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Circus Belly - Tour 2012
www.circus-belly.de

Minden, 2. Juni 2012: Ganz offenkundig mit Leidenschaft und Liebe zur Sache wird beim „Großen Circus Belly“ der Familie Köhler Circus gemacht. „Stars of Cinema“ lautet das Motto des Programms: Mehrmals werden bekannte Kinohits thematisch aufgegriffen und die Circusnummern in entsprechender Aufmachung präsentiert. Mittelpunkt des imposanten Artisteneingangs ist daher auch eine große Kinoleinwand.

Auf der immer wieder thematisch passende Einspielungen das Geschehen untermalen. Darüber hinaus zeichnet sich das Unternehmen besonders durch die vielfältigen hauseigenen Tiernummern aus. Auf einer großen Wiese gegenüber dem offiziellen Circusplatz Kanzlers Weide in Minden präsentiert sich das Unternehmen der Familie Köhler sauber aufgebaut. Gereist wird ausschließlich in Norddeutschland. Markant ist das große weiße Viermastzelt in quadratischer Form mit passendem Vorzelt. Der große Kassenauflieger mit Leuchtschrift „Cassa“ dokumentiert den Anspruch, internationalen Circus zu machen.

Wie im Kino werden zu Beginn der Vorstellung auf der Leinwand im Hintergrund zunächst das THX-Logo und– wie bei einem großen Hollywood-Filmstudio – das Logo „20th Century Circus Belly“ eingeblendet. Nach der Eröffnung durch den Weißclown gehört die Manege zunächst dem Chef des Hauses, Klaus Köhlers. Eine Hohe Schule am langen Zügel, danach ein Sechserzug Friesen liefern schöne und klassische Bilder. Hinzu gesellt sich ein weißer Andalusier, der den Gegenlauf zwischen den Friesen hindurch zeigt. Im Hintergrund laufen hierzu Pferdemotive, ohne einen bestimmten Kinofilm aufzugreifen – schade, denn vom „Pferdeflüsterer“ bis zum „letzten Einhorn“ würden sich doch viele Möglichkeiten bieten, wie auch an anderen Stellen im Programm, das in weiten Teilen durchgehaltene „Cinema“-Motto noch stringenter umzusetzen. Später bringt der Direktor auch noch einen großen Achterzug Kamele und einen Achterzug Welsh-Ponys in zwei Farben in die Manege. Alle Tiernummern zeichnen sich durch die ruhige und kompetente Vorführung aus.


Klaus Köhler

Das gilt auch für die gemischte Raubtiernummer nach der Pause. Zwei Tiger und zwei Löwen werden zu vielfältigen Tricks wie Hochsitzern, Pyramide, Sprüngen, Balkenlauf und Teppich animiert. Ein Vorwärtssteiger beschließt die Nummer. Eine echte Rarität ist heute der Auftritt eines Schimpansen, der hier von zwei kleinen Hunden begleitet wird. Vorwärts- und Rückwärtsrolle, Rollerfahren und das Fangen eines Balles, den ein Zuschauer ihm zuwirft, gehören zum Repertoire des Affen. Einer der Hunde beherrscht den Seillauf. Viel Tempo und Schwung bringt Klaus-Rouven Köhler als Mexikaner bei seinem Tellerdrehen zu folkloristischer Musik in die Manege. Wirklich aufgegriffen wird das Motto der „Stars of Cinema“ dann erstmals bei der kraftvollen Tücherkür von Gordon Köhler, der sich als Avatar unter anderem mit den Oberarmen auf- und abwickelt und verschiedene Haltetricks zeigt.


Rudi Althoff, Magic Erwin, Orlando Köhler

Rudi Althoff dagegen hat sich für seine bekannte und gute Rola Rola-Nummer, bei der seine Frau Rilana Köhler und die gemeinsame Tochter assistieren, die Kinderserie „Lazy Town“ als Thema ausgesucht. Noch immer ist Althoff eine echte „Rampensau“, die den Kontakt zum Publikum offensiv sucht und auch findet. Durch das Publikum schleichen dann die Protagonisten aus „Harry Potter“ in die Manege, wo „Magic Erwin“ als Pausennummer mithilfe des Ensembles seine verblüffenden Großillusionen zelebriert. Francesco Caroli, Angelo Munoz, Fumagalli und natürlich Bernhard Paul alias Zippo waren viele Jahre die prägenden Clowns im Circus Roncalli – bei Belly wird ihnen eine Reverenz erwiesen, dienen sie als Vorbilder des hauseigenen Clowntrios Avantes. „Zippogalli“ alias Gordon Köhler mit rotem Livree und der markanten Fumagalli Frisur, Klaus-Rouven als „Angelo“ im Zippo-Outfit und Gordon als klassischer Weißclown, der in Stimme und Gestik Francesco Caroli gut trifft, sind die Akteure. Im großen Entree werden Elemente aus mehreren Klassikern wie „Aufladen, Abladen“ zu einer neuen und lustigen Mischung zusammengefügt. Im weiteren Programm werden noch mehrere Reprisen gezeigt (u.a. Popcorn, Plüschlöwendressur), die nicht nur zum Schmunzeln einladen, sondern auch zum flüssigen Ablauf des Programms ohne störende Umbaupausen beitragen. Im zweiten Programmteil steht Orlando Köhler dann auch noch als Elvis-Imitator im originalgetreuen Outfit in der Manege und singt live die „Blue Suede Shoes“. Apropos Kostüme: Besonders hervorzuheben sind auch die prachtvollen und aufwendig gestalteten Livreen, die in der Vorstellung zum Einsatz kommen.


Aron und Klaus-Rouven Köhler

Als bunter Paradiesvogel schwebt im zweiten Programmteil Karina am kreisenden Luftring. Das Cinema-Motto wird am aufwendigsten und überzeugendsten bei der Drahtseilkür von Aron Köhler zum Thema „Fluch der Karibik“ umgesetzt. Diese Nummer existiert in dieser Form schon längere Zeit und entwickelte sich so zur „Keimzelle“ des Programmmottos. Piratenflaggen werden in der Manege aufgestellt, je zwei Tänzerinnen und Tänzer im Piratenlook sorgen für authentische Atmosphäre, eine Fechtszene kommt hinzu, ehe Aron Köhler als Pirat auf dem Drahtseil u.a. Schwerter überspringt. „Spartacus“ ist schließlich das Motto der Schlussnummer. Klaus-Rouven Köhler präsentiert sich hier als Gladiator. Nach dem Feuerschlucken lässt er ein kreisendes Feuerrad von einem Handstab aus fliegen und fängt es mit dem zweiten wieder auf. Riskant auch der nächste Trick, bei dem ein noch gewaltigeres Feuerrad auf einer Kinnperche zum Kreisen gebracht wird. Zwei Alligatoren und eine große Zahl Riesenschlangen sorgen dann fürs wohlige Schaudern zum Abschluss der Vorstellung.

 

„Der Große Circus Belly“ gehört zu den ganz herausragenden Unternehmen unter der Vielzahl der Familiencircusse in Deutschland. Im Bereich der Tierdressuren überzeugen Quantität und Qualität, die Umsetzung des Programmmottos und sehr gute Präsentation heben den Circus deutlich von anderen Unternehmen dieser Größenordnung ab.

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Text: Markus Moll; Fotos: Sven Rindfleisch