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Circus Herman Renz - Tour 2011
www.renz.nl ; 95 Showfotos

Tilburg, 24. April 2011: Es ist bemerkenswert. Jedes Jahr aufs Neue gelingt es der Direktion des Niederländischen National-Circus Herman Renz eine Show zu präsentieren, die einem übergeordneten Thema folgend harmonisch und mit großer Liebe zum Detail in Szene gesetzt ist. In diesem Jahr hat man sich unter der Überschrift "Celebration" abermals für die Aufmachung klassischer Circus-Impressionen entschieden und feiert so gebührend hundert Jahre Circustradition. Man beruft sich dabei auf Arnold van der Vegt, der seit 1911 auf der Reise ist und dessen Urenkel Herman van der Vegt den Circus 1991 in seiner heutigen Form gegründet hat.


Elena Dieck, Frenky, Milko

Fester Bestandteil des Programms sind seit Jahren die Clowns Milko & Frenky. Zusammen spielen sie heuer mit Sprechstallmeister Robert Ronday und Oberrequisiteur Armando Ferrandino eine gelungene Version des bekannten „Wasserentrees“. In den einzelnen Reprisen agieren beide dann alleine. Frenky jongliert dabei mit Äpfeln, „verteilt“ Popcorn und dirigiert eine Schar Laufenten zwischen Loge und Gradin, während Milko auf höchst amüsante und eigenständige Weise unter Zuschauerbeteiligung ein Orchester zusammenstellt. Desweiteren begleiten vier junge Damen - darunter Tom Dieck juniors Ehefrau Elena - die Besucher durch die Vorstellung, mimen Nummerngirls und sorgen in zwei Fällen mit ihren Tänzen auch für die thematische Einleitung der folgenden Nummern.


Michel Jarz

In spanischer Kostümierung leitet das Ballett zum Beispiel die Pferdefreiheit ein, in deren Mittelpunkt jene sechs Araberhengste des Zirkus Charles Knie stehen. Im langjährigen technischen Betriebsleiter Michel Jarz finden sie ihren routinierten und souveränen Vorführer. Die bekannte Laufarbeit wird traditionell mit Steigern abgeschlossen. Ingo Stiebner präsentiert seine Seelöwen-Komödie nun mit drei Tieren. Dem Neuzugang ist die Nervosität noch anzusehen, nicht alles gelingt auf Anhieb. Dennoch gehört diese humorvolle Darbietung zu den besten ihres Faches, vereint sie doch Dressurleistung und Comedy auf gelungene Weise. Nach der Pause agiert auch in diesem Jahr Tom Dieck jr. im Zentralkäfig. Mit drei männlichen und zwei weiblichen Löwen präsentiert der deutsche Tierlehrer eine bündige Darbietung, die dennoch alle wesentlichen Elemente einer Raubtierdressur enthält. So beweisen sich die Katzen bei Sprüngen, Hochsitzen und Scheinangriffen.


Elodie Weiser, Karl Ramwell, Kuba-Truppe

Für den artistischen Bereich wurde in diesem Jahr eine achtköpfige Truppe aus Kuba engagiert, die gleich in mehreren Darbietungen den Hauptteil des Programms bestreitet. Gleich im Charivari sind sie als Seilspringer in Aktion, anschließend präsentieren sie zu sechst ihre Sprünge auf dem Russischen Barren. Neben diversen Saltos und Pirouetten ist vor allem der Aufgang via Trampolin interessant. Als Schlussnummer sind alle Akteure auf dem Schleuderbrett zu sehen, mit einem Doppelsalto zum Drei-Mann-Hoch und einem Fünf-Mann-Hoch (mit Stange) als Höhepunkte. Alle Sprünge, so auch der dreifache Salto in den Sessel, finden longengesichert statt. Ein weibliches Mitglied der Gruppe zeigt sich zudem samt orientalischem Ballett mit einer Kontorsionsnummer mit dem Mundstand als Schluss, zwei männliche Artisten treten mit ikarischen Spielen mit abschließender 10-Salto-Kaskade in Erscheinung. Allen Nummern der Kubaner gemein ist, das sie nicht ganz an das Niveau ähnlicher Truppen herankommen. Hausartistin Tamara Weiser demonstriert ihre akrobatische Vielfältigkeit in jedem Programm neu und ist aktuell in einer flotten, mit Abfallern gespickten Darbietung am Schwungtrapez zu sehen. Ihr Manegen-Debüt feiert Tochter Elodie Weiser mit einer leider etwas langatmigen, aber trickstarken Luftakrobatik an den Strapaten. Sie schließt ihre Nummer mit einem freihändigen Spagat. Am meisten überzeugen kann in artistischer Hinsicht Tempojongleur Karl Ramwell, der routiniert und in hohem Tempo bis zu je fünf Keulen und Bälle sowie Ringe in der Luft hält. Er ist ohne Frage ein Highlight.

Ungemein profitiert hat die Show auch in diesem Jahr wieder von der wunderbaren Lichtregie unter Gilbert Weiser, auch mit Lasereffekten, und der druckvollen Live-Musik des Orchesters von Robert Rzeznik. So leben auch Opening - mit Robert Ronday als rekommandierendem Circusdirektor von anno dazumal - und Finale von dieser optischen und akustischen Aufwertung, etwa dann wenn die Artistinnen zur Krönung in glamourösen, ausladenden Leuchtkleidern die Manege und die eigens fürs Finale platzierte Showtreppe betreten haben.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Sven Rindfleisch