Victor, der Sohn von August Maurin (Hector) Rossi
wird dem Unternehmen erhalten bleiben.
Beim Gastspiel in Lüttich erlebten
wir einen der letzten Auftritte der Rossyann in dem gepflegten
2-Masten-Chapiteau mit drei Stuhl- und fünf Gradinreihen. Der
Artisteneingang mit beleuchtetem Bouglione-Schriftzug darüber
wird von einem großen roten Vorhang gebildet. Als sich dieser
zum ersten Mal öffnet, tritt – wie kann es anders sein – der
Saxophon spielende Weißclown Yann Rossi in edlem Kostüm und mit
Umhang hervor. Nachdem er sein musikalisches Solo beendet hat,
kommen Partner Hector und Monsieur Loyal Pierre Paille hinzu, um
gemeinsam das Publikum zu begrüßen. Mit den Worten „Place au
cirque“ gibt der sympathische und wortgewandte
Sprechstallmeister Paille die Manege frei.
Les
Rossyann
In diese kehren
die Rossyann natürlich mehrfach zurück. Während einer kleinen
Einlage mit Pierre Paille erzählt Hector, dass er verschiedene
Circusdisziplinen beherrsche, was natürlich so nicht stimmt.
Bis auf eine Ausnahme: Er jongliert mit drei Tennisschlägern auf
der Rola Rola. Vor der Pause gibt es das Entree um das
Verstecken eines Apfels, was Hector zum Schluss durch pures
Aufessen auch (nahezu) rückstandsfrei gelingt. Die „20 minutes
d'entracte“ werden letztendlich vom Spiel mit Glocken
„eingeläutet“. Eine Umbaupause nutzen Hector und Victor, um
gemeinsam im Baustellenoutfit das Spiel mit Fingerpfeifen zu
zeigen.. Die Paradenummer der Rossyan aber ist ihr großes
Musical-Entree, das wir unter anderem von Knie und Krone kennen.
Hier werden in wunderschöner Maske und mit umwerfendem
Mienenspiel musikalische Kabinettstückchen auf allen möglichen
sowie unmöglichen Instrumenten gezeigt. Vollkommen zu recht
bildet dieses lebhafte, virtuose Spektakel den Schlusspunkt des
Programms.
Victor Rossi
ist nicht nur gemeinsam mit Vater und Onkel zu erleben,
sondern hat zusätzlich zwei Soli. Im ersten jongliert er
nacheinander mit Reifen, Bällen und Keulen, wobei er seine
Arbeit mit akrobatischen Sprüngen effektvoll aufwertet. Im
zweiten lässt er dann das offensichtlich von seinem Vater
ererbte komödiantische Talent aufblitzen. Als orientalischer
Magier spielt er Klarinette und treibt bei allerlei
Zaubertricks seinen Schabernack. So steckt er sich
beispielsweise eine große Nadel durch die Zunge und schluckt
ein Schwert. Durch seine (gewollten) Ungeschicklichkeiten
kommt ihm das Publikum schnell auf die Schliche. Im weiteren
Verlauf der Tournee wird er reichlich Gelegenheit haben,
Manegenerfahrung zu sammeln und seine Auftritte weiter
auszufeilen. |
Victor Rossi |
Ethel und Dania
Biasini
Dania und Ethel
Biasini zeigen, wie im vergangenen Jahr, ihre doppelten
Antipodenspiele in neuer Variation. Ihre Requisiten sind Tücher,
Walzen und Bälle. Bei den Fußjonglagen auf zwei nebeneinander
stehenden Trinkas wird das an diesem Nachmittag noch des öfteren
störende Defizit spürbar, das nur ein Verfolger zum Einsatz
kommt. So ist eine der Damen halt immer etwas schlecht
ausgeleuchtet. Kein Problem ist dies hingegen bei ihrem
Schlusstrick, wenn die Schwestern übereinander auf zwei Etagen
arbeiten und ein Feuerkreuz auf den Füßen tanzen lassen. In
ihrem zweiten gemeinsamen Auftritt ist zusätzlich der Vater mit
von der Partie. Es ist eine Fahrradshow in einer Kostümierung
gemäß der Comedia dell'Arte. Dania und Ethel geben die
Harlekine, ihr Vater den Pantalone. Gefahren wird sowohl auf
Ein- als auch auf Zweirädern verschiedener Größe. Zum Schluss
nimmt Vater Biasini eine seiner Töchter auf dem Einrad mit.
Ethel Biasini erleben wir außerdem als Schmetterling am Trapez.
Nachdem sie sich ihrer Flügel entledigt hat zeigt sie dort im
Schwung longengesichert verschiedene Tricks, insbesondere
Abfaller, die sie mit den Füßen fängt.
Paolo
Folco, Brigitta und Gabor
Ebenfalls in drei
Auftritten präsentieren sich Brigitta und Gabor aus Ungarn.
Zunächst sehen wir sie mit Duo-Equilibristik auf einem Podest,
worauf sie synchron sowie in gemeinsamen Figuren arbeiten. Die
musikalische Begleitung liefern Il Divo mit ihrer Version von
„All by myself“, welche die beiden Artisten mit ihrem
tänzerischen Stil aufnehmen. Des weiteren erleben wir Brigitta
am Vertikalseil und beide zusammen am ruhenden Trapez, wo sie
zahlreiche Partnertricks elegant darbieten. Nachdem es im
vergangenen Jahr mit Heiko Olf (Löwen) und Sandrine Beautour
(Pferde, Pudel) bei Firmin Bouglione ein ausgewogenes
Tierprogramm gab, sind heuer nur die Hunde von Paolo Folco mit
von der Partie. Es seien zwar weitere Darbietungen mit Tieren
vorgesehen gewesen, welche aber mehr oder weniger kurzfristig
abgesprungen seien, wurde uns auf Nachfrage mitgeteilt.
Zahlenmäßig aber sind in diesem Jahr sogar mehr Vierbeiner in
der Manege. Dafür sorgt die große Anzahl an Hunden, deren ersten
Schwung Folco mit einer kleinen Eisenbahn, bestehend aus Lok und
zwei Wagen, hereinfährt. Es folgen viele weitere Tiere der
verschiedensten Rassen. Diese Fülle an tierischen Partnern lässt
natürlich Raum für vielfältige Tricks, welche auffallend flott
ablaufen. So springt Paolo Clown beispielsweise gleich mit
mehreren Hunden gemeinsam Seil oder lässt sie durch Reifen
springen. Am Ende sorgt eine quietschbunte Rutschbahn für große
Heiterkeit. Zusätzlich mischt sein Sohn im Clownskostüm die
Szenerie auf, indem er eine Schar Gänse durch die Manege treibt.
Die beiden
Programmteile werden von kleinen Licht- und Soundshows
eingeleitet. Der Ton kommt aus der Konserve und das Licht
verzichtet auf aufwendige technische Spielereien. Die
herkömmlichen Scheinwerfer sorgen aber für ein warmes, wohliges
Licht, das die intime Atmosphäre im Chapiteau bestens
unterstützt. Zum Finale dann erscheinen alle Mitwirkenden in der
Manege und Pierre Paille bedankt sich beim Publikum für den
Besuch. Für die Rossyann ist es fast schon der (vorerst)
endgültige Abschied aus dieser Bouglione-Manege. Der Rest des
Ensembles wird aber weiter auf Tournee durch Belgien gehen.
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