Oliver Skreinig, Jochen Träger alias Krenzola jun.
„Einfach
tierisch!“ lautet das Programmotto der Saison 2009. So wurde
Jochen Träger alias Krenzola jun. engagiert, der zunächst eine
große Zahl verschiedenfarbiger Laufenten in einer originellen
„Freiheitsdressur“ präsentiert und vor der Pause sein großes
Tier-Potpourri zeigt: verschiedene Vögel wie Tauben, Papageien
und der Mönchsgeier Kira bevölkern gemeinsam mit Hund’ und Katz’
die Manege. Im Dreivierteltakt – mit ein paar Walzerschritten
von Oliver Skreinig und Partnerin Viktoria – beginnt und endet
die Vorführung von sieben Ziegen und einem Schaf; der Exotenzug
wird dagegen zu russischer Folkloremusik präsentiert. Vier
Rinder, Pony und Esel, drei Kamele und drei springende Lamas
werden von Oliver Skreinig dirigiert, wobei die Dressur unseres
Erachtens besser läuft als in den Vorjahren.
Gina Giovannis, Duo Pachenko,
André
Beste
Bekannte gestalten den artistischen Teil: Gina Giovannis
präsentiert ihre Drahtseil-Arbeit im bewährten Zigeunerstil; für
ihre Handstand-Darbietung hat sie abermals eine ganz neue
Verpackung gefunden. Nach dem ursprünglichen hohen Piedestal mit
Treppe wurde nun auch der überdimensionale Zylinder, der 2004
erstmals zum Einsatz kam, ausrangiert und durch ein anderes
Requisit ersetzt: wiederum einen hohen Piedestal, nun aber mit
einer ausfahrbaren Stange in der Mitte. Während diese nach oben
fährt, zeigt die versierte Artistin darauf einen einarmigen
Handstand. Der Kopfstand, bei dem sie vier Ringe um Arme und
Beine kreisen lässt, und der Klötzchen-Abfaller gehören
weiterhin zum Repertoire. Knackig kurz Maria Bizzarros
Säbelbalance: zunächst auf einem Podest, dann auf der Leiter das
Balancieren eines Schwertes auf dem Kopf; schließlich wird auf
einem mit dem Mund gehaltenen Kurzschwert ein Schwert mit
Feuerbecher balanciert und so die Leiter erklommen. „Spitze auf
Spitze“ geht die Darbietung zu Ende. Letzte artistische Nummer
im Programm ist das Duo Pachenko, bei Royal zuletzt 2007 in
Trio-Besetzung engagiert gewesen. Damals, im Dreierteam, war
auch noch Stangenwurf zu sehen; heuer konzentriert man sich auf
die leistungsstarke Hand-auf-Hand-Arbeit mit großem
Trickrepertoire. Vor dem Finale folgt noch Clown Andrés „Duett
mit sich selbst“, das auch schon 2008 großen Anklang beim
Royal-Publikum gefunden hatte. Für die weiteren Auftritte bei
seinem zweiten Royal-Engagement in Folge hat der Schweizer Clown
allerdings neue Späße parat, die sich von den üblichen Reprisen
zum Teil abheben – wenn etwa zwei Kinder aus dem Publikum „Wind“
für einen Papierdrachen pusten sollen. Oliver Skreinigs
Illusionsschau, im aufwendig gestalteten Programmheft noch
angekündigt, wurde kurz nach Saisonbeginn aus dem Programm
genommen, dessen Netto-Spieldauer nun 1 Stunde und 25 Minuten
beträgt – plus 20 Minuten Pause.
Royal im ehemaligen Medrano-Zelt
Dass auch die
Schweizer Circuswelt längst keine heile mehr ist, wird bei
näherem Betrachten des Marktes – auch über einen längeren
Zeitraum – klar. Nun hat man sich 2009 bei Royal offenbar
Gedanken über Einsparungen gemacht. Im Orchester zählten wir
vergangene Saison noch neun statt nun sechs Musiker, auch beim
Programm wurden wohl noch einmal Abstriche gemacht. Vor allem
aber, die augenfälligste Neuerung, reist man seit Saisonbeginn
nicht mehr mit dem weiß-blauen Rundkuppelzelt mit der markanten
Krone auf dem Dach und im Inneren der Tribüne mit Einzelstühlen
für alle Besucher – anstelle dessen wurde vom ehemaligen Circus Medrano (Urs Strasser) dessen Chapiteau übernommen. Dies lässt
sich offenbar mit geringerem Personaleinsatz auf- und abbauen –
zu Lasten des Gesamtbildes des Circus (blau-weißer Wagenpark vs.
grün-weißes Zelt). Die Atmosphäre im Inneren des Zeltes – nun
mit Schalensitzen vorne, Holzbänken hinten im Gradin – hat
ebenfalls gelitten, wenn auch weniger als erwartet. |