Punkten gegenüber
deutschen Familiencircussen kann der Circo di Praga freilich
auch in puncto Stil. Das fängt bei den auffälligen rot-weißen
Zeltanlagen sowie dem ordentlichen, wenn auch betagten Fuhrpark
an, geht über die ideenreiche Präsentation der Show (Licht,
Ansager, Ballett, fantasievolles Charivari und Finale) und endet
bei geschmackvollen Kostümen, wie wir sie auch von in
Deutschland engagierten italienischen Artisten gewohnt sind.
Dass uns di Praga dennoch nicht in Gänze überzeugt hat, lag in
erster Linie an der Musikauswahl, die zwar stets künstlerisch
wertvoll, aber selten mitreißend und damit auf Dauer etwas
ermüdend war.
Duo Brinati |
Wenn man
ehrlich ist, gelingt es erst Priscilla Errani mit ihrer
fulminaten Hula-Hoop-Show im sexy Spinnenoutfit das nicht
besonders zahlreich erschiene Publikum aus der Reserve zu
locken – und das als vorletzte Nummer. Dabei ist es nicht
so, dass sich die vorher gezeigten Nummern leistungsmäßig
verstecken müssten. So bleibt etwa die Arbeit des Duo
Brinati am Haltestuhl, inklusive Genickhang-Wirbel in
Erinnerung. Alle weiteren artistischen Nummern sind
Solo-Darbietungen. Drei davon (Säbelbalancen, Antipoden,
Kopfstand) werden von weiblichen Artistinnen ausgeführt.
Männlich wird es nur zweimal: Priscilla Erranis Ehemann
Marco Morassi jongliert zum Auftakt des Programms mit Bällen
und Keulen zu Tango-Rhytmen und Igor Rossante beendet die
Show ebenfalls jonglierend (Bälle gen Boden), integriert
aber zusätzlich Tricks auf dem Einrad in seine Nummer. Üppig
fällt auch der tierische Bereich aus. Eva Cristiani zeigt zu
Beginn der Show einen 6er-Zug Pferd und reitet später
begleitet durch das Ballett eine Hohe Schule auf zwei
Pferden. Das Exoten-Tableau mit einem Nilpferd und zwei
Zebras als größtem Schauwert wird von Anna Cristiani
vorgeführt. Ebenfalls aus dem Hause Cristiani kommt die
fünfköpfige Tigergruppe, die von Danilo Cristiani
präsentiert
wird. Schlusstrick ist ein Hochsitzer. Hinzu engagiert wurde
die Hundenummer der Familie Zorzan sowie Danglar Rossante
mit drei Seelöwen. Ungewöhnlichster Trick: Einer der
Meeressäuger bugsiert einen Ball in einen Basketballkorb. |
Eva und Danilo Cristiani, Adriano Zambelli
Wenig Anklang fand trotz sympathischem Auftretens
und geschmackvollem Kostüm Clown Adriano Zambelli,
der gemeinsam mit einer Partnerin zudem eine
relativ gewöhnliche Kistenillusion zeigte.
Welches künstlerische Potenzial die Familie
Cristiani, aus der auch der bekannte
Tigerdresseur Redi Cristiani und Charles Knies
Ehefrau Doriana stammen, besitzt, zeigte sich
dann ganz deutlich zum Schluss der Show, im
phantasievollen Finale, an dessen Ende alle
Artisten ganz in weiß gewandet unter einem
überdimensionalen Tuch erscheinen und den Applaus
des Publikums entgegen nehmen. Dieser könnte
sicher noch heftiger ausfallen, wenn der Circo di
Praga, wie schon erwähnt, auf eine etwas
mitreißendere Musikauswahl setzen würde und
zumindest eine artistische Gruppennummer im
Programm hätte.
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