Dieses erreicht er
zwar immer noch spielend, die Position des Publikumslieblings
muss er sich aber einstweilen mit seiner Nichte teilen. Wenn
Ashley gemeinsam mit ihrem Großvater – Direktor Harry Barelli –
ein kleines Pony durch die Manege führt, es wippen lässt und
anschließend auf die Frage „Wer ist der größte Circusdirektor
der Welt?“ charmant antwortet „Mein Opa natürlich“, dann jauchzt
und tobt das Publikum, das seit dem Dortmund-Gastspiel auf einem
von Flic Flac übernommenen Gradin Platz nimmt, als ob
Deutschland gerade Fußball-Weltmeister geworden wäre.
Alte Kameraden,
Ashley Barelli, Salima Folco
Ashleys Auftritt zeigt dabei
exemplarisch, was den Circus Barelli ausmacht. Es ist die
Familie Spindler höchst selbst. Mit ihrer Vielseitigkeit, ihrer
manchmal hinter rauem Charme versteckten Spielfreude und ihrem
unbedingten und voller Leidenschaft umgesetzten Anspruch,
begeisternden Circus traditioneller Prägung machen zu wollen,
ist die Familie in der Lage, jedes Publikum für sich einzunehmen
– und zwar völlig unabhängig von der Anzahl der engagierten
Artisten. Beispielhaft dafür sei die in Mainz gesehene erste
Hälfte. Ohne Fremdartist auskommend bekommen die Zuschauer darin
zwar keine Weltsensation zu sehen, werden aber dennoch bestens
unterhalten. Schon der Beginn jeder Barelli-Show, wenn sich der
Vorhang hebt und dahinter der prunkvolle Artisteneingang
sichtbar wird und die famose Kapelle inklusive Sänger erstmals
in voller Lautstärke aufspielt, ist ein absolutes
Ausrufezeichen. Das zweite ist sicherlich, wenn Timmy mit seiner
Version des „Musizieren ist hier verboten“ das Zelt rockt. Aber
auch Franz Barellis Auftritte mit vier Kamelen und vier Friesen
sowie einem trickstarken 4er-Zug Araber, Salimas Folcos
Tücherkür zu Livegesang, die doppelte Hohe Schule von Folco und
Ramona Barelli oder die alten Kameraden werden vom
Publikum mit reichlich Applaus bedacht.
Truppe Eshimbekovi,
Timmy Barelli
Nach der Pause
gibt es mit der Truppe Eshimbekovi dann sogar eine
Weltsensation. Leidet ihre eigentlich trickstarke Hochseilnummer
(bis zum 3-Mann-Hoch) unter der arg unterkühlten Präsentation,
werden die usbekischen Hasardeure für ihre ultrarasante von der
Barelli-Kapelle fiebrig vorangetriebene Dshigiten-Reiterei
zurecht mit großem Beifall bedacht. Und doch sind es auch in
Hälfte zwei wieder Vertreter der Familie Spindler-Barelli, die
den stärksten Applaus bekommen. Neben der bereits gewürdigten
fünfjährigen Circusprinzessin Ashley, ist erneut Timmy – dieses
Mal mit seiner Version der Opera - der große Abräumer.
Timmy
Barelli, Finale
Emotionaler
Höhepunkt der Show ist dann das ausgiebig zelebrierte Finale.
Zunächst singt Timmy „Wir sind Artisten“, dann lässt sich das
Ensemble zu Samba-Klängen feiern, stimmt gemeinsam mit dem
euphorisierten Mainzer Publikum „Fiesta hier am Rhein“ an und
macht schließlich Platz für Timmys finalen Auftritt. Jener
schminkt sich ab, greift ein letztes Mal zur Trompete, intoniert
„My way“ und geht am Ende völlig erschöpft in die Knie. Harry
und Franz Barelli kommen dazu, alle drei umarmen sich, der
Vorhang fällt und nach knapp drei Stunden ist ein Circusprogramm
zu Ende, das sein Publikum mit authentischer Circusatmosphäre
gefangen und mitgerissen hat. Oder wie es Timmy Barelli nach der
Vorstellung so treffend ausdrückte: „Das Publikum heute Abend
hat mit uns Circus gelebt.“ |