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Kelly Miller Circus - Tour 2012
www.kellymillercircus.com

Carneys Point (NJ), 10. Juni 2012: Der Kelly Miller Circus wurde ursprünglich 1938 gegründet und wechselte seitdem mehrfach den Besitzer. 2007 wurde der Circus schließlich von John Ringling North II, Neffe des großen John Ringling North, dem letzten “wahren” Ringling im Chefsessel der “grössten Schau der Welt”, übernommen und reist seitdem als “America’s One Ring Wonder “, also als amerikanisches Ein-Manegen Wunder durch die USA.

Kelly Miller bespielt meist Eintagesplätzen in amerikanischen Kleinstädten und legt so pro Saison, vom Winterquartier in Hugo, Oklahoma kommend, durch den Mittleren Westen ziehend, bis an die Ostküste der Vereinigten Staaten, mehrere tausend Meilen zurück.

Hier in Carneys Point, einem kleinen Örtchen in New Jersey südöstlich von Philadelphia, Pennsylvania gelegen zeigt sich das Unternehmen am heutigen Sonntag im sommerlichen Sonnenschein von seiner besten Seite. Sauber aufgebaut steht man auf einem Rasenplatz und versucht das Publikum schon am Eingang in Circusstimmung zu versetzen. Zwischen Kassenwagen und Eingangszelt stehen links eine tierische Kuriositätenschau, sowie die Unterbringungen für Pferde, Ponies, Lamas, Zebras, Kamele und Elefanten. Auf der rechten Seite finden sich die Ponyreitbahn, eine Hüpfburg  und der Restaurationsaufliger. Pony-, Kamel-, und Elefantenreiten, Luftballons,  Kinderschminken, Programmhefte,  Popcorn, Zuckerwatte und sonstige traditionelle Circusleckereien, sowie die kleine besagte Sideshow bieten dem Publikum genügend Möglichkeiten schon vor dem Circusbesuch etwas Kleingeld loszuwerden. Durch ein kleines angeschlossenes Vorzelt betritt man das leider in keinster Weise klimatisierte Zelt und wird von einfacher Lichttechnik und, durch eine zweiköpfige Circusband unterlegte, Musik vom Band, begrüßt.


Ryan Easley, Steve Copeland und Ryan Combs

Nach der Begrüßung durch den lokalen Sponsor eröffnen die beiden Clowns Steve Copeland und Ryan Combs im Zusammenspiel mit dem Ringmaster John Moss III und ihrer Version von “Musizieren verboten” das Programm vor dem bereits aufgebauten Zentralkäfig. Darin zeigt Ryan Easley, alias Ryan Holder seine fünf bildhübschen Tigerdamen mit einem äußerst ansprechenden und, für ein so relativ kleine Gruppe, sehr umfangreichen Trickrepertoire. Gleich drei der Tiger zeigen gemeinsam den sogenannten Hindleg (Vorwärtssteiger) und werden von dem jungen Dompteur charmant vorgeführt. Während dem Abbau des Käfigs überbrücken die beiden Clowns die Wartezeit und lenken als Paketboten die Aufmerksamkeit des Publikums von der Manege auf das Gradin wo man verzweifelt den Empfänger eines sperrigen Paketes sucht. Zurück in der Manege, genauer gesagt unter die Zeltkuppel, geht es mit dem Delera Duo. Die beiden bildhübschen Damen zeigen eine kraftvolle Darbietung an Tüchern und verschlagen mit ihrer Nummer nicht nur dem ein oder anderen Mann den Atem. Tierisch geht es mit dem kleinen Exotentableau von Mike Rice weiter. Von zwei tanzenden “Showgirls” im Hintergrund begleitet zeigt er zwei Dromedaren und ein Zebra mit interessante Laufformationen. Der “Waschtag im Wilden Westen” von Steve und Ryan läuft etwas aus dem Ruder und so johlen Kinder wie auch einige Erwachsene vor Begeisterung wenn sich die beiden Spaßmacher gegenseitig mit den nassen Handtüchern zum Klang von einem Banjo Ohrfeigen verteilen.


Carolyn Rice, Fridman Torales, Delera Duo,

Mit den Piraten der Kellybean geht die erste Programmhälfte zu Ende. Im Stile der Piraten der Karibik verpackt zeigen mehrere Artisten und Tierlehrer eine bunte Mischung an Akrobatik, Gauklerei und Dressur. Die “Piraten” jonglieren dabei mit Dolchen, duellieren sich und werfen Messer. Eingepackt in diesen Programmpunkt sind auch die kurzweilige Rola-Rola-Nummer von Fridman Torales, ein dreiköpfiges Luftballett, sowie die lustige Hundemeute von Carolyn Rice in passender Piratenaufmachung. Während der Programmunterbrechung werden neben dem obligatorischen Elefanten-, Pony- und Kamelreiten, auch Fotos mit einem der Tiger hinter einer Glasscheibe, sowie Kinderschminken, Souvenirs und selbstverständlich Speisen und Getränke angeboten. Das bekannte Computerspiel “Angry Birds” steht Pate für das der Pause folgende Clownentree. Wieder mit viel Slapstick aber dennoch kreativ präsentieren die beiden Spaßmacher zusammen mit dem Ansager John Moss III ihre eigene Version des beliebten Spieles. Raul Olivares aus Mexiko zeigt mit Keulen, Fußbällen, Strohhüten, Tischtennisbällen sein Talent als Jongleur und weis mit seiner flotten und temperamentvollen Darbietung den Zuschauern zu Gefallen. Als Bademeister und Surfer sorgen Steve und Ryan mit ihren Späßen für Unterhaltung, bevor den schwergewichtigsten Akteuren des Programms das Manegenrund überlassen wird.


Armando Loyal, Raul Olivares

Ein Raunen geht dabei durch das Zirkuszelt, wenn die drei Elefanten von Carson & Barnes mitsamt schönen Bereiterinnen in die Manege stürmen und unter der Leitung von Armando Loyal ihr Können in flotter Abfolge zeigen. Als “Tony” beweist Raul Olivares danach sein komisches Talent und versucht seinem ausgestopften Löwen Leben einzuhauchen. Als ihm das auch endlich gelingt, entpuppt sich das vermeintliche Stofftier am Ende selbstverständlich als “Pudel im Löwenpelz”. Etwas unglücklich als Schlussnummer platziert ist der Auftritt der Fusco Gauchos. Ihre Trommeldarbietung versprüht nur wenig südamerikanisches Temperament und lässt beim Publikum nicht so wirklich Stimmung aufkommen. Während man vergeblich auf irgendeine Art von Höhepunkt oder Akzent wartet gehen lediglich die Scheinwerfer aus und der Rest der Kelly Miller Akteure gesellt sich mit bunten Leuchtstäben zu den Fuscos hinzu und leitet so das Finale ein. Die bunte Truppe verabschiedet sich vom, trotz der Hitze, zahlreich erschienen Publikum und kaum haben sich die beiden Clowns Ryan und Steve “versöhnt” und sich gemeinsam aus der Manege gemacht gehen schon die Lichter an und das Publikum begibt sich auf den Nachhauseweg.

Es ist zwar keine Ringling-Show, die hier geboten wird, aber nichtsdestotrotz bietet man dem sichtbar zufriedenen Publikum solide, amerikanischen Circuskunst zu anständigen Preisen und so ist Kelly Miller mit Sicherheit einen Besuch wert.

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Text und Fotos: Marco Kristen