Familie Saabel
Nach einer Ouvertüre des abermals
hervorragend aufspielenden Orchesters unter Attila Maka,
übernimmt der Ansager Olivér Tóth die Begrüßung des Publikums.
Eloquent und charmant führt der Schauspieler durch Vorstellung,
ohne sie unnötig in die Länge zu ziehen. Dank Musical-Ausbildung
überbrückt er auch mal singend die notwendigen Umbaupausen. Den
eigentlichen Ablauf eröffnet der junge Jongleur Henrik Veres.
Der Ungar hält zu modernen Klängen bis zu sieben Bälle in der
Luft, beherrscht sie aber auch in der Bouncing-Jonglage. Beim
Festival 2012 war er Teil der ungarischen Nachwuchsshow. Bereits
einmal in Budapest gewesen ist die Familie Saabel mit ihren
Tieren. Ihre Nummern leben nicht allein von der Trickstärke,
sondern auch von der gelungenen Aufmachung. So tanzt Tochter
Alexandra in der Manegenmitte zu spanischer Musik, während ihre
Eltern sowie ihre kleine Schwester auf ihren äußerst gepflegten
Arabern und Friesen Figuren der Hohen Schule, z.T. auch am
langen Zügel, reiten.
Flying Mendonca, Molly Saudek, Duo Volkov
Schon mal im Bau zu sehen
war auch Molly Saudek. 2008 gewann sie dort Bronze für ihren
grandiosen Drahtseilakt. Wie sich die zierliche Artistin
traumhaft sicher auf dem Seil bewegt, ja wirklich tanzt, ist
einfach ein Genuss. Zunächst langsam, dann steigert sich das
Tempo der Begleitmusik und damit auch das ihrer Schritte. Alte
Circuskunst neu belebt, einfach wunderbar! Ganz in Weiß ist die
Strapaten-Kür des Duo Volkov gehalten. Neben den gemeinsamen
Flugsequenzen gibt es zahlreiche Haltepositionen. Als Romanze
inszeniert verfehlt die Nummer ihre Wirkung nicht und findet
großen Anklang. Auch die zweite Darbietung der Familie Saabel,
die Präsentation der Hunde-Meute in der Nordpol-Szenerie samt
Rutschpartie, ist durch originelle Requisiten und schöne Tiere
ein optischer Augenschmaus, bei dem aber nicht zuletzt auch die
Leistung stimmt. Pausennummer sind dann die Flying Mendonca mit
dem bekannten Repertoire am Flugtrapez. In Budapest zeigt sich
die Truppe mit neuem Flieger, der auch gleich den Dreifachen
zeigt, bevor traditionell die Passage und das gleichzeitige
Schwingen aller Akteure an Trapezen im UV-Licht diese sehr
publikumswirksame Nummer beendet.
Truppe Fantasy, Alexandra Saabel, Rastelli Clowns
Nach der Pause
präsentieren Nataly und Andrey Shirokaloff ihre vier Leoparden
und fünf Tiger. Klassische Elemente wie Balkenlauf oder das
Hochsitzen aller Tiere wechseln ab mit spektakulären Showteilen;
so schaukeln die Leoparden an Kratzbäumen durch die Manege und
ein Tiger überspringt abschließend die beiden Vorführer. Die
Nummer war Teil des diesjährigen Festivals, wurde dort aber
nicht mit einem der Hauptpreise dekoriert. Diese Entscheidung
bleibt weiterhin unverständlich, denn was die beiden Tierlehrer
hier mit ihren Raubtieren zeigen ist schlicht sensationell.
Alexandra Saabel zeigt ihre leistungsstarke Handstand- und
Equilibristik-Darbietung in Begleitung einer Live-Sängerin und
wertet sie so nochmals auf. Die Kombination zeigt wie modern
klassischer Circus interpretiert werden kann. Im starken
Kontrast dazu arbeiten die Rastellis, Clowns der alten Schule.
Neben großer Musikalität punkten sie vor allem mit viel Klamauk.
Da knallt es, da fliegen die Requisiten auseinander. Herrlich
albern, herrlich komisch. Schlussnummer ist dann die Truppe
Fantasy in einem an den 20er Jahren orientieren, dennoch sehr
gegenwärtigen Look auf dem Schleuderbrett. Die zehn Akteure, die
im ersten Teil auch als leider weniger überzeugende „komische
Akrobaten“ auftreten, zeigen hier eine Fülle von hochkarätigen
Sprüngen, unter anderem das doppelte Drei-Mann-Hoch, den
Dreifachen zum Drei-Mann-Hoch sowie ein Vier-Mann-Hoch (ohne
Stange), ohne den Gebrauch der Longe. Erst beim Fünf-Mann-Hoch
kommen Stange und Longe zum Einsatz. Eine großartige Leistung
und zu Recht vor dem schnörkellosen, kurzen Finale platziert. |