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Circus Royal - Tour 2012
www.circusroyal.ch

Bern-Bümplitz, 7. April 2012: Heuer ist der Circus Royal wieder der einzige Schweizer Circus mit einer Raubtierdressur im Programm – und zwar nicht mit irgendeiner, sondern mit einer der besten und trickstärksten, die derzeit am Markt sind. Folgerichtig ist Carmen Zanders Tigerschau hier auch das Highlight vor der Pause. Damit erfährt die Nummer die Aufmerksamkeit, die ihr gebührt, anstatt durch die letzten aus der Pause kommenden Zuschauer gestört zu werden. Zum breiten Repertoire der fünfköpfigen Tigergruppe gehören Teppich, Rollover, Steiger, Sprünge in verschiedenen Variationen und mehr, sicher dirigiert von der attraktiven deutschen Tierlehrerin.


Ramon Kathriner, Saulo Roque

Der Käfigaufbau innerhalb des ersten Programmteils wird mit der Netzakrobatik des Portugiesen Saulo Roque überbrückt. Das gewählte, von Frauen dominierte Genre und das Netzhemd-Kostüm lassen die Darbietung recht feminin wirken. Zu der Nummer am still hängenden sowie später kreisenden Netz gehören auch kontorsionistische Elemente. Als geheimnisvolle „Snake“ demonstriert Saulo Roque seine große Beweglichkeit in alle Richtungen zudem bei einer Klischnigg-Akrobatik im Schlangenoutfit auf einem Postament mit Blattwerk-Ornamenten. In der Pause wird der Raubtierkäfig ab- und das Hochseil aufgebaut, welches hier diagonal über der Manege verläuft. Ramon Kathriner, zuletzt 2007 bei Royal und 2010 mit Freddy Nock Schlussnummer bei Knie, ist nun wieder einmal in der Schweiz engagiert. Zu seinem Repertoire gehören der Aufgang übers Schrägseil, ein Reifensprung, die Balance auf einem Stuhl und der selten gezeigte Stelzenlauf. Seine Balancierkünste demonstriert Kathriner auch im ersten Programmteil: Auf dem Schlappseil jongliert er unter anderem mit fünf Bällen und fünf Ringen, lässt bei einer Einradfahrt Ringe um seine Arme kreisen und tut letzteres auch, während er auf einem Mundstab einen Fußball kreisen lässt.


Gary Brophy, Oliver Skreinig

Direktor Oliver Skreinig präsentiert erneut ein schönes Tier-Potpourri mit vier Watussi-Rindern, Riesen-Esel, vier Nandus und springenden Lamas. Die Vorführung des Sechserzuges Kamele hat Urs Strasser, ehemals Direktor des Schweizer „Medrano“ und nun Betriebsleiter bei Royal, übernommen. Für den Humor sorgt mit Clown Mathieu ein bekanntes Gesicht. Die Golfball-Reprise, eine Quickchange-Parodie, ein komisches Lassospiel und mehr gehören zu seinem Repertoire. Lassospiele gibt es auch in einer „ernsthaften“ Variante, präsentiert von Gary Brophy mit seiner Frau Caroline und ihre Tochter Chesinta. Diese Nummer wurde kurzfristig noch ins Programm aufgenommen.


Mathieu, Eddy Carello

In luftige Höhe geht es gleich zur Programmeröffnung, wenn Josy Casselly am Schwungseil sofort Schwung und Tempo in die Show bringt. Ihr Lebensgefährte Eddy Carello ist mit zwei Nummern im Programm vertreten: zunächst als versierter Fußball-Jongleur mit bis zu fünf Bällen, dann als Schlussnummer mit seiner originellen und bekannten Schlagzeug-Jonglage. Zum Auftakt präsentiert sich Carello hier mit Clown Mathieu als „Blues Brothers“, ehe er eine Gitarre auf den Devilsticks tanzen lassen. Er jongliert Hut, Schlagzeugsticks und Becken, dann mit drei Bällen in der Luft und mit sieben Bouncingbällen gegen eine Trommel am Boden. Immer wieder begeisternd ist dann, wenn Carello mit seinen Jonglierbällen auf dem Schlagzeug spielt. Ein Schlagzeug sowie eine Hammondorgel stehen derzeit als einzige Instrumente auf dem Orchesterpodium und sollen die ansonsten vom Band eingespielte Musik akzentuieren. Das Ergebnis ist leider eine recht wilde musikalische Mischung, die den Gesamteindruck des Programms trübt. Schade, denn Atmosphäre, stimmungsvolles Musik und eben auch die schwungvolle Live-Musik vom ersten bis zum letzten Moment des Programms waren in den vergangenen Jahren immer eine der Stärken dieses Circus.

Rein von den Nummern her betrachtet, mit der erstklassigen Tigerdressur und durchweg guter Artistik, bietet der Circus Royal aber auch in diesem Jahr ein sehenswertes und attraktives Programm.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber