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Cirque Firmin Bouglione - Tour 2011
www.firminbouglione.be ; 65 Showfotos

Charleroi, 30. Oktober 2011: Der Platz am Rande der belgischen Stadt Charleroi nahe Brüssel wirkt nicht eben einladend. Das Zwei-Masten-Chapiteau, die darum gruppierten Wagen und die Fassade sehen zwar geschmackvoll aus, irgendwie wirkt das Ensemble aber etwas verloren. Wären wir nicht gezielt hingefahren und hätten wir nicht gewusst, um welches Unternehmen es sich hier handelt, wir hätten den Circus womöglich glatt links liegen gelassen. Denn – die Schriftzüge auf Plakaten, Wagen und Fassade verkünden es – bei diesem Circus handelt es sich um einen „Bouglione“.

Also um einen der großen Namen der Branche. Genauer gesagt um den Cirque Firmin Bouglione. Firmin Bouglione ist der Vater von Alexandre, der in Belgien große Popularität genießt. Zum Einen durch Fernsehpräsenz, zum Anderen durch den Circus, der seinen Namen trägt und schon seit vielen Jahren in Belgien reist. Bislang waren Vater und Sohn gemeinsam auf Tournee. Nach Streitigkeiten in der Familie reist der Vater nun unter seinem eigenen Namen. Dabei gleicht das Material zum Großteil dem, das man auch schon von dem gemeinsamen Unternehmen her kennt. Gleiches gilt für die Show: Auch hier wird die vom Cirque Alexandre Bouglione bekannte Handschrift deutlich.


Pierre Paille und Angelo Chavez

Diese wird, wie von den Bougliones in den letzten Jahren gewohnt, mit Musik aus der Konserve und dem dazu passenden Einsatz der sehr starken Lichtanlage eröffnet. Die Stimme, die sodann ertönt, ist dem langjährigen Besucher des Cirque Alexandre Bouglione ebenfalls bekannt. Sie gehört Pierre Paille, der von Alexandre zu Firmin Bouglione gewechselt ist und nun hier bekannt charmant sowie wortgewandt als Monsieur Loyal durch das Programm führt. Eröffnungsnummer ist die vierköpfige Löwengruppe von Heiko Olf. Gerne würde er mehr Tiere zeigen, aufgrund des geringen Manegendurchmessers sei dies aber nicht möglich. Nichtsdestotrotz überzeugt diese Arbeit mit vielen Tricks, die in rascher Folge gearbeitet werden. Olf präsentiert sich dabei im Dschungel-Look, die Musik ist ebenfalls entsprechend gewählt. Den Abbau des Käfigs überbrückt Clown Angelo (Chaves)  im Zusammenspiel mit Pierre Paille. Angelo hat ein gepflegtes Äußeres, das zu seinem sympathischen Autreten passt. Selbstverständlich erleben wir den Portugiesen noch häufiger im Verlauf der Show, etwa mit einem Zuschauer-Orchester oder dem Seilspringen mit Kindern aus dem Publikum.


Ethel und Dania Biasini

Ebenfalls vom Cirque Alexandre Bouglione kennen wir Ethel und Dania Biasini. In zwei Auftritten sehen wir die beiden Italienerinnen im Duo. Zunächst zeigen sie auf zwei nebeneinander aufgestellten Trinkas Antipodenspiele. Sie jonglieren dabei nicht nur für sich alleine, sondern lassen ihre Requisiten, wie Tücher, Walzen und Bälle, ebenso von einer Schwester zur anderen fliegen. In indischer Aufmachung erklimmen sie wenig später gemeinsam eine Leiter, während jede von ihnen ein Schwert auf der Stirn balanciert. Natürlich gibt es bei diesen effektvoll verkauften Säbelbalancen noch weitere attraktive Tricks. Last not least erleben wir Ethel Biasini noch mit ihrer Tüchernumer. Nicht ganz so geschickt ist, dass es derer gleich zwei im Programm gibt. Denn im ersten Teil wird eine solche von Desiree, der Tochter von Clown Angelo, gezeigt. Auch diese Darbietung ist wunderschön anzusehen. Ein wenig mehr Abwechslung hätte uns aber besser gefallen. Die bekommen wir allerdings bei der zweiten von Desiree gezeigten Nummer, einer Equilibristikkür. Die Tricks sind vielfältig – wenngleich teilweise noch etwas wackelig -  und werden charmant verkauft. Clou ist das zerschiessen eines Luftballons mit Pfeil und Bogen, welche mit den Füßen bedient werden.


Sandrine Beautor

Für exzellente Auftritte mit Pferden steht schon seit etlichen Jahren der Name Sandrine Beautour. Höhepunkt ist ihre Freiheit mit an diesem Nachmittag zwei braunen und drei weißen Pferden. Zu „Proud Mary“ und Melodien aus „Hair“ lässt sie ihre Tiere harmonisch schwierige Figuren laufen, mehrere (Gruppen)-Steiger inklusive. Einfach eine Augenweide. Wunderbar ebenfalls ihre Hohe Schule, die sie auf zwei verschiedenen Pferden reitet und damit das Programm beschließt. Vom Verkauf nicht ganz so gelungen ist hingegen ihre Pudelrevue, bei der die Tiere auf einem Gestell mit Eiffelturm sitzen. Ein wenig mehr Pfiff würde die Wirkung sicher noch steigern. Die ungeheuer sympathische Tierlehrerin weiß aber auch diese Nummer charmant zu verkaufen. Mit Großillusionen in schwarz-weiß rundet das Duo Goncalves das Programm gekonnt ab. Dem portugiesischen Magier stehe dabei zwei Damen und mehrere Pudel zu Seite. Originell wird dabei mit schwarz-weißen Überraschungseffekten gespielt.

Selbstverständlich wird diese klassische Circusvorstellung von einem standesgemäßen Finale beschlossen. Das üppige Lichtdesign, welches das Programm schon äußerst stimmig aufgewertet hat, erstrahlt nochmals in wunderbar warmen Tönen. Pierre Paille lässt nochmals seine eindringliche Stimme ertönen, um alle Mitwirkenden vorzustellen und das Publikum zu verabschieden. Es endet eine  harmonische Show im kleinen Rahmen, die dafür aber sehr stimmig besetzt ist. Starke Nummern von sympathischen Künstlern sorgen dafür. Von Außen hätte man das gar nicht vermutet. Gut, dass wir angehalten haben und nicht vorbeigefahren sind.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch