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Kopenhagen, 4.
September 2010: Bei unserem Besuch
Anfang September präsentiert sich Benneweis als
Bilderbuch-Circus. Das blau-weiß-rot gestreifte Chapiteau
strahlt mit der Sonne um die Wette, der Eingangsbereich mit
Holzzaun, dänischen Fahnen sowie nostalgischen Lampen ist
äußerst einladend und die schönen, in gelb-rot gehaltenen Wagen
komplettieren den Gesamteindruck. Dies geht im Chapiteau weiter,
wo die Besucher auf den Schalensitzen des Gradins oder aber auf
den Logenstühlen Platz nehmen dürfen. Der Artisteneingang mit
vielen Glühbirnen ist stilvoll in rot und gold gehalten. |
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Selbstverständlich sitzt über dem roten Vorhang ein (kleines)
Orchester, welches das Programm professionell unterstützt. Im
Programm dann der in diesem Ambiente zu erwartende klassische
Dreiklang aus Artistik, Tierdressuren und Clownerie.
Insbesondere im artistischen Bereich ist das Programm 2010
deutlich stärker als das des Vorjahres, wo es nur zwei rein
akrobatische Darbietungen gab. Bei der Auswahl der Tierdressuren
setzt der dänische Gesetzgeber bekanntermaßen enge Grenzen. So
erleben wir in diesem Jahr bei Benneweis lediglich ein Pferd,
zwei Elefanten und ein Rudel Hunde. Für den Humor ist
Reprisenclown Christian zuständig, der auch gemeinsam mit
Sprechstallmeister Kim Kenneth für kleine Zwischenspiele sorgt.
Kim Kenneth, Don Christian, Ambra
und Yves
Kenneth zeigte im
vergangenen Jahr noch einige seiner bekannten Großillusionen.
Nun konzentriert es sich auf die Präsentation der Show. Nur hier
und da streut er ein paar kleinere magische Sequenzen ein. Sehr
interessant seine Spielereien mit Wasser und verschieden
farbigen Pulvern. Bei anderen Einlagen wird er von Christian
begleitet. Etwa wenn die beiden zu Beginn der Vorstellung ein
Paket in Empfang nehmen. In diesem wurde quasi „frei Haus“ ein
Mitglied der Truppe Art Allé geliefert. Das Ensemble aus
Russland besteht aus zehn Personen im Alter zwischen zehn und 25
Jahren. Ihr Auftreten ist dem Alter der Akteure entsprechend
jung und schwungvoll. In knallbunten Kostümen jonglieren sie in
diesem ersten Bild mit den verschiedensten Utensilien. Zunächst
sind es Ringe und Hula Hoop-Reifen, später kommen Keulen und
Bälle hinzu. Der Österreicher (Don) Christian erscheint in
passender alpenländischer Tracht, um mit Hilfe eines Kindes aus
dem Publikum Glocken zum Klingen zu bringen. Hierzulande konnte
man die wunderschöne Kür an den Tüchern von Ambra und Yves unter
anderem bereits bei Barum und im Krone-Bau bewundern. Mir
gefällt ihre Tüchernummer mit Livegesang von Yves und jeder
Menge Tango nach wie vor ausgezeichnet. Schau-Effekt und
Leistung gehen hier wunderbar miteinander einher.
Gärtners Elefanten
Die Pferdedressur
liegt, wie bereits im Vorjahr, in den bewährten Händen von Rosi
Hochegger. Wiederum bringt sie ein Pferd Marke „Kleiner Onkel“
in die Manege. Diesmal allerdings keines, das anstatt über
Hürden zu springen lieber ins Bett geht sondern eines, das
perfekt die verschiedensten Schulschritte beherrscht. Eine
wunderbare Vorführung, welche das Fehlen einer großen freiheit
(fast) vergessen macht. Als Clou beenden die beiden ihre
Darbietung zur Musik vom „roten Pferd“. Nachdem drei Jungs der
Truppe Art Allé Handvoltigen sowie Handstände gezeigt haben und
Christian mehrere Herren aus dem Publikum in seinen lustigen
Boxkampf integriert hat, zeigen die Gebrüder Gärtner als
Pausennummer ihre beiden indischen Elefanten. Die Tierlehrer und
die Reiterinnen sind in weiß gekleidet, wodurch die Darbietung
insgesamt sehr elegant wirkt. Der Spagat zwischen den beiden
Elefantenköpfen und das „indische Grabmahl“ sind nur zwei der
effektvollen Tricks.
Duo Farello, Cong
Tian, Yves Nicols
Richtig
Begeisterung kommt bei den Besuchern im Rund erstmals direkt
nach der Pause auf, wenn Cong Tian seine in Monte Carlo
prämierte Kür auf dem Schlappseil kredenzt. Es ist schon
absolute Weltklasse, was der Chinese auf dem dünnen Draht zeigt.
Bemerkenswert ebenfalls, dass er alle Tricks arbeitet ohne
zwischendurch sein Requisit zu verlassen. Während Cong Tian in
einem weißen Outfit aufgetreten ist, geht es danach quasi direkt
auf die „dunkle Seite“. Yves Nicols ist nicht mehr als Torero
unterwegs, sondern präsentiert seine Jonglagen nun als schwarz
gekleideter Rocker. Seine Bälle, Bumerangs und Keulen hat er
natürlich wie bisher bestens im Griff. Wenn Jaqueline Marchan
und Ralf Lindner auf ihren Einrädern durch die Manege fegen,
tobt das Publikum. Als Duo Farello sind sie nicht zum ersten Mal
bei Benneweis und sorgen auch diesmal wieder für beste Stimmung.
Ihre Tricks bis hin zum Sielspringen im 2-Personen-hoch auf dem
Einrad sind große klasse, ihr Verkauf tut das Übrige.
Art Allé
Eine originelle
Häuserzeile bildet die Kulisse für die Hunderevue von Rosi
Hochegger. Wobei Revue der falsche Ausdruck ist, denn hier
tanzen keine strassbehängten Pudel liebreizend auf den
Hinterbeinen. Vielmehr arbeiten die Tiere selbständig und höchst
lebendig im Rahmen einer Straßenszene. Noch nie zuvor gesehen
habe ich, dass ein Hund rückwärts zwischen den Beinen der
Vorführerin hindurch geht. Rosi Hochegger hat diesen Trick einem
ihrer Tiere beigebracht. Die Nummer vor dem Finale ist wiederum
ein manegenfüllendes Spektakel, wenn sich nämlich die Mädchen
und Jungs von Art Allé höchst professionell als Seilspringer in
den verschiedensten Varianten präsentieren. Diesmal tragen sie
Kostüme in den dänischen Landesfarben, also rot und weiß. |