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Circus Crocofant - Tour 2011
www.circus-crocofant.de

Kaufbeuren, 24. Juni 2011: Die deutsche Circuslandschaft ist in den vergangenen Jahren ärmer geworden, zumindest was die größeren Unternehmen mit engagierten Artisten angeht. Klangvolle Namen sind von der Bildfläche verschwunden. Umso erfreulicher ist es, wenn sich Circusse positiv entwickeln. Der Circus Crocofant ist eines dieser Unternehmen und bietet so etwas wie einen „Großcircus en miniature“ mit eindrucksvollem Material, schönem Ambiente und qualitätvollem Programm.

Nachdem der Circus Crocofant zu Saisonbeginn 2009 das markante rote Viermastzelt aus dem Hause Scola Teloni in Betrieb genommen hat, kamen zu Saisonbeginn 2011 ein dekorativer Frontzaun mit Clownsmotiven und ein Eingangstorbogen mit Crocofant-Leuchtschrift hinzu. Rund um das Zelt gruppieren sich die schmucken, blau-cremeweiß-roten Wagen, die noch „richtige Circuswagen“ sind. Modern ist dagegen die Licht- und Tontechnik im Chapiteau mit mehreren Scannern unter der Zeltkuppel, vielen bunten Scheinwerfern an den Masten und sauberem Klang der eingespielten Musik. Die geschmackvolle rote Gardine im Hintergrund oder die beleuchteten Logenkästen tragen zum gepflegten Ambiente bei. Der Circus Crocofant reist im süddeutschen Raum.

 
Yvonne und Knut Muderack, Sandra Stipkova

Auch 2011 beginnt das Programm, nach der Ouvertüre mit stimmungsvollen Lichtspielen, mit einem Auftritt des sympathischen Clowns David (Frank), der von einer Karriere als Raubtierdompteur träumt. „Morgen darfst du“, vertröstet ihn Direktor Francois Meise. Zu den großen Katzen wagen sich dann aber doch nur Yvonne und Knut Muderack mit ihrer neu zusammengestellten gemischten Raubtierdressur in den Käfig. Sie waren schon am Ende der Saison 2010 beim Circus Crocofant engagiert und sind sind heuer während der kompletten Tournee dabei. Ihre vier Löwen und zwei Tiger absolvieren ein umfangreiches Repertoire verschiedener Tricks, mit Hochsteigen am Käfig, Balkenlauf, Löwenbar und Pyramide, Sprüngen und Hochsitzern, Fütterung eines Tigers „Mund-zu-Maul“, Steigern, dem Überspringen der drei anderen Löwen durch eine Löwin und anderem mehr. Nach dem flotten Käfigabbau versucht sich Clown David als Kistenjongleur. Dann zelebriert seine Freundin, Direktionstochter Nikita Meise, mit Charme, Ausstrahlung und Können ihre bewährte Arbeit mit Kontorsionselementen ohne Longensicherung am kreisenden Luftring. Clown David kämpft im Anschluss à la André Broger gegen den weißen Hai. Von Universal Renz kam Sandra Stipkova, ehemals Teil des Duos Kovatchevi am Washington-Trapez, zu Crocofant. Sie jongliert sicher und versiert mit bis zu fünf Keulen, vier Fußbällen und fünf Fackeln. Wenn sie aus dem Publikum geworfene Fußbälle mit dem Mundstab fängt, ist dies nach wie vor ein publikumswirksamer Effekt.


Duo Donnert, Nikita Meise, Valerie Guriev

Richard Donnert und seine Partnerin Emilia Sandulescu, welche die Nummer als Tänzerin im spanischen Stil eröffnet, sorgen mit einem klassisch-schönen Pas de Deux auf einem hellen und einem dunklen Pferd für den Abschluss des ersten Programmteils. - Als echtes Urgestein der Manege darf Kraftmensch Valerie Guriev gelten, der die zweite Hälfte eröffnet und zunächst als Sagengestalt „Siegfried“ mit blonder Perücke die Manege betritt. Die Jonglage mit drei schweren Stahlkugeln oder das Balancieren einer Stirnperche, an deren oberen Ende eine Hantelstange horizontal rotiert, gehören bis heute zum Repertoire dieser seit Jahrzehnten bekannten Arbeit. Ein Herr aus dem Publikum soll sich eine der Kugeln auf die Schulter wuchten und scheitert erwartungsgemäß, wogegen Guriev diese Aufgabe natürlich gelingt. Es hätte des Beweises nicht bedurft, dass die Kugeln enormes Gewicht haben – wenn sie nach einem Trick auf den Rand der ausgelegten Holzplanche fallen und daraufhin Splitter fliegen, ist dies eindrücklich genug. Kaum hinsehen mögen viele, wenn Guriev sich eine Stahlkugel über den Kopf wirft und sie mit dem Nacken wieder fängt. Für Entspannung sorgt Clown Davids „Wischmop-Duett mit sich selbst“, ehe Nikita Meise ein weiteres Mal unter der Zeltkuppel schwebt, nun bei einer schönen Vertikaltuch-Arbeit mit Flitterregen.


Truppe Donnert, Finale, David Frank und Francois Meise

In seinem letzten Auftritt scheitert Clown David an einer Spieluhr, in der ein versteckter Boxhandschuh steckt und ihn „angreift“. Tempo, Tempo, Tempo heißt es dann bei der Jockeyreiterei mit Emilia, Adrian, Richard, Tony und Arnold Donnert, die hier unter anderem den Rückwärtssalto auf einem Pferd oder das Zwei-Mann-Hoch zeigen. Salti von Pferd zu Pferd gibt es derzeit nicht, da eines der Tiere gegen ein jüngeres ausgetauscht werden musste. Es wird aber daran gearbeitet. Auch die Truppe Donnert kam von Universal Renz zu Crocofant. Direktor Francois Meise moderiert das Programm in seiner herrlich lakonischen Art („Was soll ich viel erzählen, sehen Sie einfach selbst!). Seine beiden Elefanten hat er vor Saisonbeginn an den Osnabrücker Zoo abgegeben, wo ihnen weiterhin eine sehr gute Haltung geboten werden könne.

Insgesamt dauert das Programm zwar nur 90 Minuten zuzüglich Pause, doch dafür kommt es ohne Längen und Schwachpunkte aus. Auch das Publikum im gut besuchten Zelt ist mehr als zufrieden, wie viel Applaus während der Vorstellung und natürlich im Finale zeigt.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber