Das Programm steht dementsprechend auch unter der
Überschrift „Eine Reise durch die größte tierische Circusshow“.
Unterstützt wird das Motto durch eine 60 Quadratmeter große
Kinoleinwand, auf der jeweils zu den Herkunftsländern der Tiere
passende Filmaufnahmen projiziert werden sollen. In der
besuchten Vorstellung streikte der Projektor allerdings. Und so
sahen wir in einem relativ nüchternen Ambiente ein
bodenständiges, ohne Schnörkel präsentiertes Programm
klassischer Prägung, das von Bettina Richter, der Schwester der
Direktorin, wortreich kommentiert und einer kleinen
Vier-Mann-Band musikalisch begleitet wurde.
Marina
Trechina, Manuel Lorador, Mandy Mercedes
Die Show beginnt originell mit der hauseigenen
Artistenschule. Nico (Handstand-Equilibristik), Alicia
(Antipoden-Spiele) und Leonardo (Drahtseil) Spindler zeigen
kurze Ausschnitte ihres beachtlichen Könnens. Anschließend gibt
es sämtliche hier angedeuteten Genres auch in der ausgewachsenen
Form zu sehen – und zwar auf durchweg hohem Niveau. Svetlana
Trechina zeigt ihre ausgereiften Antipodenspiele, Manuel Lorador
brilliert mit Temperament und Rückwärtssalto auf dem Sprungseil
und Mandy Mercedes kombiniert Handstand-Equilibristik mit
Tücher-Antipoden. Zu den Höhepunkten im Programm zählt aber auch
der Auftritt von Marina Trechina: Ihre ausdauernde, fehlerfreie
Hula-Hoop-Darbietung ist vermutlich die leistungsstärkste in
diesem Genre überhaupt. Ergänzt wird das artistische Aufgebot
durch Tatjana Lenta (ehemals Circus Universal Renz) am Luftring.
Gemeinsam mit ihrem Partner Jindra Berousek ist sie außerdem am
Haltestuhl zu erleben. Dieser Darbietung merkt man allerdings
noch an, dass Berousek, der bei Universal Renz für den Fuhrpark
zuständig war, erst seit kurzem als Artist aktiv ist. Reklame-
und Schlussnummer ist wiederum der Auftritt von „Superstar“ Nico
Spindler und seinem Kompagnon Monti in der Motorradkugel. Als
„super gefährlicher“ Schlusstrick wird die Überkopf-Fahrt des
erst 15-jährigen Nicos verkauft.
Diana
und Alois Spindler
Im Vergleich zu den artistischen Darbietungen relativ kurz
fallen dagegen die Auftritte der vierbeinigen Manegenstars aus.
Im ersten Programmteil sehen wir zunächst ein Pferde-Potpourri,
in dessen Rahmen Direktorin Diana Spindler eine flotte Hohe
Schule reitet und Direktor Alois Spindler nonchalant zwei
feurige Andalusier und einen 6er-Zug Friesen ansprechende
Figuren laufen lässt. Später gibt es ein kurzes Zusammenspiel
jeweils vier asiatischer Kamele und vier temperamentvoller
Pintoschecken – immerhin mit Gegenlauf. Am meisten Eindruck,
wenn auch nicht aufgrund der Trickstärke, macht dann aber im
zweiten Programmteil der Showblock, der die vier afrikanischen
Großtierarten Elefant, Giraffe, Flusspferd und Nashorn
nacheinander in die Manege bringt. Das Publikum ist begeistert,
wenn Nico Spindler auf einem der fünf Elefanten einen Flic Flac
zeigt, wenn sich die Giraffe von den Logenbesuchern mit Brot
füttern lässt und wenn Alois Spindler eine Runde stehend auf dem
Nashornbullen reitet.
Jindra Berousek,
Monsieur Lauretti
Für die Komik im Programm ist in erster Linie Jindra
Berousek alias Clown Jimmie verantwortlich. Sympathisch zeigt er
bekannte Mitmach-Reprisen wie das Golfspiel, die Autofahrt und
das Tanzen für Luftballons. Der Sparte „Komik“ zuzuordnen ist
freilich auch der Auftritt von Monsieur Lauretti. Aufgrund
seines zurückhaltenden, fast etwas schüchternen Auftretens hat
es der dänische Bauchredner allerdings trotz interessanter
Einfälle schwer, Kontakt zum Publikum aufzubauen. |