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Budapester Circusbau - "Nosztalgia" 2011
www.fnc.hu

Budapest, 9. Februar 2011: Zunächst einmal mutet ein Besuch im Circusbau der Stadt Budapest wie eine Reise in die Vergangenheit an. So sieht man dem 1971 neueröffneten Gebäude in der ungarischen Hauptstadt mit seiner freitragenden Kuppel und rund 2000 Sitzplätzen sein Alter äußerlich schon deutlich an. Betritt man dann aber das Foyer überrascht der Bau mit einem ganz eigenen Charme und im Inneren dann sogar mit gepolsterten Stühlen und einer Klimaanlage für den Sommer. Eine Vielzahl von Scannern und eine moderne Tonanlage sorgen außerdem dafür, dass die gezeigten Shows eine hohe Produktionsqualität auf der Höhe der Zeit haben.

In der Manege ist ein Gummibelag ausgelegt, der auf der einen Seite unter den Tieren nachgibt und auf der anderen Seite die Benutzung eines Teppichs überflüssig macht. Durchschnittlich werden, neben dem alle zwei Jahre stattfindenden und mittlerweile renommierten Festival, bis zu vier Programme im Jahr gespielt. Die aktuelle Produktion „Nosztalgia“, mit der auch das 40-jährige Bestehen des Circusbaus gefeiert wird, kann dabei auf in Westeuropa bekannte Namen zurückgreifen, bietet dem geneigten Zuschauer aber auch interessante neue, in erster Linie aus Ungarn stammende Nummern, die allesamt in Kostüm und Art des Gezeigten zum Programm-Motto passen und einen wunderbar nostalgischen Eindruck hinterlassen.


Almost Trio, Abyssin, Herbert de Larott

Eine Videoprojektion mit Bildern aus den vier Jahrzehnten des Bestehens des Baus, beginnend bei der Errichtung, eröffnet heuer die Spielfolge. Verschiedene Staturen in der Manege, welche vorher noch als abschließende Sequenz im Video zu sehen waren, werden von Monsieur De Larott, der später auch noch mit seinen Raubtierillusionen zu sehen ist, zum Leben erweckt. Ein geschicktes, wiederum perfekt zum Programm-Motto passendes Opening. Zwei Mitglieder aus der auch in hiesigen Manegen bekannten Familie Donnert schließen mit Pas de Deux zu Pferd an. Die Darbietung kommt ohne wirklich Höchstleistungen aus, weiß aber in ihrer Gesamtheit durchaus zu gefallen. Gleiches Urteil gilt auch für die aus Ungarn stammenden Jongleure des „Almost Trio“. Die beiden Akteure überzeugen vor allem mit einem Passing von acht Keulen und im Anschluss mit einer Bouncing-Jonglage von fünf großen Gummibällen. In der Kostümierung des Musicals „Cats“ vollführen Abyssin - ebenfalls aus Ungarn - ihre Luftakrobatik an einer interessanten Mischung aus Trapez und Seilstrapaten. Beide arbeiten ungesichert, dennoch sind einige Abfaller Bestandteil der Nummer.


Antal Donnert, Edu und Tito Medini, Truppe Zamanof

Einen ersten artistischen Glanzpunkt setzt die Truppe Zamanof, bestehend aus drei Herren und einer Dame - wiederum aus Ungarn. Ihre Darbietung eröffnen sie zunächst mit diversen Handvoltigen, um dann auf das Schleuderbrett zu wechseln.  Höhepunkte sind diverse Rückwärtssalti (u.a. gestreckt, mit Pirouette) zum Zwei-Mann-Hoch. Als Pausennummer platziert ist heuer die Präsentation eines Elefanten durch Antal Donnert, der zu Beginn vom Pferd aus dirigiert. Ein umfangreiches Repertoire wird von dem Dickhäuter ausgeführt: Neben Hochsitzen und dem Überschreiten von zwei Assistentinnen gehören auch der Kopfstand und das Balancieren auf einer Rolle dazu. Nach der Unterbrechung arbeiten Edu und Tito Medini ihre komische Darbietung am Haltestuhl, die in erster Linie vom Klamauk der Beiden lebt.


Fréres Taquin, Familie Donnert, Tito Medini

Auch als Reprisenclown, etwa mit „Musizieren verboten“, begeistert Tito Medini. Die Handstand-Equilibristik von Nanou  ist geprägt durch viele Einarmer. Mit der gelungenen Symbiose aus Kostüm, passender Musik und den gezeigten Leistungen setzt sie  einen zweiten Glanzpunkt. Die amüsante „Mensch-oder-Puppe“-Darbietung der Fréres Taquin ist hinlänglich bekannt und erzielt auch in Budapest die gewünschten Reaktionen. Mit ihrer Jockeyreiterei sorgt die Familie Donnert, nun mit fünf Mitgliedern, für den Schlusspunkt. Herausragend sind in diesem Fall das Zwei-Mann-Hoch zu Pferd und der Salto vom ersten zum zweiten Vierbeiner. Nahtlos schließt sich das Finale an. Begleitet wird das Programm von einem achtköpfigen Live-Orchester, dessen Leiter auch die nötigen Ansagen durchführt.

Moderne Technik, die sowohl beim Licht als auch bei der Tonqualität keine Wünsche offen lässt, und mit „Nosztalgia“ ein ansprechendes, vor allem kurzweiliges Programm ohne Längen kennzeichnen den Budapester Circusbau im Frühjahr seines vierzigjährigen Bestehens  –  eine echte Alternative!

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Piet-Hein Out (www.circusfotograaf.nl)