CHPITEAU.DE

Horse Evolution Show - Tour 2012
www.horseevolution.hu

Mosonmagyaróvár, 15. April 2012: Jahrelang war Florian Richter mit seinen Pferdedressuren der Höhepunkt  im Programm des elterlichen Unternehmens, avancierte in Ungarn zum bejubelten Star. Bei Wintergastspielen begeisterte er aber ebenso das Amsterdamer oder Stuttgarter Publikum und wurde dafür auch gleich zweimal beim Festival in Monte Carlo dekoriert: dem Silbernen Clown 2004 folgte vier Jahre später sogar die höchste Auszeichnung, der Goldene Clown. Im letzten Jahr überraschte dann sein Engagement beim deutschen Circus Roncalli.

Zum ersten Mal verbrachten Florian Richter und seine Frau Edith eine komplette Tournee außerhalb Ungarns. Im Herbst folgte dann die nächste Überraschung: Exklusiv bestätigte Florian Richter gegenüber Chapiteau.de, dass man 2012 mit einem eigenen Unternehmen reisen wolle. So ist es dann auch gekommen - am 15. März startete man in Budapest in die erste eigene Saison. Dafür wurde kräftig investiert.

Ein ovales, schneeweißes Sechs-Masten-Chapiteau erwartet die möglichen 2000 Besucher, welche komplett auf Schalensitzen rund um die rechteckige Auftritts-Fläche (18 x 30 Meter) Platz nehmen können. Im passenden Vorzelt liegt dunkler Holzboden aus, ein luxuriöser Verkaufswagen und Sitzgelegenheiten unterstützen den durch und durch edlen Eindruck ebenso wie die mit Pferdemotiven abgedeckte Rundleinwand. Einzig der Kassencontainer wirkt noch ein wenig improvisiert. Das gehobene Ambiente verdeutlicht, dass man sich hier von Konkurrenten abheben und den Event-Charakter der Show betonen möchte. Bereits in den letzten Jahren gastierte Florian Richter samt Ensemble über die Wintermonate mit seinem Programm „Horse Evolution Show“ in mehreren osteuropäischen Ländern, ausschließlich in Hallen. Nun also ist man ins eigene Zelt umgezogen – die Bestandteile der Show sind aber die gleichen geblieben. Die Pferde stehen im Mittelpunkt, Ballett und Akrobatik spielen nur eine begleitende Rolle. Dabei wird keine durchgehende Geschichte erzählt. Vielmehr sind es einzelne, in sich geschlossene Bilder, die hier gezeigt werden.


Florian und Edith Richter

Zu Beginn des Programms reitet Florian Richter auf einem Friesen hinein und zeigt auf ihm einige Schulschritte. Sogleich folgt einer der schönsten Momente der Show: Ein Schimmel trabt in die Arena, tobt sich aus – Richter lässt ihn gewähren, begleitet das Tier, dass nun seine Runden dreht. Es gesellen sich nach und nach vier weitere Schimmel dazu und bilden zusammen mit Richter ein wunderbares Bild in Weiß. Im Kontrast dazu gibt es zu Jacksons „Thriller“ vier berittene Friesen. Die Reiter sind dabei allesamt in schwarz gekleidet. In moderner Matrix-Aufmachung eröffnet das Ballett (vier Damen, vier Herren) die folgende Szene: Pferde ziehen Akrobaten auf Snowboards durch die Arena, die Akrobaten springen dabei über Rampen oder bauen Pyramiden. Ein wirklich außergewöhnliches Bild mit ordentlich Tempo, welches durch allein schon durch die originelle Idee gefällt. Wieder ein Kontrast: Florian Richter stellt in Frack und zu Klängen aus „My fair Lady“ den bekannten Achterzug aus Friesen und Arabern vor und mischt dieses mit Auftritten des Balletts. Ein herrliches Bild, das Mensch und Tier hier gemeinsam zeigen. Als Intermezzo zeigt Richters zehnjähriger Sohn Kevin seine Ponys. Auch bei den anderen Vorführungen agiert er im Hintergrund und schlüpft so schon jetzt unverkennbar in die Fußstapfen des Vaters. Mutter Edith leitet mit ihrer Hohen Schule im Dogcart auf die folgende „Riverdance“-Sequenz über. Was das Ballett vorsteppt, wird anschließend von den Friesen nachgeahmt.


Richter-Truppe

Offiziere entern die Arena, posieren und werden von den weiblichen Ballettmitgliedern entkleidet – so beginnt die bekannte Jockey-Reiterei. Die preisgekrönte Nummer ist nach den Engagements im letzten Jahr ebenfalls zurückgekehrt. Die (zum Teil neuen) Akteure brennen auch hier wieder ein Feuerwerk mit Salti und Pirouetten ab und begeistern das Publikum, allen voran das weibliche. Nach der Pause dann ein weiteres bekanntes Bild: Edith Richter reitet die Ungarische Post. Nachdem man bei Roncalli darauf verzichten musste, wird hier wieder auf die bewährte Inszenierung mit Kutsche und Postillionen zurückgegriffen. Zurzeit kommt die Post mit fünf Vorauspferden daher. Im fluoreszierenden Licht sind  dann vier Akrobaten am Bungee-Trapez zu sehen, der einzigen rein artistischen Darbietung im Programm. Rein artistisch ist die Nummer dann auch nicht, denn Pferde sorgen dafür, dass die Akrobaten in die Luft gezogen werden. Es folgt ein Block mit Hohe Schule- Elementen. Florian Richter zeigt Schritte am langen Zügel, anschließend seine Stehendreiterei bevor Edith Richter und das Ballett zum aktuellen Gassenhauer „Ai Se Eu Te Pego“ von Michel Telo diesen Blick abschließen.


Kevin und Angelina Richter

Ein Intermezzo zwischendurch bringt erneut Kevin Richter, nun zusammen mit seiner kleinen Schwester Angelina, in einer Kutsche sitzend und das Publikum grüßend in die Arena. Die Sympathien haben sie so schnell sicher. Zum Abschluss bringt Florian Richter sechs Araber und drei berittene Friesen zum Flechten. In den ungarischen Nationalfarben verweben sich die Stoffbahnen und sorgen so für ein gelungenes Ende  der Show. Im Finale reihen sich dann nochmal alle vier- und zweibeinigen Akteure auf, werden von einer Off-Stimme namentlich vorgestellt und nehmen Abschied. Die meisten Darbietungen werden dabei in einer aufblasbaren Piste präsentiert, allerdings ist die „Horse Evolution Show“ ist immer dann am schönsten, wenn die Tiere frei in der Arena agieren und so den großzügigen, leider nicht immer optimal ausgeleuchteten, Raum ausnutzen.

Mit dem eigenen Geschäft sind Florian Richter und seine Familie ohne Frage ein hohes Risiko eingegangen. Der Aufwand ist enorm, ob er sich publikumstechnisch lohnt wird die Zukunft zeigen. Verdient hätte es die Familie Richter und auch das ganze Ensemble allemal, denn die „Horse Evolution Show“ beweist auf wunderbare Weise wie einfallsreich und vielfältig Pferdedressur sein kann, ohne dabei irgendwo an Qualität einzubüßen. Mensch und Tier agieren hier mal wild, mal elegant, mal modern und mal klassisch - aber immer harmonisch und als Team.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Horse Evolution Show