Eventuell
lässt sich so auch eine neue Zielgruppe für eine moderne
Circusshow zu begeistern – wir jedenfalls berichteten zwei „Halloween-Fans“
von dem Projekt, die daraufhin sofort mit zur Mainz-Premiere
kamen und sich durchaus angetan zeigten. Als überaus gelungen
darf die Atmosphäre im „Horror Circus“ bezeichnet werden. Durch
ein Burgtor betritt man das Vorzelt, das üppig im Helloween-Stil
dekoriert ist, mit einer Spinnweben-Decke, Särgen, Totenköpfen,
Skeletten, Kerzen und anderen gruseligen Details. Gespielt wird in dem
schmucken und hohen, weiß-hellgelben Viermaster, mit dem einst
der Circus Baronn reiste. Zur Ausstattung im Chapiteau gehören
gepolsterte Logenstühle, ein Schalensitzgradin und modernes
LED-Licht.
Alex Ramien
Nach der
erfolgreichen Premiere des Projektes „Horror Circus“ in Weil am
Rhein zu Helloween 2011 präsentiert Giovanni Raymond Riedesel in
dieser Saison vier einzelne Gastspiele in großen Städten. In
Kaiserslautern wurde bereits im Frühjahr gespielt, nach der
aktuellen Station Mainz folgen noch Saarbrücken und Heidelberg –
jeweils mit einer längeren Pause dazwischen, um jede Station
optimal vorbereiten zu können. Bleibt abzuwarten, ob das
Grusel-Konzept auch im Hochsommer Früchte trägt oder doch
ausschließlich in düsteren Herbsttagen Erfolg verspricht. Zu
Halloween wird es jedenfalls in Weil am Rhein bereits den 2.
Horror Circus geben. Ansonsten wird auch in jedem Gastspielort
das Programm variiert. In Mainz präsentierte sich die Show mit
fünf Luftnummern, drei Jonglage-Darbietungen, zweimal
Partnerakrobatik plus Motorradkugel, Feuershow und
Extrem-Komiker außergewöhnlich kombiniert. Mit Roman Konanchuk,
Ira Rizaeva, Alex Ramien und seinem Partner Marco Simeonow sind
gleich mehrere Protagonisten früherer Flic Flac-Programme
vertreten.
Dem Horror-Thema angepasst, arbeiten alle Artisten aufwendig und
„blutig“ im Halloween-Stil geschminkt, ebenso wie das Publikum
schon im Vorzelt und am Einlass von unheimlichen Gestalten
empfangen wird – unter ihnen Marco Gion von den Scary Street
Walkers als besonders erschreckender Walking Act. Zum
Programmbeginn zieht die schaurige Artistenschar aus dem
Zuschauereingang ein. Alex Ramien heißt das Publikum zu seinem
„schlimmsten Alptraum“ willkommen und startet einen
„Applaustest“ – nur wer genügend applaudiere, habe eine Chance,
das Horror-Zelt lebend wieder zu verlassen… Mit seiner großen
Manegenpräsenz füllt Ramien die Rolle des
Grusel-Zeremonienmeisters, auch im weiteren Verlauf der Show,
hervorragend aus und gehört zu den prägenden Gesichtern des
Abends.
The Mighty Gareth,
Alex-Ramien-Truppe
Gleiches
gilt auch für den britischen Extrem-Komiker „The Mighty Gareth“,
der perfekt in dieses Programm passt. Der schräge Typ mit
Brustwarzen-, Bauchnabel- und Ohrenpiercing sowie zwei rot
gefärbten Irokesenkämmen in Kombination mit Glatze macht
zunächst mit einem Zuschauer eine Art „Feuerschluck-Kursus“, ehe
er mit Messer und Bällen jonglierend über seinen Gast läuft. Die
Jonglage mit Motorsäge, Messer und Ball beschließt diesen
Auftritt. Noch viel schauriger dann sein sensationeller zweiter Auftritt, indem
er ein Schwert schluckt und es von einer Zuschauerin wieder aus
seinem Rachen ziehen lässt. Beim Schlucken einer Neonröhre sieht
man diese im Dunkeln gar aus dem Inneren seines Hales leuchten.
Die Höhepunkte vor der Pause und vor dem Finale liefert die Alex-Ramien-Truppe: Zwei Südamerikaner aus Ramiens Team laufen
rasant übers Todesrad, u.a. mit Blindlauf, Seilspringen, hohen
Sprüngen und Aufschwung mit der Hand außen am Rad. In der
Motorradkugel umrundet Alex Ramien später zunächst ohne Helm
fünf Freiwillige aus dem Publikum, zu denen am Premierenabend
der in Mainz populäre Comedian Sven Hieronymus gehörte.
Anschließend jagen erst zwei, dann drei Motorradfahrer auf sich
kreuzenden Bahnen durch die Kugel. Als "Trio Gari" bieten
Ramien, Simeonow und Direktor Riedesel eine Feuerschlucker-Show u.a.
mit Feuerspucken im Zwei-Mann-Hoch
Chris Kiliano,
Roman Konanchuk, Marie Hoffmann
Zu den
Highlights des Programms gehört zudem die kraftvolle
Strapatenarbeit von Chris Kiliano, der sich zu Beginn seines
Auftritts zunächst einem „elektrischen Stuhl“ entreißen muss. An
einem Arm hängend, schwingt Kiliano sich mehrfach in die Höhe;
er wickelt sich mit den Oberarmen an den Strapaten auf und ab
und zeigt mehrere Umschwünge in Folge, um in der Waage zu enden.
Eröffnet wurde das Programm von Roman Konanchuk mit seiner
starken Arbeit an der Vertikalkette. Der Vorwärtssalto, nachdem
er sich wieder mit den Händen an der Kette fängt, und der Abgang
mit mehreren Salti aus großer Höhe zur Bodenmatte gehören zu den
beeindruckendsten Tricks. Im zweiten Programmteil ist er noch
mit einer rasanten Würfeljonglage zu sehen. Artistin Marie
Hofmann wurde am Premierenabend bei ihrer Luftringkür von Mario
Loritz, Teilnehmer der TV-Castingshow „X-Factor“, mit gefühlvollem
Livegesang – einer deutschen Version von „Me and Mrs. Jones“ –
begleitet.
Jekaterina Konanchuk, Duo Dimira, Marie
Hoffmann
In ihrem
zweiten Auftritt an den Tüchern entsteigt sie zunächst
„blutverschmiert“ im Nachthemd einem Bett, das von dunklen
Gestalten in Mönchkutten hereingetragen wird. Ira Rizaeva
präsentierte ihre bekannte, sinnliche Jonglage im Tangorhythmus
auf einem Billiardtisch, ehe sie noch drei Bälle durch ein
Dreiecksgestell fliegen ließ. Mit ihrem Partner Dimitri präsentiert sie
im zweiten Programmteil zudem einen akrobatischen Tanz, dieser
wiederum ist mit kleinerem Obermann als "Duo Dimira" in einer Hand-auf-Hand-Nummer zu sehen. Zwei Seilschlaufen sind das
Requisit der Luftnummer von Jekaterina Konanchuk, die sich darin kunstvoll
verstrickt und unter anderem Spagat und Genickhang zeigt.
Komplettiert wird die Show durch die Gentleman-Jonglagen mit Hüten
von Yussuf. |