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Horror Circus - Tour 2012
www.horror-circus.de

Mainz, 15. Juli 2012: Die Parallelen zu Flic Flac sind deutlich: Todesrad vor der Pause und Motorradkugel als Schlussnummer, viel Luftakrobatik und keine Tiere, ein schräger Komiker mit Sprechrolle, eine gewisse Düsternis bei Atmosphäre, Licht und Musikauswahl, eine thematisch gestaltete Produktion, als Zielgruppe ein jugendliches und jung gebliebenes Publikum. Der „Horror Circus“ lässt sich gewiss auch als Versuch sehen, die Lücke am Markt zu schließen, welche die Einstellung von Flic Flacs Reisebetrieb gerissen hat. Und greift gleichzeitig das Modethema Helloween auf. Damit gelingt es Direktor Giovanni Raymond Riedesel,  einen ganz eigenen Akzent zu setzen.

Eventuell lässt sich so auch eine neue Zielgruppe für eine moderne Circusshow zu begeistern – wir jedenfalls berichteten zwei „Halloween-Fans“ von dem Projekt, die daraufhin sofort mit zur Mainz-Premiere kamen und sich durchaus angetan zeigten. Als überaus gelungen darf die Atmosphäre im „Horror Circus“ bezeichnet werden. Durch ein Burgtor betritt man das Vorzelt, das üppig im Helloween-Stil dekoriert ist, mit einer Spinnweben-Decke, Särgen, Totenköpfen, Skeletten, Kerzen und anderen gruseligen Details. Gespielt wird in dem schmucken und hohen, weiß-hellgelben Viermaster, mit dem einst der Circus Baronn reiste. Zur Ausstattung im Chapiteau gehören gepolsterte Logenstühle, ein Schalensitzgradin und modernes LED-Licht.


Alex Ramien

Nach der erfolgreichen Premiere des Projektes „Horror Circus“ in Weil am Rhein zu Helloween 2011 präsentiert Giovanni Raymond Riedesel in dieser Saison vier einzelne Gastspiele in großen Städten. In Kaiserslautern wurde bereits im Frühjahr gespielt, nach der aktuellen Station Mainz folgen noch Saarbrücken und Heidelberg – jeweils mit einer längeren Pause dazwischen, um jede Station optimal vorbereiten zu können. Bleibt abzuwarten, ob das Grusel-Konzept auch im Hochsommer Früchte trägt oder doch ausschließlich in düsteren Herbsttagen Erfolg verspricht. Zu Halloween wird es jedenfalls in Weil am Rhein bereits den 2. Horror Circus geben. Ansonsten wird auch in jedem Gastspielort das Programm variiert. In Mainz präsentierte sich die Show mit fünf Luftnummern, drei Jonglage-Darbietungen, zweimal Partnerakrobatik plus Motorradkugel, Feuershow und Extrem-Komiker außergewöhnlich kombiniert. Mit Roman Konanchuk, Ira Rizaeva, Alex Ramien und seinem Partner Marco Simeonow sind gleich mehrere Protagonisten früherer Flic Flac-Programme vertreten. Dem Horror-Thema angepasst, arbeiten alle Artisten aufwendig und „blutig“ im Halloween-Stil geschminkt, ebenso wie das Publikum schon im Vorzelt und am Einlass von unheimlichen Gestalten empfangen wird – unter ihnen Marco Gion von den Scary Street Walkers als besonders erschreckender Walking Act. Zum Programmbeginn zieht die schaurige Artistenschar aus dem Zuschauereingang ein. Alex Ramien heißt das Publikum zu seinem „schlimmsten Alptraum“ willkommen und startet einen „Applaustest“ – nur wer genügend applaudiere, habe eine Chance, das Horror-Zelt lebend wieder zu verlassen… Mit seiner großen Manegenpräsenz füllt Ramien die Rolle des Grusel-Zeremonienmeisters, auch im weiteren Verlauf der Show, hervorragend aus und gehört zu den prägenden Gesichtern des Abends.


The Mighty Gareth, Alex-Ramien-Truppe

Gleiches gilt auch für den britischen Extrem-Komiker „The Mighty Gareth“, der perfekt in dieses Programm passt. Der schräge Typ mit Brustwarzen-, Bauchnabel- und Ohrenpiercing sowie zwei rot gefärbten Irokesenkämmen in Kombination mit Glatze macht zunächst mit einem Zuschauer eine Art „Feuerschluck-Kursus“, ehe er mit Messer und Bällen jonglierend über seinen Gast läuft. Die Jonglage mit Motorsäge, Messer und Ball beschließt diesen Auftritt. Noch viel schauriger dann sein sensationeller zweiter Auftritt, indem er ein Schwert schluckt und es von einer Zuschauerin wieder aus seinem Rachen ziehen lässt. Beim Schlucken einer Neonröhre sieht man diese im Dunkeln gar aus dem Inneren seines Hales leuchten. Die Höhepunkte vor der Pause und vor dem Finale liefert die Alex-Ramien-Truppe: Zwei Südamerikaner aus Ramiens Team laufen rasant übers Todesrad, u.a. mit Blindlauf, Seilspringen, hohen Sprüngen und Aufschwung mit der Hand außen am Rad. In der Motorradkugel umrundet Alex Ramien später zunächst ohne Helm fünf Freiwillige aus dem Publikum, zu denen am Premierenabend der in Mainz populäre Comedian Sven Hieronymus gehörte. Anschließend jagen erst zwei, dann drei Motorradfahrer auf sich kreuzenden Bahnen durch die Kugel. Als "Trio Gari" bieten Ramien, Simeonow und Direktor Riedesel eine Feuerschlucker-Show u.a. mit Feuerspucken im Zwei-Mann-Hoch


Chris Kiliano, Roman Konanchuk, Marie Hoffmann

Zu den Highlights des Programms gehört zudem die kraftvolle Strapatenarbeit von Chris Kiliano, der sich zu Beginn seines Auftritts zunächst einem „elektrischen Stuhl“ entreißen muss. An einem Arm hängend, schwingt Kiliano sich mehrfach in die Höhe; er wickelt sich mit den Oberarmen an den Strapaten auf und ab und zeigt mehrere Umschwünge in Folge, um in der Waage zu enden. Eröffnet wurde das Programm von Roman Konanchuk mit seiner starken Arbeit an der Vertikalkette. Der Vorwärtssalto, nachdem er sich wieder mit den Händen an der Kette fängt, und der Abgang mit mehreren Salti aus großer Höhe zur Bodenmatte gehören zu den beeindruckendsten Tricks. Im zweiten Programmteil ist er noch mit einer rasanten Würfeljonglage zu sehen. Artistin Marie Hofmann wurde am Premierenabend bei ihrer Luftringkür von Mario Loritz, Teilnehmer der TV-Castingshow „X-Factor“, mit gefühlvollem Livegesang – einer deutschen Version von „Me and Mrs. Jones“ – begleitet.


Jekaterina Konanchuk, Duo Dimira, Marie Hoffmann

In ihrem zweiten Auftritt an den Tüchern entsteigt sie zunächst „blutverschmiert“ im Nachthemd einem Bett, das von dunklen Gestalten in Mönchkutten hereingetragen wird. Ira Rizaeva präsentierte ihre bekannte, sinnliche Jonglage im Tangorhythmus auf einem Billiardtisch, ehe sie noch drei Bälle durch ein Dreiecksgestell fliegen ließ. Mit ihrem Partner Dimitri präsentiert sie im zweiten Programmteil zudem einen akrobatischen Tanz, dieser wiederum ist mit kleinerem Obermann als "Duo Dimira" in einer Hand-auf-Hand-Nummer zu sehen. Zwei Seilschlaufen sind das Requisit der Luftnummer von Jekaterina Konanchuk, die sich darin kunstvoll verstrickt und unter anderem Spagat und Genickhang zeigt. Komplettiert wird die Show durch die Gentleman-Jonglagen mit Hüten von Yussuf.

Viel Jubel und Applaus ernteten die Macher am Premierenabend für die schaurig-schöne Schau, im Finale wurde zum Teil sogar im Stehen applaudiert – und bei der anschließenden Premierenparty im Vorzelt ließen sich viele Zuschauer begeistert mit den Gruselgestalten fotografieren.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber