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Mainz, 17. Mai
2012:
Sie macht nach wie vor Spaß,
diese Mischung aus wunderbaren Circusnummern des Hauses Roncalli
und der Musik der kölschen Band „Höhner“. Auch wenn diese
Produktion jetzt im x-ten Jahr läuft, das Erleben dieses
Spektakels ist immer wieder ein ganz besonders mitreißendes
Ereignis. Bei vielen Nummern glaubt man, dass die Musik extra
für diese geschrieben wurde. Natürlich weiß man, dass dem nicht
so ist. „Wenn nicht jetzt, wann dann“ ist spätestens seit der
Handball-WM in Deutschland in aller Ohren. |
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Wenn dazu aber Los Nablos über das Todesrad fegen könnte man meinen, dass dieser
Song eine Auftragskomposition für Alex Ramien und seine Truppe
sei.
Gleiches gilt für das Lied
„Gut so wie es ist“, welches so wunderbar mit der
Equilibristik-Kür von Aurelie und ihrer Taube Celeste
harmoniert. Ein stimmiges Roncalli-Lichtdesign steigert die
Wirkung weiter. Zur Abrundung trägt ebenfalls die Rahmenhandlung
bei. Der Titel der Show - „Salto Globale“ - wird dadurch
versinnbildlicht, dass die einzelnen Auftritte den Elementen
zugeordnet werden. Die Darbietungen bekommen so eine gewisse
„Ordnung“ ohne die die Show aber wohl eine ähnliche Wirkung
entfalten würde.
Los Nablos,
Miyoko Shida
Gleichzeitig muss man aber
anmerken, dass die diesjährige Produktion nicht mehr so stark
besetzt ist wie „Salto Globale“ anno 2009, als ich die Höhner
Rockin' Roncalli Show erstmals sah. Damals waren die „White
Crow“ (Russischer Barren), die Rokashkov (Quadratreck) sowie
Petra und Roland Duss (Seelöwen) als Highlights dabei. Auf
„richtige“ Tiere wird, abgesehen von der Taube, in diesem Jahr
komplett verzichtet. Wenn Höhner-Sänger Henning Krautmacher dann
während der Show noch erzählt, dass Circus Roncalli auf Tiere
verzichte, so entspricht das natürlich nicht der Realität. Was
die Höhner-Roncalli-Produktionen angeht, so haben sowohl die
Seelöwen der Familie Duss als auch Leonid Beljakov mit seinen
beiden Hundenummern (2011) wunderbar ins Konzept gepasst und für
eine Belebung gesorgt. Die Höhepunkte der in diesem Jahr in
Mainz und Koblenz gezeigten Show sind an den Enden der beiden
Programmteile zu finden bzw. gestalten die Reprisen. Los Nablos
sorgen wie im vergangenen Jahr für die spektakuläre
Pausennummer. Mit bis zu vier Personen gleichzeitig jagen sie
über das Todesrad. Den kompletten Gegensatz bildet die
Schlussnummer. Hier herrscht minutenlang konzentrierte Stille,
die sich in begeistertem Applaus entlädt. Nämlich dann, wenn
Miyoko Shida alle ihre Palmäste übereinander gestapelt hat und
in einer kaum für möglich gehaltenen Konstellation balanciert.
Sie ist eine Schülerin von Rigolo, den wir hier im Vorjahr
erleben konnten.
Jigalov und
Csaba
Ein Meister des Humors ist
Jigalov, der mit verschiedenen Partnern agiert. Zunächst ist es
Csaba, den er an der Aufführung des Sinatra-Welterfolgs „My way“
hindert. Als der vermeintlich Schwächere bringt er den „großen
Künstler“ zur Verzweiflung und triumphiert am Ende.
Höhner-Musiker Peter Werner wird von Jigalov bei einem
Trompetensolo gestört. Es steigt jene Szene, bei dem in einen
Zylinder geschüttetes Wasser wahlweise darin „versickert“ oder
aber sich über den Kopf des Trägers ergiesst. Im letzten
Auftritt gesellt sich eine dralle schwarzhaarige Dame zu Jigalov
und Csaba. Plastikeier spielen in den frivolen Späßen eine
wichtige Rolle.
Mr. Lo, Aurelie,
Sasha
Bekannte Höhner-Roncalli-Akteure
sind Aurelie, Sasha, Furia und Mister Lo. Aurelies
Handstandakrobatik mit Taube ist immer wieder ein Genuss. Ganz
besonders eben mit der eingangs erwähnten Musik der Höhner. Nach
der Pause erleben wir sie als verwegene Piratenbraut an zwei
parallel aufgestellten Masten, wo sie ebenfalls große
Gelenkigkeit beweist. „Frosch“ Sasha verbiegt seinen Körper in
die unglaublichsten Postionen. Dies tut der Klischnigger eben in
einem Froschkostüm. Die vom Publikum empfundenen Schmerzen
lächelt Sasha einfach charmant weg. Marina Borzova alias Furia
ist seit ein paar Monaten mit Höhner-Musiker Jens Streifling
verheiratet. Furia erleben wir zum Einen mit einem ausladenden
weißen Hochzeitskleid, an dem sie unter der Kuppel brilliert,
zum Anderen mit einem feurigen Auftritt am Schwungtrapez.
Scheinbar immer gut gelaunt ist Papierreißer Mr. Lo. Effektvoll
zaubert der Kalifornier Lorenzo Torres kleine und große
Kunstwerke aus Papier, um zum Schluss gar mit einem Papiermobil
durch die Manege zu fegen.
Höhner, Furia
Neu dabei ist
Yulia Rasshivkina. Die russische Artistin sorgt
nicht nur für Hula Hoop-Artistik par excellence, sondern
ebenfalls für einen äußerst ansprechenden Schuss Erotik. Eine
echte Entdeckung für hiesige Manegen. Weitere Akzente setzen die
Mitglieder von Anima Planet, welche für ansprechende Intermezzi
in verschiedenen (Tier-)Kostümierungen stehen. Natürlich steuern
auch die Höhner mehr als nur die musikalische Begleitung – die
sich mindestens auf Augenhöhe mit dem Geschehen in der Manege
befindet - bei. Jens Streifling dreht samt Saxophon seine Runden
im Todesrad und Henning Krautmacher sowie Hannes Schöner spielen
mit Marionetten, die die gleichen roten Livrees tragen, wie sie
selbst. Dies sind nur zwei Beispiele. Die Mischung stimmt
einfach. Sowohl Höhner- als auch Roncalli-Fans kommen voll auf
ihre Kosten. Wenn man sich gleichermaßen auf die beiden Elemente
dieser Show einlässt, ist das Erlebnis optimal. So zeigt sich
das Publikum denn auch an diesem Himmelfahrts-Tag, trotz eher
mäßigem Besuch, hellauf begeistert. |