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Cirque Firmin Bouglione - Tour 2012
www.firminbouglione.be ; 45 Showfotos

Lüttich, 14. April 2012: Mit einer besonderen Attraktion ist der belgische Cirque Firmin Bouglione in seine Tournee 2012 gestartet. Bis zum 15. April waren dort die in Monte Carlo mit einem „Clown“ prämierten Les Rossyann zu sehen. Die französischen Musicalclowns bildeten das Plakatmotiv und nahmen auch in der Show großen Raum ein. Mit Beginn der Sommersaison des Circus Krone ging es für sie weiter nach Deutschland. Der Cirque Firmin Bouglione wird stattdessen eine Schleuderbrettgruppe in die Show aufnehmen. Für den Humor soll weiterhin ein Mitglied der Familie Rossi sorgen.

Victor, der Sohn von August Maurin (Hector) Rossi wird dem Unternehmen erhalten bleiben. Beim Gastspiel in Lüttich erlebten wir einen der letzten Auftritte der Rossyann in dem gepflegten 2-Masten-Chapiteau mit drei Stuhl- und fünf Gradinreihen. Der Artisteneingang mit beleuchtetem  Bouglione-Schriftzug darüber wird von einem großen roten Vorhang gebildet. Als sich dieser zum ersten Mal öffnet, tritt – wie kann es anders sein – der Saxophon spielende Weißclown Yann Rossi in edlem Kostüm und mit Umhang hervor. Nachdem er sein musikalisches Solo beendet hat, kommen Partner Hector und Monsieur Loyal Pierre Paille hinzu, um gemeinsam das Publikum zu begrüßen. Mit den Worten „Place au cirque“ gibt der sympathische und wortgewandte Sprechstallmeister Paille die Manege frei.


Les Rossyann

In diese kehren die Rossyann natürlich mehrfach zurück. Während einer kleinen Einlage mit Pierre Paille erzählt Hector, dass er verschiedene Circusdisziplinen  beherrsche, was natürlich so nicht stimmt. Bis auf eine Ausnahme: Er jongliert mit drei Tennisschlägern auf der Rola Rola. Vor der Pause gibt es das Entree um das Verstecken eines Apfels, was Hector zum Schluss durch pures Aufessen auch (nahezu) rückstandsfrei gelingt. Die „20 minutes d'entracte“ werden letztendlich vom Spiel mit Glocken „eingeläutet“. Eine Umbaupause nutzen Hector und Victor, um gemeinsam im Baustellenoutfit das Spiel mit Fingerpfeifen zu zeigen.. Die Paradenummer der Rossyan aber ist ihr großes Musical-Entree, das wir unter anderem von Knie und Krone kennen. Hier werden in wunderschöner Maske und mit umwerfendem Mienenspiel musikalische Kabinettstückchen auf allen möglichen sowie unmöglichen Instrumenten gezeigt. Vollkommen zu recht bildet dieses lebhafte, virtuose Spektakel den Schlusspunkt des Programms.

Victor Rossi ist nicht nur gemeinsam mit Vater und Onkel zu erleben, sondern hat zusätzlich zwei Soli. Im ersten jongliert er nacheinander mit Reifen, Bällen und Keulen, wobei er seine Arbeit mit akrobatischen Sprüngen effektvoll aufwertet. Im zweiten lässt er dann das offensichtlich von seinem Vater ererbte komödiantische Talent aufblitzen. Als orientalischer Magier spielt er Klarinette und treibt bei allerlei Zaubertricks seinen Schabernack. So steckt er sich beispielsweise eine große Nadel durch die Zunge und schluckt ein Schwert. Durch seine (gewollten) Ungeschicklichkeiten kommt ihm das Publikum schnell auf die Schliche. Im weiteren Verlauf der Tournee wird er reichlich Gelegenheit haben, Manegenerfahrung zu sammeln und seine Auftritte weiter auszufeilen.


Victor Rossi


Ethel und Dania Biasini

Dania und Ethel Biasini zeigen, wie im vergangenen Jahr, ihre doppelten Antipodenspiele in neuer Variation. Ihre Requisiten sind Tücher, Walzen und Bälle. Bei den Fußjonglagen auf zwei nebeneinander stehenden Trinkas wird das an diesem Nachmittag noch des öfteren störende Defizit spürbar, das nur ein Verfolger zum Einsatz kommt. So ist eine der Damen halt immer etwas schlecht ausgeleuchtet. Kein Problem ist dies hingegen bei ihrem Schlusstrick, wenn die Schwestern übereinander auf zwei Etagen arbeiten und ein Feuerkreuz auf den Füßen tanzen lassen. In ihrem zweiten gemeinsamen Auftritt ist zusätzlich der Vater mit von der Partie. Es ist eine Fahrradshow in einer Kostümierung gemäß der Comedia dell'Arte. Dania und Ethel geben die Harlekine, ihr Vater den Pantalone. Gefahren wird sowohl auf Ein- als auch auf Zweirädern verschiedener Größe. Zum Schluss nimmt Vater Biasini eine seiner Töchter auf dem Einrad mit. Ethel Biasini erleben wir außerdem als Schmetterling am Trapez. Nachdem sie sich ihrer Flügel entledigt hat zeigt sie dort im Schwung longengesichert verschiedene Tricks, insbesondere Abfaller, die sie mit den Füßen fängt.


Paolo Folco, Brigitta und Gabor

Ebenfalls in drei Auftritten präsentieren sich Brigitta und Gabor aus Ungarn. Zunächst sehen wir sie mit Duo-Equilibristik auf einem Podest, worauf sie synchron sowie in gemeinsamen Figuren arbeiten. Die musikalische Begleitung liefern Il Divo mit ihrer Version von „All by myself“, welche die beiden Artisten mit ihrem tänzerischen Stil aufnehmen. Des weiteren erleben wir Brigitta am Vertikalseil und beide zusammen am ruhenden Trapez, wo sie zahlreiche Partnertricks elegant darbieten. Nachdem es im vergangenen Jahr mit Heiko Olf (Löwen) und Sandrine Beautour (Pferde, Pudel) bei Firmin Bouglione ein ausgewogenes Tierprogramm gab, sind heuer nur die Hunde von Paolo Folco mit von der Partie. Es seien zwar weitere Darbietungen mit Tieren vorgesehen gewesen, welche aber mehr oder weniger kurzfristig abgesprungen seien, wurde uns auf Nachfrage mitgeteilt. Zahlenmäßig aber sind in diesem Jahr sogar mehr Vierbeiner in der Manege. Dafür sorgt die große Anzahl an Hunden, deren ersten Schwung Folco mit einer kleinen Eisenbahn, bestehend aus Lok und zwei Wagen, hereinfährt. Es folgen viele weitere Tiere der verschiedensten Rassen. Diese Fülle an tierischen Partnern lässt natürlich Raum für vielfältige Tricks, welche auffallend flott ablaufen. So springt Paolo Clown beispielsweise gleich mit mehreren Hunden gemeinsam Seil oder lässt sie durch Reifen springen. Am Ende sorgt eine quietschbunte Rutschbahn für große Heiterkeit. Zusätzlich mischt sein Sohn im Clownskostüm die Szenerie auf, indem er eine Schar Gänse durch die Manege treibt.

Die beiden Programmteile werden von kleinen Licht- und Soundshows eingeleitet. Der Ton kommt aus der Konserve und das Licht verzichtet auf aufwendige technische Spielereien. Die herkömmlichen Scheinwerfer sorgen aber für ein warmes, wohliges Licht, das die intime Atmosphäre im Chapiteau bestens unterstützt. Zum Finale dann erscheinen alle Mitwirkenden in der Manege und Pierre Paille bedankt sich beim Publikum für den Besuch. Für die Rossyann ist es fast schon der (vorerst) endgültige Abschied aus dieser Bouglione-Manege. Der Rest des Ensembles wird aber weiter auf Tournee durch Belgien gehen.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch