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Circus Crocofant - Tour 2012
www.circus-crocofant.de50 Showfotos

Tauberbischofsheim, 7. Juli 2012: Zwei Solo- artistinnen, ein Reprisenclown, eine Artistenfamilie aus Ungarn und eine Raubtiergruppe reichen aus, um ein rundes, sehr unterhaltsames und sehenswertes Programm auf erfreulichem Niveau zu präsentieren. Dass dies funktioniert, beweist auch 2012 der Circus Crocofant. Hier wird traditionelle Circuskunst in ansprechender Verpackung gezeigt. Dank Wiesbaden-Preisträgerin Jeanne Durand-Raucher ist sogar eine Vertreterin der kanadischen Schule mit von der Partie. Für den persönlichen Kontakt zum Publikum sorgt nicht zuletzt der stest präsente Direktor Francois Meise mit seinen Moderationen.

Bereits von Außen macht das Unternehmen einen wunderschönen Eindruck. Das rote Viermast-Chapiteau sieht aus wie neu und strahlt an diesem Nachmittag in der Sonne. Die Front wird von einem geschmackvoll verzierten Zaun und einem beleuchteten Crocofant-Schriftzug gebildet, unter welchem hindurch der Besucher auf das Gelände gelangt. Die Karten werden von freundlichen Mitarbeitern im roten Livree kontrolliert und unter dem Vorzelt offeriert ein Restaurationswagen sein Angebot. Der Eindruck setzt sich im Inneren des Spielzelts fort, wo ein hoher roter Vorhang den Artisteneingang bildet.


Familie Muderack

In der Manege ist bereits der Zentralkäfig aufgebaut. Nachdem sich Clown David (erfolglos) als Dompteur versucht hat, gehört das Rund der gemischten Raubtiergruppe von Yvonne und Knut Muderack. Zuletzt hatte ich diese Nummer vor rund zwei Jahren bei Alberto Althoff gesehen. Ihre  Weiterentwicklung ist nun ganz klar erkennbar. Die Darbietung ist „fertig“ und die beiden Tierlehrer sind wie gewohnt mit vollem Einsatz bei der Sache. Die vier Löwen sowie zwei Tiger beherrschen ein umfangreiches Repertoire, welches im Kern Sprünge, Balancen und Hochsitzer beinhaltet, die in schönen Kombinationen gezeigt werden. Ein besonderer Vertrauensbeweis ist die Abnahme eines von Yvonne Muderack mit dem Mund angebotenen Fleischbrockens durch einen Tiger.


Familie Donnert

Für Akrobatik zu Pferd steht die Familie Donnert aus Ungarn, welche wir unter anderem schon bei Universal Renz und im Kronebau sehen konnten. Ihre Auftritte sind jeweils am Ende der beiden Programmteile platziert. Vor der Pause zeigen Emilia und Richard ein Pas de deux im Zigeuner-Stil. Schöne Hebefiguren werden hier harmonisch und atmosphärisch überzeugend umgesetzt dargeboten. Mit ordentlich Schwung servieren sie zu fünft ihre Jockeyreiterei unter der ruhigen Peitschenführung des Vaters. Die Akteure stürmen zu ihren einzelnen Auftritten mit akrobatischen Sprüngen in die Manegenmitte, von wo es dann aufs Pferd geht. Sie zeigen den Rückwärtssalto auf dem Pferderücken sowie von Pferd zu Pferd und einen „Zwei-Mann-Hoch“, um nur drei der Tricks zu nennen. Zur Schlussrunde sitzt das Reiter-Quartett zusammen mit Dame auf einem Pferd.


Clown David, Francois Meise

Eine weitere Tiernummer steuert Clown David bei. Stachelschweine sind selten zu sehen in hiesigen Circusmanegen. David aber hat mit seinen beiden Exemplaren interessante Tricks einstudiert, wie etwa das Balancieren über einen Balken mit Durchschreiten eines Reifens. Ein Raunen geht immer dann durchs Publikum, wenn die Tiere ihre Stacheln zu voller Schönheit aufstellen. In seinen Reprisen versucht er sich als Jongleur, kämpft mit einem weißen Hai und singt ein Duett, bei dem er den weiblichen Part dank eines Wischmobs meistert, mit dem er kurz zuvor noch den Manegenteppich gesäubert hat. Die beiden letztgenannten Einlagen kennen wir bereits von Clown Andre (Broger). David gewinnt ihnen aber eine eigene Note ab, sodass man auf jeden Fall von einer eigenständigen Interpretation sprechen kann. Zudem agiert David sehr sympathisch.


Sandra Stipkova, Jeanne Duraund-Raucher, Emilia Sandulescu

Klassische Jonglagen zu Melodien aus dem Musical Cats zeigt Sandra Stipkova. Im Mittelpunkt ihres Auftritts steht die Jonglage mit Bällen, die sie nicht nur in die Luft wirft, sondern auch auf Finger und Mundstab drehen lässt. Effektvoll ist immer wieder das Fangen eines aus dem Zuschauerraum zugeworfenen Balls mit dem Mundstab. Sie beginnt ihre Nummer mit Keulen und beendet sie mit der Jonglage von fünf Fackeln. Statt Nikita Meise erleben wir aktuell Emilia Sandulescu aus der Donnert-Truppe mit Akrobatik an Tüchern. Ganz in blau zeigt sie an diesen Requisiten eine schöne Kür. Jeanne Durand-Raucher setzt einen spannenden Kontrapunkt zu diesem ansonsten sehr traditionellen Circusprogramm. Die junge Französin hat ihre Kunst an einer kanadischen Schule gelernt und wurde dafür beim European Youth Circus in Wiesbaden 2008 mit dem Preis der Schweizer CVA ausgezeichnet. Diese Ehrung erhielt sie für die Handstandakrobatik mit Torte an Tisch und Stuhl. Die Torte ist seit Kurzem nicht mehr mit dabei, ihre Equilbristik mit vielen anspruchsvollen Tricks wirkt aber auch so sehr überzeugend. Die sympathische Präsentation tut ihr übriges. Im ersten Teil erleben wir sie mit einer gleichfalls ausdrucksstarken Luftakrobatik am Kubus.


Finale

Nach rund 90 Minuten Spielzeit ist das Programm beendet. Doch diese anderthalb Stunden sind gut gefüllt. Auf Längen und Füller wird verzichtet, sodass die Vorstellungsdauer bestens genutzt wird und die Show von der ersten bis zur letzten Minute Spaß macht. Für Licht und Ton ist Adriano Meise zuständig. Der Sohn von Francois Meise bedient die gut besetzte sowie geschickt eingesetzte Lichtanlage und steuert die Musikeinspielungen. Mit einem Finale verabschieden sich alle Mitwirkenden vom Publikum. Die diesjährige Tournee soll den Circus Crocofant auch in bislang noch nicht besuchte Städte – ausserhalb des Stammgebiets in Bayern und Baden-Württemberg - führen.


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Text und Fotos: Stefan Gierisch