Schon von
außen bietet der „Crocofant“ einen einladenden Anblick mit dem
markanten roten Viermastzelt von Scola Teloni, das erst im Jahr
2009 eingeweiht wurde. Ringsherum gruppieren sich die
blau-cremefarben-roten Wagen mit nostalgischem Touch. Modern
dagegen die Technik im Inneren des Zeltes: Musikeinspielungen in
hoher Qualität, gutes Licht mit fünf Scannern unter der
Zeltkuppel und eine geschmackvolle rote Gardine im Hintergrund
geben dem Programm einen ansprechenden Rahmen.
Christian Walliser
Christian
Walliser ist nach seinem schlimmen Unfall im November pünktlich
zur Saisonpremiere des „Crocofant“ wieder in die Manege
zurückgekehrt. Hier präsentiert er zunächst die sechs älteren
Tiger, die erst von Catharina Gasser, dann von Gerd Siemoneit
vorgeführt wurden, schließlich an den Circus Zalewski verkauft
wurden und nun in Walliser einen neuen Besitzer gefunden haben.
Zum Repertoire der Gruppe gehören unter anderem ein dreifacher
Hochsitzer, die Pyramide, das Überspringen von auf Podesten
stehenden Tigern, die Tigerbar und das gemeinsame Abliegen. Nach
diesen erfahrenen Tieren hatten beim Besuch von Chapiteau.de drei jüngere Tiger ihren
Auftritt, die Walliser vom Circus René und Patrizia Althoff bzw.
Heiko Olf erhalten hat. Hier ließ er sich selbst, rücklings
gegen den Balken gelehnt, beim Balkenlauf überschreiten. Sprünge
über den Tierlehrer und über Tiger schlossen diesen Teil der
Vorführung ab. Jene drei Tiger aus Wallisers zwölfköpfigem
Bestand, die ihn im November angefallen haben, traten Anfang Mai noch nicht
wieder auf. Einziger Grund sei, dass die Tiere vor allem Sprünge
beherrschen, für die schwere Podeste benötigt werden. Diese konnte
Christian Walliser nach eigenen Worten wegen der schweren
Verletzung an der linken Hand, die er bei dem Unfall erlitten
hat, noch nicht richtig tragen. Er wolle aber auch diese drei
Tiere schnellstmöglich wieder in seinen Auftritt integrieren,
sagte er vor Ort gegenüber Chapiteau.de. Ganz aktuell berichtete
Christian Walliser, dass das erste dieser drei Tiere zumindest wieder
in den Proben dabei ist.
Rudy Janecek |
Für den
artistischen Part der Show sorgt zum einen die dreiköpfige
Familie Janecek. Sohn Rudy erweist sich als ganz hervorragender
Jongleur. Mit fünf Fußbällen beginnt er seine Darbietung, dann
wechselt er zu der Arbeit mit Keulen, die er mit Pirouetten
sowie Vorwärts- und Rückwärtssalto kombiniert. Fünf Keulen hält
er ausdauernd und schnell in vielerlei Varianten in der Luft,
danach sechs und sieben Keulen jeweils kurz. Über einen Schulterperche mit sechs Plattformen lässt er einen Gummiball in
einen Korb am Ende der Stange hüpfen. Die Highspeed-Arbeit mit
drei Keulen, bei der die Requisiten vor den Augen der
Besucher verschwimmen, beendet diese erstklassige
Vorführung. |
Clara Janecek |
Stark auch
die Perchenummer der gesamten Familie alias Truppe Venus: Rudolf
Janecek trägt seine Frau Clara auf einer Stirnperche und
erklimmt dabei eine zweigeteilte Leiter, während die Partnerin
im Einarmer balanciert. Auf einer Schulterperche, vom Vater
getragen, ist eine Plattform montiert, auf der Rudy Janecek
einen Salto schlägt. Schließlich erklimmt Rudolf Janecek auch
einen Mast, während er seine Frau auf der Stirnperche
balanciert. Auch Rudy agiert als Untermann; während seine Mutter
auf der Stirnperche einen Kopfstand wagt, jongliert er vier
Keulen. Clara Janecek hat zudem im ersten Programmteil einen
eigenen Auftritt mit den Hula Hoop-Reifen, die sich auch dann
weiter um ihren Körper drehen, wenn sie sich unter die
Zeltkuppel ziehen lässt.
Clown
David, Nikita Meise, Karah Kavak sen.
Die beiden
weiteren artistischen Nummern steuert die Tochter des Hauses,
Nikita Meise bei, beide Male in der Luft: Zunächst arbeitet sie,
unter anderem mit Kontorsionselementen ohne Longensicherung am
kreisenden Luftring, der mit zwei zusätzlichen Halteschleifen
weitere Tricks ermöglicht. Später kehrt sie wieder mit einer
schönen Tücher-Arbeit im Flitterregen. Nikitas Freund David gibt
den Clown, der im ersten Teil der Show auf die kommenden Nummern
einstimmt: Zunächst träumt er als Requisiteur, der den
Zentralkäfig kehren soll, von einer Karriere als Raubtiertrainer
und dirigiert imaginäre Großkatzen. Später versucht er sich dann
als Kistenjongleur, ehe der wahre Könner Rudy Janecek die Manege
betritt. Nach der Pause präsentiert David in zwei Auftritten
seine Versionen von bekannten Reprisen des Schweizer Clowns
André: zunächst den „Haifisch-Angriff“ (im Boot statt in der
Badewanne), dann das Wischmopp-Duett mit sich selbst (mit
Playback in deutscher Version). Nachdem die ursprünglich
verpflichtete Hochseiltruppe Tashkenbaev ihr Engagement
verletzungsbedingt nicht antreten konnte, rückte im April
zunächst Karah Kavak senior (Anton Kocka) ins Programm, der
inzwischen aber bereits wieder ausgeschieden ist. Der
Altmeister ließ sich von seinen beiden Assistenten zunächst
eine Riesenschlange umlegen und nahm den Kopf des Tieres in den Mund.
Für Nervenkitzel sorgte er, als er seine vier großen Krokodile
hypnotisierte und diese, mit Hilfe der Assistenten als Träger,
auf der Piste ablegte – direkt vor den Logengästen. Direktor
Francois Meise steigerte die Spannung noch mit seinen Bemerkungen
über die enorme Beißkraft der Tiere und ihre messerscharfen
Zähne. Nicht gezeigt wurde beim
Besuch in Kempten dagegen die hauseigene Elefantendressur mit
zwei Afrikanern. Die Tiere seien in der „Musth“: „Tut mir
furchtbar Leid, ist aber so“, erklärte Direktor Meise in seiner
stets gelassenen Art dem Publikum und leitete knapp 100 Minuten
nach Beginn der Vorstellung das kurze Finale ein. |