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Cirkus Brazil Jack - Tour 2012
www.cirkusbraziljack.se ; 50 Showfotos

Västeraas, 5. Mai 2012: Das Gastspiel des Cirkus Maximum auf dem gleichen Platz ist gerade mal ein paar Tage her und trotzdem stehen die Gäste vor der Front des Cirkus Brazil Jack Schlange. Die Vorstellungen in Västeraas sind denn auch bestens besucht, hinzu kommen zwei verkaufte Veranstaltungen. Einen wichtigen Grund für diesen bemerkenswerten Zuspruch sieht Brazil Jack-Direktorin Carmen Rhodin in der treuen Fangemeinde, die jedes Jahr wiederkommt. Und das Publikum weiß offensichtlich, was es an diesem Circus hat.

Zum Einen jährlich wechselnde Programme mit ausgewählten, sympathischen Manegenkünstlern, zum Anderen eine fast schon familiär zu nennende Atmosphäre. Die Mitglieder des Ensembles pflegen einen offenen, freundlichen Umgang mit ihren Gästen, sprich dem Publikum. Mit bestem Beispiel voran geht da die Direktionsfamilie. Dies sind Trolle Rhodin junior, seine Frau Carmen (geb. Lupascu) und beider Sohn Trolle III. Im Programm besonders präsent ist Carmen Rhodin, die das Publikum begrüßt und verabschiedet. Sie ist ein Circusmensch durch und durch. In ihrem Stammbaum finden sich Namen wie Blumenfeld oder Könyot. Im Gespräch mit ihr merkt man, wie sehr ihr Herz für den Circus, speziell den Cirkus Brazil Jack, schlägt. Sohn Trolle brennt ebenso für den Circus. Ein anderes als das Circusleben könne er sich nicht vorstellen. So ist er dann auch voller Überzeugung bei der Sache – unter anderem als Betriebsleiter, Transportchef und Abendregisseur. Letzteres nicht nur im eigenen Unternehmen, sondern nach Ende der Saison auch bei der Grand Fete Lilloise und beim Weihnachtscircus in Eindhoven.


Latoya Donnert, Gabi Donnert, Carmen Rhodin

Mit dem Programm 2012 wird das 150-jährige Jubiläum der Familie Rhodin im Schaugeschäft gefeiert. Um die besondere Bedeutung der Familientradition zu unterstreichen, wird die Show ausschließlich von Artistenfamilien bestritten, die jeweils mit zwei Generationen vertreten sind und zumeist ebenfalls eine lange Tradition vorweisen können. Alle zusammen erleben wir im bunten Charivari, in dem sie Kostproben ihres Könnens geben. Die erste Nummer gehört Latoya Donnert. Gewinnend führt die junge blonde Dame ein schwarzes Pony vor, welches über und durch große Reifen springt. Ein schöner, sympathischer Auftritt, der wunderbar in diese Show passt. Gleiches gilt für die Freiheitsdressur, die ihr Vater Gabi dressiert hat und nun erstmalig dem Publikum präsentiert. Wenn man die jeweils drei wunderschönen braunen und weißen Araber bei ihren Lauffiguren und Steigern in der Manege erlebt mag man gar nicht glauben, dass sie in dieser Saison ihr Debüt geben. Alle Tricks, und diese sind durchaus anspruchsvoll, werden sauber gearbeitet. Die elegante Vorführung durch Gabi Donnert - seinen älteren Bruder Karoly kennen wir noch von Engagements mit seiner Tigergruppe bei Krone und Barelli - macht den Genuss perfekt. Seinen Sohn Sandor erleben wir ebenfalls in der Manege. Dies sowohl als Assistent bei den Tiervorführungen als auch im Opening, wo er mit Bällen jongliert.


Familie Veslovski

Insgesamt drei Programmpunkte steuert die Familie Veslovski bei. Im ersten agieren Gennady und seine Frau Angelika als Cowboys. Auch wenn sie nicht aus den USA, sondern aus Russland kommen, tun sie dies so überzeugend wie nötig. Wobei Wild West- Romantik hier ohnehin Nebensache ist, denn die beiden würzen ihren schmissigen Auftritt in Fransenkostümen mit einem guten Schuss Humor. Bei den Peitschenspielen übernehmen sie abwechselnd das Requisit und schnalzen sich Gegenseitig Gegenstände aus dem Mund. Interessant auch das Entfernen von dünnen Scheiben unter einer Kerze mittels Peitschen. Als weiteres Requisit haben sie Lassos im Gepäck. Tochter Ksyusha produziert sich direkt nach der Pause als Luftakrobatin im Netz. Es ist eine wunderbar sinnliche Kür zu „A whole new world“ aus dem Disney-Musical „Aladdin“, welches leider als eines der wenigen Stücke nicht live gespielt wird.  Zu dritt fegt die Familie Veslovski schließlich  auf Rollschuhen über eine runde Plattform. Die moderne Präsentation, die wir noch zwei Jahre zuvor bei Dannebrog sahen, ist durch eine ironisch-tänzerische Charleston-Verpackung ersetzt worden, die den drei Artisten ausgesprochen gut zu liegen scheint. Auch hier nehmen sich die Artisten wieder selbst nicht zu ernst. Was allerdings nicht heißt, dass keine hochwertige Artistik gezeigt werden würde – im Gegenteil.


Daniel Igen
Ziegen und Hunde sind die Manegenpartner der Familie Igen, welche im Rhein-Main-Gebiet beheimatet ist. Im Mittelpunkt der beiden Nummern steht Josefine Igen. Da diese am Nachmittag unseres Besuchs krankheitsbedingt ausfällt, wird die Ziegenrevue im bajuwarischen Stil eben von Ehemann Daniel und beider Tochter Jacquline alleine vorgeführt. Jacquline springt auch bei der trickreichen und quirligen Hundenummer mit zig Tibet Terriern ein, wo Daniel Igen nun den Hauptteil übernimmt. Und siehe da, alles läuft wunderbar. Erwähnt sei, dass auch die ältere Tochter Melina mit nach Schweden gekommen ist. Sie zeigt im Opening eine Schwertbalance.

Mit der vierten Artistenfamilie haben die Rhodins einen Volltreffer gelandet, haben doch die beiden Töchter im Januar diesen Jahres einen Silbernen Clown in Monte Carlo gewonnen.Die Rede ist von Quincy und Katie Azzario. Ihre traumhafte Hand- auf-Hand- bzw. Hand-auf-Kopf-Akrobatik ist immer wieder ein Genuss und hier völlig zu recht als Schlussnummer platziert. Leistung, Präsentation und Persönlichkeit der Künstlerinnen sind wunderbar stimmig. So sehen „perfekte Nummern“ aus. Bei den Auftritten ihrer Eltern kommt es auf Perfektion, zumindest vordergründig, eher weniger an. Zusammen mit Partner Kike bilden Giulia und Jose die Jose Mitchell Clowns, die wir von zahlreichen Auftritten in anderen Unternehmen kennen. Diesmal dreht sich in ihrem Entree wiederum alles um ein Restaurant. Allerdings kommt nicht die bekannte Wasserschlacht zur Aufführung, sondern Szenen um die Zubereitung von Speisen sowie eine Schwingtür. Dies ist zwar nicht ganz so witzig wie ihre Paradenummer, aber immer noch ein großer Spaß, bei dem es Zugaben in Form von hinreissend gespielten Musikstücken gibt.


Azzario Sisters

Für die musikalische Unterstützung ist ansonsten ein sechsköpfiges Ensemble aus der Ukraine verantwortlich, welches wunderbare (Circus-)Musik spielt. Dieses wertet das Programm genauso perfekt auf, wie der geschmackvolle Artisteneingang mit roter Gardine, über der die Instrumentalisten sitzen. Das Entree im Chapiteau ist ebenso stimmig wie das davor, welches von zwei Circuswagen und einem Vorzelt gebildet wird. Nach dem Finale und der Verabschiedung durch Carmen Rhodin heißt es für das Publikum „Auf Wiedersehen“. Ein solches wird es sicher geben. Nämlich dann, wenn der Cirkus Brazil Jack mit seinem neuen Programm 2013 wiederum in Västeraas gastiert.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch