Dies gilt
auch für die aktuellen Macher Rico Grandjean (Regie) und Tom
Tafel (konzeptionelle Mitarbeit). Andreas Muntwyler, der für
diese Saison zum Circus seiner Familie zurückgekehrt ist,
unterstützte beide als Regieassistent. Das Programm „En bloc“
erzählt die Geschichte eines Wohnblocks. Leitfrage: Was sind das
für ganz unterschiedliche Charaktere, die zufällig unter einem
Dach, aber doch in anderen Welten leben? Anstelle des
klassischen Artisteneinganges bildet heuer ein Gerüst mit
mehreren Etagen die Kulisse, verkörpert den Häuserblock. „En
bloc“ sind aber auch verschiedene, unterschiedlich geformte
Holzkisten mit diversen Öffnungen, die ständig die Plätze in der
Manege wechseln. Sie dienen, ideenreich eingesetzt, als Podien,
Requisiten und Kulisse. In einem weiteren Handlungsstrang
berichtet Erzähler Dominique Jann von einem Circuszelt, das von
einem Sturm davongetragen wird und andernorts wieder landet.
Jonas
Egli sowie Tobias, Mario
und Johannes Muntwyler
Direktionssohn Tobias Muntwyler feiert in diesem Jahr bereits
sein 10. Manegenjubiläum. Er pendelt zwecks seiner
Kaufmannsausbildung zwischen der Berufsschule in Aarau, dem
Lehrbetrieb in Wohlen und dem Circusbüro. Sooft es seine Zeit
erlaubt, tritt er gemeinsam mit Jonas Egli - als coole Skater - in einer
Diabolonummer auf, die gleich zu Programmbeginn einen der
Show-Höhepunkte setzt. Die erwähnten Kisten
dienen hier als Podien, um die Diabolos über zwei Ebenen fliegen
zu lassen; die Diabolos fliegen durch die Öffnungen einer Kiste,
und schließlich verfügt eine der Kisten noch über eine
„Rutschbahn“ im Inneren. Über diese werden fünf Diabolos ins
Rollen gebracht, von Egli gefangen und weitergeworfen zu
Muntwyler. Dieser fängt sie wiederum mit dem Seil und lässt sie
fliegen, bis fünf Diabolos durch die Luft kreisen. Im dritten
Anlauf gelingt bei unserem Besuch der famose Trick. Tobias Muntwylers jüngerer Bruder Mario, bisher immer mit Partnern in
der Manege zu sehen gewesen, zeigt heuer seine ersten
Solonummer, zunächst
mit fünf Ringen, dann mit fünf Keulen.
Auch Vater Johannes ist heuer wieder in der Manege aktiv. Er
verkörpert – bewusst so gar nicht in die Wohnblock-Story passend
– einen Sultan in typisch orientalischer Kostümierung. Auf dem
Kurzschwert im Mund balanciert er, Spitze auf Spitze, einen
Säbel und lässt sich so auf einem „fliegenden Teppich“ sitzend
unter die Zeltkuppel ziehen. Nach einem scheinbaren Defekt der
„Fernbedienung“ für den Teppich, steigt er – weiterhin den Säbel
balancierend – über eine Strickleiter wieder in die Manege. Muntwylers Lebensgefährtin Armelle Fouqueray dagegen nimmt in
dieser Saison eine Manegen-Auszeit und konzentriert sich auf
administrative Tätigkeiten. Alle drei Darbietungen der
Muntwylers sind im ersten Programmteil zu sehen. Eine
außergewöhnliche Bodenakrobatik zeigt
Raphaël Perrenoud, bei der er
unter voller Ausnutzung der Spielfläche Salti, Flic Flacs & Co.
kombiniert. Sarah Lett mit rasanten Drehungen und Wendungen im
Cyrrad, diesem in Mode gekommenen Rhönrad nur aus einem Reifen,
ist dann bereits Pausennummer. Am Ende ihres Auftritts gesellen
sich weitere Artisten in Cyrrädern, auf Skateboard und Fahrrad dazu. Insgesamt kommt die erste Programmhälfte
leider nicht recht in Schwung, bleibt ein wenig hinter den hohen
Erwartungen zurück, trotz der starken Diabolonummer zu Beginn.
Giulio
Lanzafame, Kulisse, Marie-Eve Dicaire
Besser
gefällt der zweite Programmteil, der mit Terry Cranes
außergewöhnlicher, auf interessante Fesslungen und Entfesslungen
setzende Vertikalseilarbeit beginnt. Ihm folgt Marie-Eve
Dicaires hervorragende, langsam und kräftezehrend vorgetragene
Handstandkür. Dass sie eine Zierde für jedes Programm wäre,
dafür sprechen auch ihre vergangenen Engagements unter anderem
bei Soleil-, G.O.P.- und Palazzo-Produktionen. Ein Tanz des
Ensembles – kein Monti-Programm ohne solche Gruppen-Szenen –
leitet über zum Auftritt des Duos Madrona, Rachel Nehmer und
Benjamin Wendel, am still hängenden Trapez mit einigen durchaus
riskanten Tricks. Mick Holsbeke ist der kreative Komiker im
Ensemble. Nach u.a. einer vergnüglichen Diabolo-Persiflage, bei
der er seinen eigenen weiß bestrumpften Fuß „jongliert“, hat er
nun seinen stärksten Auftritt – als Kugelläufer zwischen einem
Wald aus Holzkisten, der nicht mehr weiß, wie er seine Balancen
stoppen soll. Etwas ganz anderes als die üblichen Reprisen und
herrlich komisch! Giulio Lanzafame, der in der
Eröffnungsszenerie bereits kurz auf einem Schlappseil in Form
einer Wäscheleine balanciert hat, ist auch die Schlussnummer
vorbehalten. Zum Teil auf einem Stuhl sitzend, jongliert er bis
zu fünf rote Bälle nicht nur mit den Händen,
sondern auch mit nackten Füßen. Eine äußerst anspruchsvolle
Arbeit, die aber wegen ihres ruhigen Charakters an dieser Stelle
etwas unglücklich im Programm platziert ist. Sechs Artisten auf
einem Fahrrad, drei auf einem zweiten leiten mit dieser letzten,
kurzen Ensemblenummer ins Finale über, in dem sich die Artisten
über begeisterten Applaus und Zugaberufe freuen können. Wie
immer wird das Programm mit eigens komponierter Musik vom
siebenköpfigen Orchester begleitet. |