Es ist
offenkundig, dass sich der „Harlekin“ in seinem Reisegebiet rund
um Bern über die Jahre einen hervorragenden Ruf und ein treues
Stammpublikum erspielt hat. Wir haben das Faszinosum Harlekin
schon mehrfach beschrieben. Es fügt sich zusammen aus dem
schmucken, stets gepflegten Wagenpark und heimeligen Zelt, den –
für einen Circus dieser Größe – praktisch konkurrenzlos starken
Programmen und der im besten Sinne volkstümlichen Präsentation,
die auf ein im ebenso besten Sinne nicht-urbanes Publikum
zugeschnitten ist. Vor allem aber lebt der „Harlekin“
von der Herzlichkeit seiner Macher, ihrer Nähe zum Publikum und
ihrer Liebe zur Sache. Und so ist dieser Circus für uns, neben
den großen von Knie bis Gruss, zu einem Fixpunkt im jährlichen
Circus-Kalender geworden.
Monika Aegerter,
Pedro Pichler und ihr Circus Harlekin
Was den
„Harlekin“ zudem in besonderem Maß ausmacht, das sind die jedes
Jahr mit vielen Ideen und Engagement neu einstudiertem
Clownsentrees und Reprisen der Direktoren Monika Aegerter und
Pedro Pichler alias „Les Nicas“, über die wir diesmal besonders
herzlich gelacht haben, passend zum Programmmotto
"witzig-spritzig". Da lässt sich zum Beispiel der scheinbar
schwer erkältete Pedro ein „benutztes“ Taschentuch von Zuschauer
zu Zuschauer durch die Sitzreihen reichen, zeigen beide ihre
eigene Version der „Waschmaschine“ oder parodieren die Genres
„Quickchange“ und „Zopfhang“.
Truppe
Malko, Yang Rui, Alina und Dzmitry
Auch 2011
präsentiert der Circus Harlekin seinem Publikum wie
selbstverständlich eine große Truppe mit mehreren Darbietungen.
Nach den Chinesinnen 2009 und den Chinesen 2010 wurde nun die
weißrussische Truppe Malko, bestehend aus fünf Herren und drei
Damen, engagiert. Sie eröffnen das Programm mit ihren Sprüngen
und Salti (u.a. Dreifacher) auf einem Trampolin, hinter dem noch
eine große Plattform als Start- und Landepunkt steht. Die Nummer
erzählt, zu temporeichen Hits wie „In the Navy“ und „YMCA“, die
Geschichte eines verrückten Dirigenten und seiner Musiker. Vor
der Pause gibt es nochmal Salti und Sprünge von
Mini-Trampolinen, auf welche die Artistinnen und Artisten mit
Anlauf – von der Rundleinwand durch den weit geöffneten
Artisteneingang bis in die Manegenmitte – zurasen. Verschmitzt
zeigt uns Direktor Pedro Pichler in der Pause, warum die
Artisten in dieser Vorstellung mit besonderen Schwierigkeiten zu
kämpfen hatten: Auf dem unebenen Wiesenplatz geht die
Anlaufstrecke „bergauf“ – das ist eben live und ohne doppelten
Boden. Die Seilspringnummer der Truppe in coolen Skaterklamotten
zu passender Musik vor dem Finale hat uns insgesamt am stärksten
überzeugt, auch dank ihrer einwandfreien Aufmachung anstelle
zuvor etwas altbackener Kostümierung. Schließlich präsentiert
die gerade 16-jährige Alina Malko mit ihrem Partner Dzmitry
Stsiapanau eine neu einstudierte Strapatennummer mit zahlreichen
Haltetricks. Neben den vier Nummern der Malko-Truppe
komplettiert ein Paar aus China den artistischen Bereich. Die
Artistin He Yuan katapultiert mit ihrem Fuß erst Schalen, dann
eine Kanne und einen Löffel auf ihren Kopf – während sie, auf
dem Einrad sitzend, auf einer großen Kugel balanciert. Ihr
Partner Yang Rui zeigt eine traditionelle Stuhlpyramide mit
sechs Stühlen, longengesichert und ohne die verbreiteten
Flaschen.
Susanna Mani,
Dennis Rush, Finale
Der junge Karlsruher Dennis Rush war einmal ein
circusbegeisterter Junge, der mehrmals an den Kinderwochen im
Circus Harlekin teilnehmen durfte. Anfangs befasste er sich mit
Hula Hoop und Trapez, später interessierte er sich mehr für die
Zauberei. Starthilfe und Requisiten, so steht es im
Harlekin-Programmheft, lieferte zunächst Pedro Pichler. Dennis
hat den Kindheitstraum zum Beruf gemacht und arbeitet seit
Jahren als Illusionist, nun steht er mit seinen Großillusionen
die ganze Saison bei Harlekin in der Manege. Alina Malko ist
hier seine Assistentin, die in verschiedenen Varianten
„weggezaubert“ wird. Darüber hinaus übernimmt Dennis Rush zum
Teil auch die Rolle des Sprechstallmeisters, so dass außer
Schwyzerdütsch heuer auch ein badischer Akzent im Harlekin-Zelt
zu hören ist.
Pedro Pichlers hübsche Tochter Nicole führt erneut vier große
Trampeltiere vom schwedischen Circus Olympia vor. Ein Pferd
überspringt die abliegenden Tiere und präsentiert sich als
Steiger. Susanne Mani, nunmehr in ihrer vierten Saison bei
Harlekin, bringt das Kunststück fertig, zwei Hinterwälder-Ochsen
zu einer flott ablaufenden Freiheitsdressur (u.a. Gegenlauf,
Walzen) anzuleiten, zu der sich auch noch zwei große
Landschweine gesellen. Dazu trägt sie Lederhosen und die
sechsköpfige Harlekin-Band spielt Wiesn-Klassiker von Adelheid
über Rosamunde bis zum Lied vom „Hofbräuhaus“. Überhaupt trägt
die mitreißende Musik, die gerne von Stimmungsliedern, bekannten
Schlagern und Volkstümlichem Gebrauch macht, stets zum
besonderen Vergnügen einer Harlekin-Vorstellung bei. Samba-Musik
und gekonnter Rock’n-Roll-Tanz des Ensembles prägen das
schwungvolle Finale mit mehreren Vorhängen und viel Applaus. |