Orchester in Sgt. Pepper-Uniformen, Finale, Opernball-Szene
Chapiteau.de hat Roncalli-Direktor Bernhard Paul exklusiv
befragt. Demnach sollte das neue Material, Zelt und
Pavillon-Vorbau, ursprünglich das erste Mal beim „Heimspiel“ in
Köln eingesetzt werden. Dann aber musste Roncalli bekanntlich
Fußgängerwege quer über den Neumarkt freihalten und hatte
folglich zu wenig Platz zur Verfügung. „Der neue Vorbau für das
Vorzelt steht im Winterquartier in Köln, man kann ihn dort auch
fotografieren“, sagt Bernhard Paul. Nur benötige der Pavillon
zehn bis zwölf Meter zusätzlichen Platz, und der stehe auf den
meisten Plätzen in dieser Saison – in Köln wegen der
kurzfristigen „Platzverkleinerung“, außerdem auch in Lübeck und
Kiel – schlicht nicht zur Verfügung. Und extra für Karlsruhe
wollte man den Pavillon nicht durch halb Deutschland
transportieren. „Es ist ja nicht so, dass unser Circus nicht
auch so schon optisch beeindruckend wäre. Der Pavillon ist ein
zusätzlicher Luxus, den wir einsetzen, wenn es geht.“
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, das gilt nach Pauls Worten
auch für das neue Roncalli-Zelt. Dies werde keine Sturmstangen
mehr haben, sagt Bernhard Paul, und daher würden die
Abseglungen mehr Platz benötigen – der auf dem Kölner Neumarkt
aus genannten Gründen nicht mehr zur Verfügung stand. „Ich
wollte das neue Zelt für Köln haben, aber nachdem das nicht
ging, habe ich der Zeltbaufirma gesagt, dass sie sich noch Zeit
lassen können.“ Nächstes Jahr soll es dann auf jeden Fall so
weit sein: Das neue Zelt, in anderer, aber noch geheimer
Farbgebung, soll laut Bernhard Paul mit auf Tournee gehen und
bessere Sicht bieten: Paul will das Gradin so drehen, dass die
vier Masten in den Aufgängen stehen. Weder Masten, noch
Sturmstangen werden damit den Blick von der Tribüne aus
einschränken. Außerdem wird möglicherweise der Artisteneingang
mit dem hydraulisch absenkbaren Orchesterpodium wieder
eingesetzt werden. Bernhard Paul möchte diesen allerdings
umdekorieren lassen: vom spanisch angehauchten Aussehen hin zum
barocken Stil. Auch zur Frage, was aus der angekündigten „Flower-Power“-Programmgestaltung
geworden ist, hat Bernhard Paul geantwortet. „Wir sind ja kein
Theatercircus, und deshalb kann trotz des Mottos nicht jeder
Artist Blumen im Haar tragen. Wir haben beim Programm ‚All you
need is laugh’ ein Thema, die Beatles-Musik, das sich immer
wieder in Erinnerung ruft: Wir fangen mit Beatles-Musik an und
hören damit auf, und zwischendurch klingt sie immer wieder an.
Es wäre aber an den Haaren herbeigezogen, jeder Nummer
Beatles-Musik aufzuzwängen.“
David Larible,
Bellisimo, Maryna und Svetlana
Wie aber
ist es nun, das Roncalli-Programm 2008? Zum einen gar nicht
wesentlich anders als 2007. Nach wie vor gibt Starclown David
Larible in der kleinen Rahmenhandlung den Requisiteur, der
zufällig in die Rolle des Clowns stolpert – und seinen Job so
gut macht, dass er es bleiben darf, der „Orchester“- und der „Opern“-Szene
sei Dank. Nur das Kölner Publikum, das Laribles Auftritte ja
schon kannte, bekam statt der Orchester-Szene eine
Teller-Komödie serviert. Auch Weißclown Gensi ist weiterhin im
Programm und zeigt unter anderem seine Persiflage auf eine
Pferdefreiheit mit zwei menschlichen Akteuren im Ross-Kostüm.
Einige artistische Darbietungen wurden aus dem Vorjahr
übernommen. Die Antipodistinnen Maryna und Svetlana lassen
weiterhin mit wilder Entschlossenheit ihre Teppiche fliegen, bis
zu acht Stück gleichzeitig auf allen Händen und Füßen, die
Kostüm-Illusionisten vom Duo Minasov wechseln wohl konkurrenzlos
schnell ihre Kleider, und Victor Minsaov unterhält nach wie vor
prächtig bei seinem Zweitauftritt im Ballon. Bewährt sind auch
die Kraftakrobatinnen und Kontorsionistinnen des Trio Bellisimo,
nun allerdings auf einem neuen, verschiedenfarbig leuchtenden
Tisch, und die komische Rhönrad-Abspecknummer von Konstantin
Mouraiev. In Karlsruhe waren noch die Azzario-Sisters mit ihrer
beeindruckenden Kopf-auf-Kopf-Darbietung im Programm, bei der
eines der Mädchen eine Leiter übersteigt, während ihre Schwester
dabei auf ihrem Kopf steht, im einarmigen Handstand.
Mittlerweile wurde die Nummer wie angekündigt durch
Handstand-Wunder Encho Keryazov ersetzt, dessen Künste wir auch
unbesehen sensationell nennen dürfen.
Ruslan Urunov, Darren Burl,
Alan Sulc
Freilich
gibt es auch Neues. Ein echter Glücksgriff ist der amerikanische
Seifenblasen-Künstler Darren Burl. Er braucht keinen Pustering,
sondern erzeugt seine Seifenblasen nur mit der geheimnisvollen
Seifen-Mixtur und bloßen Händen, zwischen seinen Fingern
hindurch. Als ob das nicht zauberhaft genug wäre, lässt er
kleine in großen Seifenblasen schweben, füllt sie mithilfe eines
geheimnisvollen Apparates mit Rauch oder lässt einen kleinen
Plastikfisch in einer Seifenblase schweben. Grenzenloses
Staunen. Einzige Tiernummer im Programm und ebenfalls neu ist
die doppelte Hohe Schule des Duos Urunov: Ruslan reitet auf
seinem Schulpferd, seine Frau Elena lenkt ihr Pferd von der
zweirädrigen Kutsche aus. Mit im Spiel sind auch drei Windhunde,
die unter anderem an den Pferden emporspringen – eine
historisierend-elegante Darbietung, die wie für Roncalli gemacht
ist. Schade nur, dass es in diesem Jahr nicht zusätzlich noch
eine Pferdefreiheit zu sehen gibt. Dritter Neuzugang ist Alan
Sulc: Die Bodenjonglage des jugendlichen Spitzenkönners mit bis
zu neun Bällen ist technisch schon seit Jahren auf allerhöchstem
Niveau, nun wurde die Darbietung vom Techno-Sound befreit und
für Roncalli in ein neues musikalisches Gewand aus rasanten
„Lord of the Dance“-Klängen gehüllt, das die Nummer nochmals
aufwertet und Alans Tanzschritten die Zappeligkeit nimmt. Ein
echtes Highlight. Neuerung Nummer vier ist das Duo Bobrov: Auf
ungeahnte Weise nutzen Oxana und Vitaly ihr Vertikalseil, das
sich hier auch heben und senken kann.
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