Erstmals nach
sieben Jahren wurde Eugene Chaplin nicht mehr für die Regie
verpflichtet, stattdessen gestalteten Alexandra Nock und ihr
Lebensgefährte Javier Perez das Programm. Chaplin sei familiär
zu sehr gebunden gewesen, so dass man sich einvernehmlich mit
dem Sohn Charlie Chaplins auf diese Lösung geeinigt habe, sagten
die Nocks. In der Programmgestaltung wurde aber dennoch auf
Kontinuität gesetzt, wurde eine Show im bewährten Nock-Stil
geschaffen. Unter anderem gibt es wieder eine schöne Eröffnung:
Ein geheimnisvoller Besucher in Mantel und Hut öffnet ein Buch
zur 150-jährigen Geschichte des Circus und leitet so ein buntes
Charivari ein, unter anderem mit Alexandra Nock am Luftring.
Puyang Acrobatic
Troupe
Allerdings
hatten die Programme der vergangenen Jahre etwas mehr Tempo,
versprühten noch mehr Lebensfreude. Die Ursache kann man unter
anderem darin suchen, dass heuer eine neunköpfige Chinesentruppe
aus Puyan verpflichtet wurde, während zuletzt Truppen aus
Marokko und Kuba mit ihrer mitreißenden Art die Programme
bereicherten. Die Chinesen hingegen strahlen die typische
Strenge fernöstlicher Artisten aus. Als erste Nummer im Programm
jonglieren sie zu treibender Live-Musik mit Hüten, unter anderem
im Drei-Mann-Hoch. Spektakulär und raumfüllend wirken ihre
Sprünge und Salti vom Trampolin zu vertikalen Stangen, bei denen
bis zu vier Artisten gleichzeitig agieren. Großer Jubel für
diese Nummer direkt im Anschluss an die Pause. Als Finalnummer
präsentieren sie das klassische Reifenspringen.
Erdene
Ochir, Alexandre Monteiro,
Alexandra Nock und Javier Perez
Zwei
besondere Höhepunkte der Show sind im ersten Programmteil
unmittelbar nacheinander platziert. Eine echte Entdeckung ist
die sicher und kraftvoll vorgetragene Handstandarbeit – mit
langen Passagen auf einer Hand – des Mongolen Erdene Ochir.
Wunderschön und leistungsstark dann die Luftnummer von Alexandra
Nock und Javier Perez. Sie arbeiten an und in einem weißen Netz,
das mit zwei zusätzlichen Halteschlaufen weitere artistische
Optionen öffnet. Hierzu werden Livemusik vom Orchester und
eingespielter Gesang kombiniert. Das artistische Programm wird
komplettiert vom Duo Les Sandros. Das Artistenpaar war bereits
2009 während der Saison für die frühzeitig ausgeschiedene Tanger
Troupe ins Programm gerückt und wurde nun prolongiert. Gemeinsam
zeigen die beiden nicht mehr ganz jungen Artisten eine
Rollschuhnummer in Kostümen à la Starlight Express – eine eher
kurze Darbietung, die jedoch die wesentlichen Tricks des Genres
enthält. Der männliche Partner, Alexandre Monteiro, ist zudem
der Akteur einer Rola-Rola-Nummer direkt vor der Pause, die mit
großem Jubel bedacht wird. Haupttrick ist die Balance auf einem
Turm aus sechs Zylindern und zwei Walzen.
Franziska Nock, Cesar Dias
Als gute
Wahl erwies sich die nochmalige Verpflichtung von Clown Cesar
Dias, der bereits im Vorjahr sehr positiv aufgefallen war.
Anstelle der „Motorradfahrt“ präsentiert er nun als längeren
Auftritt seine Version der Filmszene, die glänzend ankommt. In
weiteren Reprisen gefällt er mit der singenden Säge oder in
einem Playback-Auftritt („My Way“) mit Hindernissen. Die neue
Löwendressur der Muderacks wurde, wie im
Chapiteau.de-Newsbereich berichtet, noch vor Saisonbeginn
kurzfristig aus dem Programm genommen. So sind die drei
verbliebenen Tiernummern Eigenkreationen des Hauses: Franziska
Nock präsentiert einen kleinen Exotenzug mit zunächst zwei
Kamelen, die von drei Zebras abgelöst werden, sowie eine
Pferdefreiheit mit drei Andalusierschimmeln und drei Friesen.
Ein Vorwärtssteiger und ein Steigerpony beschließen diese
Darbietung. Spanische Musik mit Gesang, ein Gitarrist am
Manegenrand – schön gestaltet ist die dreifache hohe Schule mit
Franziska Nock, ihrem Lebensgefährten Alejandro Milla und
Suzanne Chipperfield. |