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Circus Renaissance - Tour 2012
www.circusrenaissance.nl

Assen, 29. September 2012: Ganz im Stil des beginnenden 20. Jahrhunderts haben Alberto Althoff und seine Frau Katharzyna ihren Circus Renaissance gestaltet. Schon im Vorzelt hängen alte Kostüme, liegen Teppiche aus und spielt leise Charleston-Musik. Der Eindruck setzt sich im Zelt fort. Die edlen Logen werden durch Lämpchen illuminiert, über der Manege schwebt ein riesiger Kronleuchter. Auch dem Programm versucht man mit dem übergeordneten Thema, welches sich vor allem in der Kostüm- und Musikwahl niederschlägt, eine einheitliche Richtung zu geben. Durchgängig funktioniert das aufgrund unterschiedlicher Stile der Akteure aber nicht.


Front, Stoljarovs, Alberto Althoff

Omnipräsent im Programm sind die als Clowns verkleideten und mitunter als „Orchester“ (zu Bandmusik) agierenden Requisiteure sowie das Direktionsehepaar selbst. Mit kleinen Szenen auf einem Podium vor dem mächtigen Vorhang führen sie moderierend durchs Programm. Alberto Althoff zeigt zudem seine bekannte Rindergruppe.


Harald Vassallo, Carmen Marariu 

Prägende Gesichter der Show sind die Familien Vassallo und Stoljarov. Harald Vassallo eröffnet nach einem einleitenden, lebhaften Charivari auf dem Draht- und Schlappseil die Abfolge. Auf der freistehenden Leiter agierend, jongliert er bis zu fünf Ringe und Tennisschläger und hält die Balance auch im Zwei-Mann-Hoch mit Partnerin Sharon. In einer dritten Darbietung balanciert Harald - auf einer Trinka liegend - mit den Füßen erneut eine Leiter, an deren Ende Sharon in der Höhe diverse Handstände drückt. Auch die Stoljarovs sind gleich mehrfach im Programm zu sehen. Neben ihren Reprisen, besonders herrlich hier „Schwanensee“ als Blasebalg-Konzert, ist eine amüsante Quick Change-Darbietung entstanden. Leider kommen sie mit ihrem russisch geprägten Humor nicht immer beim Publikum an. Uneingeschränkt zu gefallen weiß dagegen Carmen Marariu. Sie fliegt zu Saxophon-Klängen an Tüchern durchs Rund und sorgt für den schönsten Moment der Show.


Alex Lupesco, Mario Mason

Nicht ganz in den klassischen Rahmen des Programms wollen die moderne Mastarbeit von Leo Navas und Alex Lupescu passen. Als Feuerwehrmann verkleidet, versucht Lupescu ein Feuer in der Zeltkuppel zu löschen. Dafür erklimmt er eine sich um die eigene Achse rotierende Leiter, ähnlich einem Todesrad, und sorgt mit seinen originellen Kapriolen für so manche Turbolenz in der Manege. Auch die Sittiche und Aras des Duos Shmarlovski verfehlen mit Piraten-Look und Karnevalsmusik das Grundmotiv. Die Nummer ist zudem fast zu kleinteilig für eine Manege. Wie fürs Thema gemacht sind hingegen „der starke Mann“ Yussuf Moustafaiev sowie die beiden weiteren Tierdarbietungen, die Tiger und der Soloelefant von Mario Mason. Die sechs Tiger, darunter auch weiße Exemplare, beherrschen unter anderem Sprünge und Hochsitzer, während der Elefant mit Laufarbeit und dem Überschreiten einer Dame das Programm beendet.

Der Show fehlt es zwar an einem wirklich herausragenden Highlight, und nicht in allen Darbietungen ist es gelungen, den angedachten Stil umzusetzen. Dennoch zeugt der Versuch, ein komplettes Unternehmen sowohl in äußerer Erscheinung als auch in Programmgestaltung unter ein Motiv zusammenzubringen und so ein in sich stimmiges Bild eines Circus vor 120 Jahren zu kreieren, vom großen Ideenreichtum der Althoffs.

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Text: Benedikt Ricken