Zum
Einen jährlich wechselnde Programme mit ausgewählten, sympathischen
Manegenkünstlern, zum Anderen eine fast schon familiär zu nennende
Atmosphäre. Die Mitglieder des Ensembles pflegen einen offenen,
freundlichen Umgang mit ihren Gästen, sprich dem Publikum. Mit bestem
Beispiel voran geht da die Direktionsfamilie. Dies sind Trolle Rhodin
junior, seine Frau Carmen (geb. Lupascu) und beider Sohn Trolle III. Im
Programm besonders präsent ist Carmen Rhodin, die das Publikum begrüßt
und verabschiedet. Sie ist ein Circusmensch durch und durch. In ihrem
Stammbaum finden sich Namen wie Blumenfeld oder Könyot. Im Gespräch mit
ihr merkt man, wie sehr ihr Herz für den Circus, speziell den Cirkus
Brazil Jack, schlägt. Sohn Trolle brennt ebenso für den Circus. Ein
anderes als das Circusleben könne er sich nicht vorstellen. So ist er
dann auch voller Überzeugung bei der Sache – unter anderem als
Betriebsleiter, Transportchef und Abendregisseur. Letzteres nicht nur
im eigenen Unternehmen, sondern nach Ende der Saison auch bei der Grand
Fete Lilloise und beim Weihnachtscircus in Eindhoven.
Latoya Donnert, Gabi Donnert, Carmen Rhodin
Mit
dem Programm 2012 wird das 150-jährige Jubiläum der Familie Rhodin im
Schaugeschäft gefeiert. Um die besondere Bedeutung der
Familientradition zu unterstreichen, wird die Show ausschließlich von
Artistenfamilien bestritten, die jeweils mit zwei Generationen
vertreten sind und zumeist ebenfalls eine lange Tradition vorweisen
können. Alle zusammen erleben wir im bunten Charivari, in dem sie
Kostproben ihres Könnens geben. Die erste Nummer gehört Latoya Donnert.
Gewinnend führt die junge blonde Dame ein schwarzes Pony vor, welches
über und durch große Reifen springt. Ein schöner, sympathischer
Auftritt, der wunderbar in diese Show passt. Gleiches gilt für die
Freiheitsdressur, die ihr Vater Gabi dressiert hat und nun erstmalig
dem Publikum präsentiert. Wenn man die jeweils drei wunderschönen
braunen und weißen Araber bei ihren Lauffiguren und Steigern in der
Manege erlebt mag man gar nicht glauben, dass sie in dieser Saison ihr
Debüt geben. Alle Tricks, und diese sind durchaus anspruchsvoll, werden
sauber gearbeitet. Die elegante Vorführung durch Gabi Donnert - seinen
älteren Bruder Karoly kennen wir noch von Engagements mit seiner
Tigergruppe bei Krone und Barelli - macht den Genuss perfekt. Seinen
Sohn Sandor erleben wir ebenfalls in der Manege. Dies sowohl als
Assistent bei den Tiervorführungen als auch im Opening, wo er mit
Bällen jongliert.
Familie Veslovski
Insgesamt
drei Programmpunkte steuert die Familie Veslovski bei. Im ersten
agieren Gennady und seine Frau Angelika als Cowboys. Auch wenn sie
nicht aus den USA, sondern aus Russland kommen, tun sie dies so
überzeugend wie nötig. Wobei Wild West- Romantik hier ohnehin
Nebensache ist, denn die beiden würzen ihren schmissigen Auftritt in
Fransenkostümen mit einem guten Schuss Humor. Bei den Peitschenspielen
übernehmen sie abwechselnd das Requisit und schnalzen sich Gegenseitig
Gegenstände aus dem Mund. Interessant auch das Entfernen von dünnen
Scheiben unter einer Kerze mittels Peitschen. Als weiteres Requisit
haben sie Lassos im Gepäck. Tochter Ksyusha produziert sich direkt nach
der Pause als Luftakrobatin im Netz. Es ist eine wunderbar sinnliche
Kür zu „A whole new world“ aus dem Disney-Musical „Aladdin“, welches
leider als eines der wenigen Stücke nicht live gespielt wird. Zu
dritt fegt die Familie Veslovski schließlich auf Rollschuhen über
eine runde Plattform. Die moderne Präsentation, die wir noch zwei Jahre
zuvor bei Dannebrog sahen, ist durch eine ironisch-tänzerische
Charleston-Verpackung ersetzt worden, die den drei Artisten
ausgesprochen gut zu liegen scheint. Auch hier nehmen sich die
Artisten wieder selbst nicht zu ernst. Was allerdings nicht
heißt, dass keine hochwertige Artistik gezeigt werden würde – im
Gegenteil.
Daniel Igen
|
Ziegen und Hunde sind die
Manegenpartner der Familie Igen, welche im Rhein-Main-Gebiet beheimatet
ist. Im Mittelpunkt der beiden Nummern steht Josefine Igen. Da diese am
Nachmittag unseres Besuchs krankheitsbedingt ausfällt, wird die
Ziegenrevue im bajuwarischen Stil eben von Ehemann Daniel und beider
Tochter Jacquline alleine vorgeführt. Jacquline springt auch bei der
trickreichen und quirligen Hundenummer mit zig Tibet Terriern ein, wo
Daniel Igen nun den Hauptteil übernimmt. Und siehe da, alles läuft
wunderbar. Erwähnt sei, dass auch die ältere Tochter Melina mit nach
Schweden gekommen ist. Sie zeigt im Opening eine Schwertbalance. |
Mit der vierten Artistenfamilie haben die Rhodins einen
Volltreffer gelandet, haben doch die beiden Töchter im Januar
diesen Jahres einen Silbernen Clown in Monte Carlo gewonnen.Die
Rede ist von Quincy und Katie Azzario. Ihre traumhafte Hand-
auf-Hand- bzw. Hand-auf-Kopf-Akrobatik ist immer wieder ein
Genuss und hier völlig zu recht als Schlussnummer platziert.
Leistung, Präsentation und Persönlichkeit der Künstlerinnen sind
wunderbar stimmig. So sehen „perfekte Nummern“ aus. Bei den
Auftritten ihrer Eltern kommt es auf Perfektion, zumindest
vordergründig, eher weniger an. Zusammen mit Partner Kike bilden
Giulia und Jose die Jose Mitchell Clowns, die wir von
zahlreichen Auftritten in anderen Unternehmen kennen. Diesmal
dreht sich in ihrem Entree wiederum alles um ein Restaurant.
Allerdings kommt nicht die bekannte Wasserschlacht zur
Aufführung, sondern Szenen um die Zubereitung von Speisen sowie
eine Schwingtür. Dies ist zwar nicht ganz so witzig wie ihre
Paradenummer, aber immer noch ein großer Spaß, bei dem es
Zugaben in Form von hinreissend gespielten Musikstücken gibt.
Azzario Sisters
Für die musikalische Unterstützung ist ansonsten ein
sechsköpfiges Ensemble aus der Ukraine verantwortlich, welches
wunderbare (Circus-)Musik spielt. Dieses wertet das Programm
genauso perfekt auf, wie der geschmackvolle Artisteneingang mit
roter Gardine, über der die Instrumentalisten sitzen. Das Entree
im Chapiteau ist ebenso stimmig wie das davor, welches von zwei
Circuswagen und einem Vorzelt gebildet wird. Nach dem Finale und
der Verabschiedung durch Carmen Rhodin heißt es für das Publikum
„Auf Wiedersehen“. Ein solches wird es sicher geben. Nämlich
dann, wenn der Cirkus Brazil Jack mit seinem neuen Programm 2013
wiederum in Västeraas gastiert. |