Und zwar in einem
fabrikneuen, schneeweißen Viermaster inklusive edlem
Schalensitzgradin. Dass die Show uns letztlich nur bedingt
gefiel, dafür gab es drei Gründe. Erstens war sie bereits nach
etwas mehr als 90 Minuten (inklusive Pause) schon wieder vorbei.
Zweitens war die Auswahl der Bandmusik nicht immer überzeugend.
Und drittens enttäuschten ausgerechnet die großen Namen.
Flying Garamov,
Truppe Kovgar
Nehmen wir etwa
die Truppe Kovgar: Überzeugte ihre Seilspring-Nummer zu Beginn
des Programms noch durch fröhliches und sympathisches Auftreten,
hat ihre als Schlussnummer platzierte Schleuderbrettnummer im
Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich an Qualität
eingebüßt, zeigt nur noch ein Drei-Mann-Hoch und hat die
Perchestangen-Konstruktion ihres Schlusstricks deutlich
reduziert. Noch eklatanter war allerdings der Qualitätsabfall
bei den Flying Garamov, die uns 2008 beim Cirque de demain noch
überzeugten. Spektakulärster Trick ist ein Doppelsalto mit
halber Schraube, der nach einem Fehlversuch allerdings nicht
wiederholt wurde, was möglicherweise den spärlich besetzten
Zuschauerreihen an jenem Samstagabend geschuldet war.
Maria Garamova
Völlig überzeugen
konnten von den eingangs erwähnten Starnummern nur die Truppe
Boytsov, deren Salti auf dem russischen Barren durch
sympathisches Outfit (Stichwort Anglerhütchen) und
Seilspringeinlagen zusätzlichen Pep erhält. Von den übrigen
Darbietungen gefielen die longengesicherte
Schwungtrapezdarbietung der charmanten Maria Garamova und die
furiose Pudeldedressur von Assyat Agaeva, die im Kostüm einer
rundlichen Babuschka kaum für möglich gehaltenes, mitreißendes
Temperament entwickelte. Nett anzusehen waren aber auch die
beiden Darbietungen von Tatiana Rojdestvenskaya, die sich als
Moulin-Rouge-Diva am Vertikalseil produzierte, und Evgeny
Pimonenko, der als Pierrot mit bis zu fünf Stoffringen – auch
auf der freistehenden Leiter - jonglierte.
Les Mikos, Evgeny
Pimonenko, Assyat Agaeva
Für den roten Faden der Show waren wiederum die
monte-carlo-erprobten Mikos-Clowns zuständig. Zu Showbeginn
schließen sie ein schweres, mit einem großen Vorhängeschloss
versehenes Tor auf, das den Artisteneingang freigibt. Zum
Schluss der Show wird das Tor wieder abgeschlossen und die
Artistenschar, in der wir die im Programmheft angekündigte
Kontorsionistin Maria Efremkina vermissten, quasi dahinter
eingesperrt. Zwischendurch sind die Mikos in mehreren Reprisen
zu erleben, die oft Bezug auf die vorhergehende Darbietung
nehmen. Ihre Kostüme, ihr Auftreten wirken hochwertig, ihre
Reprisen sind kreativ. Sinn und Zweck ihres Treibens ist aber
kaum zu erschließen und dementsprechend auch nicht sonderlich
komisch. |