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Circus Nock - Tour 2010
www.nock.ch

Neuchatel, 2. April 2010: „150 Jahre Circus Nock“ ist der Programmtitel 2010 des ältesten Schweizer Zeltcircus. Pünktlich zur Jubiläumssaison haben die Schwestern Franziska und Alexandra Nock offiziell die Leitung des Circus übernommen, wobei ihre Eltern Franz und Verena Nock-Hochstrasser sowie ihre Tante Elvira Schneider-Nock weiter mitreisen und im Programmheft als Inhaber genannt werden. Die älteste der drei Nock-Schwestern, Verena jun., ist dagegen aus dem Circus ausgeschieden. Sie hat sich entschlossen, so berichteten es ihre Schwestern, ihren Mann René Bügler in diesen Zeltverleih-Firma zu unterstützen, komme aber häufig zu Besuch.

Erstmals nach sieben Jahren wurde Eugene Chaplin nicht mehr für die Regie verpflichtet, stattdessen gestalteten Alexandra Nock und ihr Lebensgefährte Javier Perez das Programm. Chaplin sei familiär zu sehr gebunden gewesen, so dass man sich einvernehmlich mit dem Sohn Charlie Chaplins auf diese Lösung geeinigt habe, sagten die Nocks. In der Programmgestaltung wurde aber dennoch auf Kontinuität gesetzt, wurde eine Show im bewährten Nock-Stil geschaffen. Unter anderem gibt es wieder eine schöne Eröffnung: Ein geheimnisvoller Besucher in Mantel und Hut öffnet ein Buch zur 150-jährigen Geschichte des Circus und leitet so ein buntes Charivari ein, unter anderem mit Alexandra Nock am Luftring.


Puyang Acrobatic Troupe

Allerdings hatten die Programme der vergangenen Jahre etwas mehr Tempo, versprühten noch mehr Lebensfreude. Die Ursache kann man unter anderem darin suchen, dass heuer eine neunköpfige Chinesentruppe aus Puyan verpflichtet wurde, während zuletzt Truppen aus Marokko und Kuba mit ihrer mitreißenden Art die Programme bereicherten. Die Chinesen hingegen strahlen die typische Strenge fernöstlicher Artisten aus. Als erste Nummer im Programm jonglieren sie zu treibender Live-Musik mit Hüten, unter anderem im Drei-Mann-Hoch. Spektakulär und raumfüllend wirken ihre Sprünge und Salti vom Trampolin zu vertikalen Stangen, bei denen bis zu vier Artisten gleichzeitig agieren. Großer Jubel für diese Nummer direkt im Anschluss an die Pause. Als Finalnummer präsentieren sie das klassische Reifenspringen.


Erdene Ochir, Alexandre Monteiro, Alexandra Nock und Javier Perez

Zwei besondere Höhepunkte der Show sind im ersten Programmteil unmittelbar nacheinander platziert. Eine echte Entdeckung ist die sicher und kraftvoll vorgetragene Handstandarbeit – mit langen Passagen auf einer Hand – des Mongolen Erdene Ochir. Wunderschön und leistungsstark dann die Luftnummer von Alexandra Nock und Javier Perez. Sie arbeiten an und in einem weißen Netz, das mit zwei zusätzlichen Halteschlaufen weitere artistische Optionen öffnet. Hierzu werden Livemusik vom Orchester und eingespielter Gesang kombiniert. Das artistische Programm wird komplettiert vom Duo Les Sandros. Das Artistenpaar war bereits 2009 während der Saison für die frühzeitig ausgeschiedene Tanger Troupe ins Programm gerückt und wurde nun prolongiert. Gemeinsam zeigen die beiden nicht mehr ganz jungen Artisten eine Rollschuhnummer in Kostümen à la Starlight Express – eine eher kurze Darbietung, die jedoch die wesentlichen Tricks des Genres enthält. Der männliche Partner, Alexandre Monteiro, ist zudem der Akteur einer Rola-Rola-Nummer direkt vor der Pause, die mit großem Jubel bedacht wird. Haupttrick ist die Balance auf einem Turm aus sechs Zylindern und zwei Walzen.


Franziska Nock, Cesar Dias 

Als gute Wahl erwies sich die nochmalige Verpflichtung von Clown Cesar Dias, der bereits im Vorjahr sehr positiv aufgefallen war. Anstelle der „Motorradfahrt“ präsentiert er nun als längeren Auftritt seine Version der Filmszene, die glänzend ankommt. In weiteren Reprisen gefällt er mit der singenden Säge oder in einem Playback-Auftritt („My Way“) mit Hindernissen. Die neue Löwendressur der Muderacks wurde, wie im Chapiteau.de-Newsbereich berichtet, noch vor Saisonbeginn kurzfristig aus dem Programm genommen. So sind die drei verbliebenen Tiernummern Eigenkreationen des Hauses: Franziska Nock präsentiert einen kleinen Exotenzug mit zunächst zwei Kamelen, die von drei Zebras abgelöst werden, sowie eine Pferdefreiheit mit drei Andalusierschimmeln und drei Friesen. Ein Vorwärtssteiger und ein Steigerpony beschließen diese Darbietung. Spanische Musik mit Gesang, ein Gitarrist am Manegenrand – schön gestaltet ist die dreifache hohe Schule mit Franziska Nock, ihrem Lebensgefährten Alejandro Milla und Suzanne Chipperfield.

Mit einer neuen Finalmusik geht die Show zu Ende: Clown César Dias singt nun ein Lied in typisch kubanischem Rhythmus mit Titel „Circo Nock“. Nock 2010 zeichnet sich wieder durch das exquisite Licht, das stilvolle Ambiente, die geschmackvolle Programmgestaltung aus. Zu den Gründen, dass die Show nicht ganz so mitreißen kann wie in den Vorjahren, gehören die Verpflichtung der eher unterkühlten Chinesentruppe und das insgesamt, gerade im ersten Teil und auch in musikalischer Sicht, etwas gedämpfte Tempo.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber, Sven Rindfleisch