänger zu erleben sein, welches enorm zur Gesamtwirkung der Show beiträgt. Ebenso wie das aufwendige Lichtdesign. Neuerdings kommen hier einige Scanner zum Einsatz. Das Programm selbst besteht aus drei Darbietungen mit Pferden und drei weiteren Tiernummern, die anderswo zu einem einzigen Exotentableau zusammengefasst werden würden. Dazu – größtenteils engagierte - Artisten und ein Clown, der unterschiedliche Reaktionen hervorruft.


Franz Barelli

Die Vorführung der Tierdarbietungen liegt komplett in den Händen der Familie Spindler. Dabei hat Franz, der jüngste Sohn der Familie, den größten Anteil. Zunächst präsentiert er eine große Herde mit Dromedaren und Kamelen, wobei drei der Kamele zusammen mit drei Friesen eine interessante Laufarbeit zeigen. Alle Tiere sind prächtig geschmückt, sogar die Kamele tragen Federschmuck auf dem Kopf. Ergänzt wird das Schaubild von Figuranten in orientalischen Kostümen und einem Feuerspucker. Später im Programm zeigt Franz die Giraffe „Massai“ in Kombination mit einem Zebra und in einem weiteren Auftritt das neu erworbenen Flusspferd „Hannibal“. Dieses setzt sich auf Kommando in den Manegensand, dreht sich auf seiner Tonne und zeigt für einen Kopf Salat gerne die Zähne. Elegant dirigiert Rolina Spindler den gut laufenden Achterzug bestehend aus braunen und weißen Hengsten, der ursprünglich von der Familie Scholl erworben wurde.


Ramona Barelli, Salima Folco, Rolina Barelli

Ramona, die Tochter des Hauses  reitet, begleitet von einer Tänzerin, ihre Hohe Schule auf prächtigen Pferden. Das Geschirr der Vierbeiner sowie die Kostüme der Damen sind elegant aufeinander abgestimmt. Höhepunkt des Tierprogramms ist zweifelsohne die Präsentation des Zwölferzugs Friesen, die der Chef des Hauses Harry Barelli geradezu zelebriert. Die Pferde kommen frisch gestriegelt und in polierten Geschirren in die Manege, ihr Vorführer im edlen Frack. Die Nummer selbst läuft routiniert. Dazu gibt es zahlreiche da capi: ein Groß und Klein, diverse Steiger und ein besonders biegsames Pferd. Damit die Tiere des Circus Barelli genug Futter bekommen wird das Publikum wortreich aufgefordert, die Tierschau zum Preis von 5,- € zu besuchen. Die inzwischen schon legendäre Ansage vor der Pause liegt diesmal wieder bei Franz Spindler. Inzwischen ist sie etwas weniger ausschweifend. So scheint man sich bspw. von der Heiligen Kuh aus Indien getrennt zu haben. Hörenswert ist sie aber noch immer. Die meisten der weiteren Moderationen liegen ebenfalls beim jüngsten Spindler-Sohn. Und Salima Folco, je nach Quelle die Direktorin des Hauses, zeigt ihre Kür an zwei weißen Tüchern.


Taskenbaev, David Kost, Duo Romanov

Im ersten Teil erleben wir außerdem das Duo Romanov an der Ringperche. Ihre Tricks sind durchaus sehenswert, die Präsentation allerdings nicht mehr ganz zeitgemäß. Vor der Pause bauen die Tashkenbaev zu viert ihre Pyramiden auf dem Hochseil. Neu ist dabei die Fahrt der Tochter mit dem Einrad über das Seil. Direkt nach der Pause zeigt David Kost am Washingtontrapez teilweise recht riskante Tricks. Als Schlussnummer nicht ganz so glücklich gewählt ist das Jongleur-Duo in moderner Aufmachung, welches auf der Bühne mit Ringen sowie Keulen arbeitet und in der ersten Vorstellung noch eine gute Portion Premierennervosität zeigt.


Timmy Barelli

Kommen wir zur Komik. Die liegt bei Barelli schon seit vielen Jahren in den Händen von Timmy, der, wie bereits anfangs erwähnt, unterschiedliche Reaktionen hervorruft. Während ihm die FAZ bescheinigte, dass er die die Grundregel eines jeden August nicht beachte, dass nämlich der Clown und nicht der Zuschauer als der Dumme erscheinen muss, kommt er mit seinem nicht immer jugendfreien Scherzen bei der Mehrheit des Publikums ausgesprochen gut an. Beim Finale erhält Timmy stets den stärksten Applaus. Auch wenn die Reprisen nicht immer unbekannt sind, hat er seinen weitgehend eigenen Stil entwickelt. Als Mit- bzw. Gegenspieler dienen ihm der Bassist des Orchester und ganz besonders sein Bruder Franz. Mit ihm zusammen gelangt sogar „O sole mio“ als Duett zur Aufführung.

Eine eigene Nummer ist das Finale zu Samba-Rhythmen. Alle Mitwirkenden haben sich noch einmal in Schale geschmissen, die Choreographie ist stimmig und es regnet zunächst bunte Papierschnipsel, später noch ein Feuerwerk. Das Orchester spielt ein letztes Mal fulminant auf und die Show ist erst vorbei, wenn Harry Barelli seine beiden Söhne per Umarmung (Timmy) bzw. Handschlag (Franz) zum gemeinsamen Verlassen der Manege trifft.

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Text: Stefan Gierisch; Fotos: Stefan Gierisch, Tobias Erber, Friedrich Klawiter, Sven Rindfleisch