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Cirkus Dannebrog - Tour 2011
www.cirkusdannebrog.dk ; 115 Showfotos

Kopenhagen, 4. September 2011: Inszenierte, mit einer Rahmenhandlung versehene Programme sind für nicht wenige Circusfans ein Graus. Ihr Vorwurf: Mit derartigen Inszenierungen sollen bloß schwache Programme aufgewertet werden. Dass dem längst nicht immer so ist, beweist in diesem Jahr der dänische Cirkus Dannebrog der Familie Enoch. Er zeigt ein richtig starkes Programm, dessen Wirkung durch die erzählte Geschichte sowie das abwechslungsreiche Licht und die exzellente Musikbegleitung durch das neue Orchester unter der Leitung von Tino Aeby (Knie, Nock) an Wirkung gewinnt.

Hauptdarsteller und somit Gesicht der Show ist Totti Alexis. In einem großen Opening, bei dem die verschiedenen Mitwirkenden in Straßenkleidern erscheinen und von der „Direktorin“ (Agnete Louise Enoch) in die Show aufgenommen werden, bewirbt er sich als  Musiker, wird aber abgewiesen, da bereits ein großes Orchester vorhanden ist. Enttäuscht legt er sich schlafen und wird in seinem Traum der Star einer famosen Circusvorstellung. Mit ungeheurer Spielfreude, vielen kreativen Ideen und beeindruckender Musikalität gibt er darin einen unverwechselbaren Reprisenclown. Er beherrscht den Slapstick (Kampf mit dem Mikrofon) genauso wie die leisen Zwischentöne (Picknick mit einem Elefanten). Darüber hinaus beweist Totti erneut sein außerordentliches Talent als Sänger und Trompeter.


Florian-Richter-Truppe, Duo Sifolinis

Ebenso überzeugend präsentiert sich das artistische Lineup der Show. Besonders die letzten beiden Programmpunkte haben es in sich: Auf die rasante Todesrad-Darbietung der Sifolinis (u.a Lauf im Handstand über das Außenrad) folgt die temperamentvolle, Monte Carlo-prämierte Jockey-Reiterei der Richter-Truppe, die auch ohne ihren Chef, den zurzeit bei Roncalli engagierten Florian Richter, ein circensischer Hochgenuss ist. Bereits im Opening haben wir die Ungarn außerdem mit Sprüngen von der russischen Schaukel gesehen, die sie allesamt in einer Plastikplane landen.


Joulia Tchakanova, Jimmy Enoch, Eddy Carello

Doch das waren längst nicht alle artistischen Highlights: So ist zum Beispiel Eddy Carello gleich zweimal zu erleben. Beide Male jongliert er. Im ersten Auftritt sind eine Gitarre und verschiedene Elemente eines Schlagzeugs seine Requisiten, im zweiten wirbelt er bis zu fünf Fußbälle durch die Luft. Oder das Duo Serjo, das seine von Flic Flac sowie Knie bekannte Hand-auf-Hand-Akrobatik mit neuem Untermann und veränderter Musik präsentiert. Direktionssohn Jimmy Enoch wiederum setzt eine Familientradition fort und zeigt Artistik auf dem Fahrrad.


Josephine Kaselowsky

Enoch ist auch Teil eines zweiten Handlungsstrangs, der sich durch das Programm zieht: Eine freilich nur gespielte Liebesgeschichte zwischen ihm und Julia Tchakanova. Im richtigen Leben ist Enoch mit Melanie Kaselowsky liiert, die in diesem Jahr Teil des hauseigenen Balletts ist. Auch ihre Schwester Josephine ist tänzerisch aktiv und dirigiert zudem eine attraktive Freiheitsdressur. Jeweils zwei Araber, Zebras und Kamele zeigen eine anspruchsvolle Laufarbeit, bei der sie teilweise von Elefant Rambo begleitet werden. Komplettiert wird das tierische Aufgebot durch die bereits erwähnte Julia Tchakanova. Zunächst zeigt sie mit ihrem Pudel eine trickreiche Dressur, dann sieht man sie im harmonischen Zusammenspiel von jeweils drei Windhunden und Lamas.

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Text: Sven Rindfleisch; Fotos: Stefan Gierisch, Sven Rindfleisch