CHPITEAU.DE

Circus Barelli - Tour 2010
www.circus-barelli.com ; 45 Showfotos

Mainz, 3. Oktober 2010: Ashley Spindler-Barelli ist gerade mal fünf Jahre alt. Die Tochter von Ramona Barelli hat allerdings bereits jetzt etwas geschafft, was vorher noch keinem Artisten – egal ob engagiert oder zur Direktionsfamilie gehörend – im Circus Barelli gelungen ist: Sie bekommt im Finale einen stärkeren Applaus als ihr Onkel Timmy. Und das will etwas heißen! Schafft es Timmy in seiner Rolle als Hausmeister, der sich zum Trompete spielenden August wandelt, doch Abend für Abend das Publikum zu wirklichen Jubelstürmen hinzureißen.

Dieses erreicht er zwar immer noch spielend, die Position des Publikumslieblings muss er sich aber einstweilen mit seiner Nichte teilen. Wenn Ashley gemeinsam mit ihrem Großvater – Direktor Harry Barelli – ein kleines Pony durch die Manege führt, es wippen lässt und anschließend auf die Frage „Wer ist der größte Circusdirektor der Welt?“ charmant antwortet „Mein Opa natürlich“, dann jauchzt und tobt das Publikum, das seit dem Dortmund-Gastspiel auf einem von Flic Flac übernommenen Gradin Platz nimmt, als ob Deutschland gerade Fußball-Weltmeister geworden wäre.


Alte Kameraden, Ashley Barelli, Salima Folco

Ashleys Auftritt zeigt dabei exemplarisch, was den Circus Barelli ausmacht. Es ist die Familie Spindler höchst selbst. Mit ihrer Vielseitigkeit, ihrer manchmal hinter rauem Charme versteckten Spielfreude und ihrem unbedingten und voller Leidenschaft umgesetzten Anspruch, begeisternden Circus traditioneller Prägung machen zu wollen, ist die Familie in der Lage, jedes Publikum für sich einzunehmen – und zwar völlig unabhängig von der Anzahl der engagierten Artisten. Beispielhaft dafür sei die in Mainz gesehene erste Hälfte. Ohne Fremdartist auskommend bekommen die Zuschauer darin zwar keine Weltsensation zu sehen, werden aber dennoch bestens unterhalten. Schon der Beginn jeder Barelli-Show, wenn sich der Vorhang hebt und dahinter der prunkvolle Artisteneingang sichtbar wird und die famose Kapelle inklusive Sänger erstmals in voller Lautstärke aufspielt, ist ein absolutes Ausrufezeichen. Das zweite ist sicherlich, wenn Timmy mit seiner Version des „Musizieren ist hier verboten“ das Zelt rockt. Aber auch Franz Barellis Auftritte mit vier Kamelen und vier Friesen sowie einem trickstarken 4er-Zug Araber, Salimas Folcos Tücherkür zu Livegesang, die doppelte Hohe Schule von Folco und Ramona Barelli oder die alten Kameraden werden vom Publikum mit reichlich Applaus bedacht.


Truppe Eshimbekovi, Timmy Barelli

Nach der Pause gibt es mit der Truppe Eshimbekovi dann sogar eine Weltsensation. Leidet ihre eigentlich trickstarke Hochseilnummer (bis zum 3-Mann-Hoch) unter der arg unterkühlten Präsentation, werden die usbekischen Hasardeure für ihre ultrarasante von der Barelli-Kapelle fiebrig vorangetriebene Dshigiten-Reiterei zurecht mit großem Beifall bedacht. Und doch sind es auch in Hälfte zwei wieder Vertreter der Familie Spindler-Barelli, die den stärksten Applaus bekommen. Neben der bereits gewürdigten fünfjährigen Circusprinzessin Ashley, ist erneut Timmy – dieses Mal mit seiner Version der Opera - der große Abräumer.


Timmy Barelli, Finale

Emotionaler Höhepunkt der Show ist dann das ausgiebig zelebrierte Finale. Zunächst singt Timmy „Wir sind Artisten“, dann lässt sich das Ensemble zu Samba-Klängen feiern, stimmt gemeinsam mit dem euphorisierten Mainzer Publikum „Fiesta hier am Rhein“ an und macht schließlich Platz für Timmys finalen Auftritt. Jener schminkt sich ab, greift ein letztes Mal zur Trompete, intoniert „My way“ und geht am Ende völlig erschöpft in die Knie. Harry und Franz Barelli kommen dazu, alle drei umarmen sich, der Vorhang fällt und nach knapp drei Stunden ist ein Circusprogramm zu Ende, das sein Publikum mit authentischer Circusatmosphäre gefangen und mitgerissen hat. Oder wie es Timmy Barelli nach der Vorstellung so treffend ausdrückte: „Das Publikum heute Abend hat mit uns Circus gelebt.“

__________________________________________________________________________
Text und Fotos: Sven Rindfleisch