Bereits
von Außen macht das Unternehmen einen wunderschönen Eindruck. Das rote
Viermast-Chapiteau sieht aus wie neu und strahlt an diesem Nachmittag
in der Sonne. Die Front wird von einem geschmackvoll verzierten Zaun
und einem beleuchteten Crocofant-Schriftzug gebildet, unter welchem
hindurch der Besucher auf das Gelände gelangt. Die Karten werden von
freundlichen Mitarbeitern im roten Livree kontrolliert und unter dem
Vorzelt offeriert ein Restaurationswagen sein Angebot. Der Eindruck
setzt sich im Inneren des Spielzelts fort, wo ein hoher roter Vorhang
den Artisteneingang bildet.
Familie Muderack
In
der Manege ist bereits der Zentralkäfig aufgebaut. Nachdem sich Clown
David (erfolglos) als Dompteur versucht hat, gehört das Rund der
gemischten Raubtiergruppe von Yvonne und Knut Muderack. Zuletzt hatte
ich diese Nummer vor rund zwei Jahren bei Alberto Althoff gesehen.
Ihre Weiterentwicklung ist nun ganz klar erkennbar. Die
Darbietung ist „fertig“ und die beiden Tierlehrer sind wie gewohnt mit
vollem Einsatz bei der Sache. Die vier Löwen sowie zwei Tiger
beherrschen ein umfangreiches Repertoire, welches im Kern Sprünge,
Balancen und Hochsitzer beinhaltet, die in schönen Kombinationen
gezeigt werden. Ein besonderer Vertrauensbeweis ist die Abnahme eines
von Yvonne Muderack mit dem Mund angebotenen Fleischbrockens durch
einen Tiger.
Familie Donnert
Für
Akrobatik zu Pferd steht die Familie Donnert aus Ungarn, welche wir
unter anderem schon bei Universal Renz und im Kronebau sehen konnten.
Ihre Auftritte sind jeweils am Ende der beiden Programmteile platziert.
Vor der Pause zeigen Emilia und Richard ein Pas de deux im
Zigeuner-Stil. Schöne Hebefiguren werden hier harmonisch und
atmosphärisch überzeugend umgesetzt dargeboten. Mit ordentlich Schwung
servieren sie zu fünft ihre Jockeyreiterei unter der ruhigen
Peitschenführung des Vaters. Die Akteure stürmen zu ihren einzelnen
Auftritten mit akrobatischen Sprüngen in die Manegenmitte, von wo es
dann aufs Pferd geht. Sie zeigen den Rückwärtssalto auf dem
Pferderücken sowie von Pferd zu Pferd und einen „Zwei-Mann-Hoch“, um
nur drei der Tricks zu nennen. Zur Schlussrunde sitzt das
Reiter-Quartett zusammen mit Dame auf einem Pferd.
Clown David, Francois Meise
Eine
weitere Tiernummer steuert Clown David bei. Stachelschweine sind selten
zu sehen in hiesigen Circusmanegen. David aber hat mit seinen beiden
Exemplaren interessante Tricks einstudiert, wie etwa das Balancieren
über einen Balken mit Durchschreiten eines Reifens. Ein Raunen geht
immer dann durchs Publikum, wenn die Tiere ihre Stacheln zu voller
Schönheit aufstellen. In seinen Reprisen versucht er sich als Jongleur,
kämpft mit einem weißen Hai und singt ein Duett, bei dem er den
weiblichen Part dank eines Wischmobs meistert, mit dem er kurz zuvor
noch den Manegenteppich gesäubert hat. Die beiden letztgenannten
Einlagen kennen wir bereits von Clown Andre (Broger). David gewinnt
ihnen aber eine eigene Note ab, sodass man auf jeden Fall von einer
eigenständigen Interpretation sprechen kann. Zudem agiert David sehr
sympathisch.
Sandra Stipkova, Jeanne Duraund-Raucher, Emilia Sandulescu
Klassische
Jonglagen zu Melodien aus dem Musical Cats zeigt Sandra Stipkova. Im
Mittelpunkt ihres Auftritts steht die Jonglage mit Bällen, die sie
nicht nur in die Luft wirft, sondern auch auf Finger und Mundstab
drehen lässt. Effektvoll ist immer wieder das Fangen eines aus dem
Zuschauerraum zugeworfenen Balls mit dem Mundstab. Sie beginnt ihre
Nummer mit Keulen und beendet sie mit der Jonglage von fünf Fackeln.
Statt Nikita Meise erleben wir aktuell Emilia Sandulescu aus der
Donnert-Truppe mit Akrobatik an Tüchern. Ganz in blau zeigt sie an
diesen Requisiten eine schöne Kür. Jeanne Durand-Raucher setzt einen
spannenden Kontrapunkt zu diesem ansonsten sehr traditionellen
Circusprogramm. Die junge Französin hat ihre Kunst an einer kanadischen
Schule gelernt und wurde dafür beim European Youth Circus in Wiesbaden
2008 mit dem Preis der Schweizer CVA ausgezeichnet. Diese Ehrung
erhielt sie für die Handstandakrobatik mit Torte an Tisch und Stuhl.
Die Torte ist seit Kurzem nicht mehr mit dabei, ihre Equilbristik mit
vielen anspruchsvollen Tricks wirkt aber auch so sehr überzeugend. Die
sympathische Präsentation tut ihr übriges. Im ersten Teil erleben wir
sie mit einer gleichfalls ausdrucksstarken Luftakrobatik am Kubus.
Finale
Nach
rund 90 Minuten Spielzeit ist das Programm beendet. Doch diese
anderthalb Stunden sind gut gefüllt. Auf Längen und Füller wird
verzichtet, sodass die Vorstellungsdauer bestens genutzt wird und die
Show von der ersten bis zur letzten Minute Spaß macht. Für Licht und
Ton ist Adriano Meise zuständig. Der Sohn von Francois Meise bedient
die gut besetzte sowie geschickt eingesetzte Lichtanlage und steuert
die Musikeinspielungen. Mit einem Finale verabschieden sich alle
Mitwirkenden vom Publikum. Die diesjährige Tournee soll den Circus
Crocofant auch in bislang noch nicht besuchte Städte – ausserhalb des
Stammgebiets in Bayern und Baden-Württemberg - führen.
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