Auf
der immer wieder thematisch passende Einspielungen das Geschehen
untermalen. Darüber hinaus zeichnet sich das Unternehmen
besonders durch die vielfältigen hauseigenen Tiernummern aus.
Auf einer großen Wiese gegenüber dem offiziellen Circusplatz
Kanzlers Weide in Minden präsentiert sich das Unternehmen der
Familie Köhler sauber aufgebaut. Gereist wird ausschließlich in
Norddeutschland. Markant ist das große weiße Viermastzelt in
quadratischer Form mit passendem Vorzelt. Der große
Kassenauflieger mit Leuchtschrift „Cassa“ dokumentiert den
Anspruch, internationalen Circus zu machen.
Wie im
Kino werden zu Beginn der Vorstellung auf der Leinwand im
Hintergrund zunächst das THX-Logo und– wie bei einem großen
Hollywood-Filmstudio – das Logo „20th Century Circus Belly“
eingeblendet. Nach der Eröffnung durch den Weißclown gehört die
Manege zunächst dem Chef des Hauses, Klaus Köhlers. Eine Hohe
Schule am langen Zügel, danach ein Sechserzug Friesen liefern
schöne und klassische Bilder. Hinzu gesellt sich ein weißer
Andalusier, der den Gegenlauf zwischen den Friesen hindurch
zeigt. Im Hintergrund laufen hierzu Pferdemotive, ohne einen
bestimmten Kinofilm aufzugreifen – schade, denn vom „Pferdeflüsterer“
bis zum „letzten Einhorn“ würden sich doch viele Möglichkeiten
bieten, wie auch an anderen Stellen im Programm, das in weiten
Teilen durchgehaltene „Cinema“-Motto noch stringenter
umzusetzen. Später bringt der Direktor auch noch einen großen
Achterzug Kamele und einen Achterzug Welsh-Ponys in zwei Farben
in die Manege. Alle Tiernummern zeichnen sich durch die ruhige
und kompetente Vorführung aus.
Klaus Köhler
Das gilt
auch für die gemischte Raubtiernummer nach der Pause. Zwei Tiger
und zwei Löwen werden zu vielfältigen Tricks wie Hochsitzern,
Pyramide, Sprüngen, Balkenlauf und Teppich animiert. Ein
Vorwärtssteiger beschließt die Nummer. Eine echte Rarität ist
heute der Auftritt eines Schimpansen, der hier von zwei kleinen
Hunden begleitet wird. Vorwärts- und Rückwärtsrolle,
Rollerfahren und das Fangen eines Balles, den ein Zuschauer ihm
zuwirft, gehören zum Repertoire des Affen. Einer der Hunde
beherrscht den Seillauf. Viel Tempo und Schwung bringt
Klaus-Rouven Köhler als Mexikaner bei seinem Tellerdrehen zu
folkloristischer Musik in die Manege. Wirklich aufgegriffen wird
das Motto der „Stars of Cinema“ dann erstmals bei der
kraftvollen Tücherkür von Gordon Köhler, der sich als Avatar
unter anderem mit den Oberarmen auf- und abwickelt und
verschiedene Haltetricks zeigt.
Rudi Althoff,
Magic Erwin, Orlando Köhler
Rudi
Althoff dagegen hat sich für seine bekannte und gute Rola
Rola-Nummer, bei der seine Frau Rilana Köhler und die gemeinsame
Tochter assistieren, die Kinderserie „Lazy Town“ als Thema
ausgesucht. Noch immer ist Althoff eine echte „Rampensau“, die
den Kontakt zum Publikum offensiv sucht und auch findet. Durch
das Publikum schleichen dann die Protagonisten aus „Harry
Potter“ in die Manege, wo „Magic Erwin“ als Pausennummer
mithilfe des Ensembles seine verblüffenden Großillusionen
zelebriert. Francesco Caroli, Angelo Munoz, Fumagalli und
natürlich Bernhard Paul alias Zippo waren viele Jahre die
prägenden Clowns im Circus Roncalli – bei Belly wird ihnen eine
Reverenz erwiesen, dienen sie als Vorbilder des hauseigenen
Clowntrios Avantes. „Zippogalli“ alias Gordon Köhler mit rotem
Livree und der markanten Fumagalli Frisur, Klaus-Rouven als
„Angelo“ im Zippo-Outfit und Gordon als klassischer Weißclown,
der in Stimme und Gestik Francesco Caroli gut trifft, sind die
Akteure. Im großen Entree werden Elemente aus mehreren
Klassikern wie „Aufladen, Abladen“ zu einer neuen und lustigen
Mischung zusammengefügt. Im weiteren Programm werden noch
mehrere Reprisen gezeigt (u.a. Popcorn, Plüschlöwendressur), die
nicht nur zum Schmunzeln einladen, sondern auch zum flüssigen
Ablauf des Programms ohne störende Umbaupausen beitragen. Im
zweiten Programmteil steht Orlando Köhler dann auch noch als
Elvis-Imitator im originalgetreuen Outfit in der Manege und
singt live die „Blue Suede Shoes“. Apropos Kostüme: Besonders
hervorzuheben sind auch die prachtvollen und aufwendig
gestalteten Livreen, die in der Vorstellung zum Einsatz kommen.
Aron und
Klaus-Rouven Köhler
Als bunter
Paradiesvogel schwebt im zweiten Programmteil Karina am
kreisenden Luftring. Das Cinema-Motto wird am aufwendigsten und
überzeugendsten bei der Drahtseilkür von Aron Köhler zum Thema
„Fluch der Karibik“ umgesetzt. Diese Nummer existiert in dieser
Form schon längere Zeit und entwickelte sich so zur „Keimzelle“
des Programmmottos. Piratenflaggen werden in der Manege
aufgestellt, je zwei Tänzerinnen und Tänzer im Piratenlook
sorgen für authentische Atmosphäre, eine Fechtszene kommt hinzu,
ehe Aron Köhler als Pirat auf dem Drahtseil u.a. Schwerter
überspringt. „Spartacus“ ist schließlich das Motto der
Schlussnummer. Klaus-Rouven Köhler präsentiert sich hier als
Gladiator. Nach dem Feuerschlucken lässt er ein kreisendes
Feuerrad von einem Handstab aus fliegen und fängt es mit dem
zweiten wieder auf. Riskant auch der nächste Trick, bei dem ein
noch gewaltigeres Feuerrad auf einer Kinnperche zum Kreisen
gebracht wird. Zwei Alligatoren und eine große Zahl
Riesenschlangen sorgen dann fürs wohlige Schaudern zum Abschluss
der Vorstellung.
„Der Große
Circus Belly“ gehört zu den ganz herausragenden Unternehmen
unter der Vielzahl der Familiencircusse in Deutschland. Im
Bereich der Tierdressuren überzeugen Quantität und Qualität, die
Umsetzung des Programmmottos und sehr gute Präsentation heben
den Circus deutlich von anderen Unternehmen dieser Größenordnung
ab.
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