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Circo Medrano - Slowakei-Tour 2012
www.medrano.it

Bratislavaa, 13. Oktober 2012: Die Entscheidung, die Tournee nach nur wenigen, eher schlecht laufenden Städten in Ungarn zu beenden und mit ihrem Circo Medrano ins Nachbarland Slowakei zu wechseln, erwies sich im letzten Jahr für die Casartellis als Glücksgriff: Die Gastspielreise war ein großer Erfolg. Eine Wiederholung in dieser Saison war logische Konsequenz. Den Abschluss bildet auch heuer ein einmonatiger Aufenthalt in Bratislava. Seit dem Frühjahr – parallel zu vielen anderen Unternehmen, die aufgrund des Medrano-Erfolgs 2011 hier gastierten – war auf großen Plakatwänden für das Gastspiel geworben worden.

Hinter dem für 2012 als neu angekündigten Programm verbergen sich dabei allerdings die bekannten, qualitätsvollen Darbietungen, wenn auch in geänderten Inszenierungen. Abermals prägendes Gesicht der Show ist Braian Casartelli.


Braian und Ingrid Casartelli, Ballett zur Hohen Schule

Gleich zu Beginn präsentiert er zusammen mit vielen Figuranten in einer lebhaften Zigeuner-Szenerie einen Zwölferzug Araber. Als Da Capi gibt es das gleichzeitige Steigen aller Tiere, danach sechs Pferde sogar im gemeinsamen Vorwärtssteigen. Wahre Augenweiden sind auch die exakte Hohe Schule zu spanischem Flamenco, geritten von Sharon, Jordy und Braian Casartelli, und das wundervolle, klassische Pas de Deux, welches Braian mit seiner Schwester Ingrid präsentiert.


Braian Casartelli, Karah Kavak

Den Programmabschluss bildet ein neues Afrika-Bild. Es löst die Aladin-Fantasie ab, ist aber genauso aufwendig gestaltet. Riesige Stoßzähne bilden das Entree zur Manege, auf der Piste sind Felle in Zebra- und Leopardenmuster ausgelegt, und an den Masten hängen wunderbar illuminierte Masken. Nacheinander bevölkern zwei betagte Elefanten, diverse Exoten wie Kamele, Nandus oder Känguru und abschließend zwei Giraffen die Manege. Zusätzlich wurden zwei weitere Tierdarbietungen engagiert: Während Karah Kavak als Indiana Jones im bekannten, aufwendig gestalteten Schaubild mit seinen Reptilien für einige Schrecksekunden sorgt, zeigt Giordana Caveagna seine neun Tiger im eher ruhigen Stil. Pyramide, Sprünge und abschließend ein steigender Tiger gehören unter anderem zum Repertoire des italienischen Tierlehrers.


Mr. Lorenz, Crazy Riders, Mr. Lorenz und Otto

Neu gestaltet wurden auch die artistischen Darbietungen. Stefany Hones brilliert mit gewagten Pirouetten am Trapez nun in einer Verkleidung im Stil eines venezianischen Maskenballs. Die Tücher-Darbietung von Ingrid, Stefany und Daniela kommt nun lasziv zu deutschsprachiger (!) Musik im Burlesque-Stil daher und weiß gerade mit dieser ruhigen Art zu gefallen. Die fünf Crazy Riders in der Motorradkugel erweisen sich wieder einmal als äußert publikumswirksam. Unterstützt werden sie dabei auch vom durchgehend hervorragenden Lichtdesign und dem Ballett. Dieses ist bei fast allen Darbietungen in geschmackvollen Kostümen mit von der Partie und wertet die Nummern so nochmals ungemein auf, so auch im glamourösen Finale unter einer überdimensionalen Weltkugel. Teilweise neu besetzt ist auch der clowneske Part. Geblieben ist Clown Otto, Verstärkung bekommt er heuer von Mr. Lorenz. Zusammen zeigen beide die Messerwurfszene, solo präsentiert Mr. Lorenz auch das Glockenspiel mit Kindern aus dem Publikum. Seriös ist er zudem in einer vollwertigen Nummer als klassischer Jongleur mit Keulen, Ringen und Ping-Pong-Bällen (mit dem Mund) zu sehen. Teilweise agiert er dabei auf einer freistehenden Leiter.

Schade, dass alle artistischen Nummern bereits im ersten Teil zu sehen sind und der Show nach der Pause ein artistischer Höhepunkt komplett fehlt. Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt, der sich an diesem Programm finden lässt. Denn die Casartellis sorgen mit einer tierreichen, flott und begeisternd in Szene gesetzten Show wieder einmal für ein Circuserlebnis allererster Güte.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Christoph Enzinger