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Circus Henry Renz Manege - Tour 2010
www.renz-manege.de

Lohr am Main, 28. August 2010: Nach seiner Sommerpause startete „Manege“ in Lohr am Main in die zweite Saisonhälfte. Im zehnten Jahr ist das Unternehmen nun auf Tournee, das ursprünglich als „Manege der Visionen“ gestartet war, später „Manege – The Circus Show“ hieß und sich nach weiteren Variationen rund um die Begriffe „Renz“ und „Manege“ nun „Circus Henry Renz Manege“ nennt.

Einladend präsentierte sich der Circus mit seinem 2009 eingeweihten, blauen Chapiteau direkt am Mainufer. Auch für das Zweitagesgasspiel war das Vorzelt mit Holzboden ausgelegt und waren seine Seitenwände mit großformatigen Foto-Plakaten von Artisten geschmückt, wie man sie – etwa bei Charles Knie, West-Probst und Barelli – nun öfter sieht. Auffällig im Übrigen die Freundlichkeit des Personal, vom strahlenden Lächeln an der Restauration bis zum Chef persönlich, der im Hauptzelt Plätze anweist. Auch wenn „Manege“ auf exotische Tiere verzichtet, wird im Grunde doch ein klassisches Circusprogramm mit Dressuren, Artistik und Clownerie geboten. Der Anspruch, „modernen Circus“ zu machen, wird zum einen durch schön anzusehendes, variantenreiches Licht in LED-Technik, zum anderen eine „technolastige“ Musikbegleitung vom Band eingelöst, die leider jedoch ein wenig dumpf klingt und auch deshalb nicht unbedingt mitreißt. Zudem wird auf jegliche Ansagen verzichtet, und auch der Clown arbeitet rein pantomimisch, so dass während der kompletten Vorstellung kein Wort gesprochen wird.


Familie Urunov 

Die schönsten Nummern im Programm sind wohl die drei Darbietungen der Familie Urunov und die Trapeznummer am Schluss – und die ist sozusagen „Urunov Reloaded“. Davon später mehr. Elena und Ruslan Uronov eröffnen das Programm mit ihrer wunderbar stilvollen Hohen Schule, in der die springenden Windhunde das Bild von „Prinz und Prinzessin“ perfekt ergänzen. Da nach der Sommerpause kaum Zeit fürs Probieren blieb, verzichteten sie am ersten Gastspielort Lohr auf den Einsatz ihrer zweirädrigen Kutsche, des Dogcarts, und präsentierten sich stattdessen beide zu Pferd. Schon in der nächsten Gastspielstadt Bayreuth werde aber wieder die originale Form der Nummer gezeigt, versicherte uns Ruslan Urunov im Gespräch. Auch die Eröffnung des zweiten Programmteils obliegt dem Ehepaar Urunov, nun mit ihrer geschmackvollen Quickchange-Darbietung. Äußerst elegant, im lila Hosenanzug mit gleichfarbigem Zylinder, weißer Weste und silberner Krawatte, präsentiert die 15-jährige Tochter Laura Windhunde und Pudel, die sie unter anderem Seil-, Reifen- und Hürdenspringen lässt. Die schwungvolle Darbietung sorgt gegen Ende der Show noch einmal für Stimmung.


Duo Balàsz, Diana und Michail, Bianca Renz

Ein Ringtrapez, das wie eine Art Haltestuhl verwendet wird, ist das Requisit von Diana und Michail, die hieran als Schlussnummer Haltetricks, Salti und Voltigen präsentieren. Die romantisch verkaufte Trickfolge und auch das Requisit haben sie vom Duo Urunov übernommen, das damit in früheren Jahren zum Beispiel in Monte Carlo und Massy Preise gewonnen hat.  Ruslan Urunov trainiert die beiden Artisten und unterstützt sie in der Vorstellung vom Boden aus. Interessant: Die Dame des Trapezduos arbeitet im ersten Programmteil mit einem anderen Herren als „Duo Balàsz“ eine kraftvolle Hand-auf-Hand-Kür. Zweimal ist Direktionstochter Bianca Renz in der Manege zu sehen: Zunächst tanzt sie mit zwei Assistentinnen in einer „Hommage an Michael Jackson“ im Stil des „King of Pop“ und führt dabei einige Großillusionen vor, später kehrt sie mit ihrer schwungvollen Hula-Hoop-Nummer zurück. „We call it a Klassiker“, dies gilt für den Auftritt von Direktor Henry Renz, der zu „Cotton Eye Joe“ zunächst drei Ponys ihre Runden drehen und dann Hunde und Ziegen auf einem Esel reiten lässt – die Reittiere wechseln in gewohnt publikumswirksamer Weise ihre Plätze, wenn der Esel unter einem der drei Postamente hindurchläuft. Die Araberfreiheit ist dagegen heuer nicht mehr im Programm.


Sergei, Coppelias, Anton

Rola-Rola-Künstler Demir aus Sibirien durchsteigt auf einem Turm aus je zwei Walzen und zwei Zylindern zwei Reifen und balanciert schließlich auf einem Konstrukt aus drei Zylindern und zwei Walzen. Sergei kommt als Breakdancer in die Manege, der bald einen Ball ins Basketball-Netz wirft – und aus dem Rückbrett des Korbs lassen sich Zigarrenkisten entnehmen, die ihm als Jonglage-Requisiten dienen, bis hin zur Pirouette, nach der er die Kisten wieder fängt. Clown Anton zieht sich in seinen ersten Auftritten als Schmetterlingsjäger immer weitere Gipsverbände zu, präsentiert dann seine Variante des Reprisen-Evergreens „Popcorn“ und gefällt am besten in seinen beiden letzten Auftritten als verhinderter Jongleur bzw. Illusionist. Die Coppelias, bereits 2007 und 2008 bei Manege zu sehen gewesen, sind nun zu diesem Circus zurückgekehrt und präsentieren wiederum ihre Perche-Nummer mit „Schlangenjagd“-Intro sowie ihre Version von „Mensch oder Puppe“.

Insgesamt präsentiert der Circus Henry Renz Manege heuer ein ansprechendes, modern verkauftes Programm in angenehmem Ambiente, das beim Publikum in Lohr für durchweg gute Stimmung sorgte und begeistert aufgenommen wurde.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber