Daneben haben
die Eötvös aber auch ins Material investiert. Es gibt ein neues, mit
Holzboden ausgelegtes Vorzelt, das nun die Fahrgeschäfte und Hüpfburgen
beherbergt, mit denen Lorands und Susys Eltern ihre Kinder auf Tournee
begleiten und vor allem die kleinen Gäste erfreuen. Hinzu kommen neue
Verkaufsstände und ein neuer Buffetwagen. Vor dem Zelt erwartet ein
neuer Kassenwagen die Zuschauer.
Gespielt wird
dagegen weiterhin in einem Vier-Mast-Zelt mit Längskuppel und 32 Metern
Durchmesser. Blockweise im Gradin und in den Logen finden 1200 Gäste
Platz. Die Lichtanlage zeigt weiteren Optimierungsbedarf. Denn obwohl
auch hier investiert wurde und neben Scannern nun auch Traversen mit
LEDs zum Einsatz kommen, ist das Geschehen in der Manege nicht immer
optimal ausgeleuchtet. Gerade der Verfolger erscheint sehr schwach. Die
Musikanlage ist dagegen völlig zufriedenstellend, und auch die Auswahl
der Stücke gefällt und rundet viele Nummern ungemein ab.
Adrienn Eötvös, Lorand Eötvös, Stewen Wertheim
Natürlich
ist die Direktion abermals selbst in der Manege aktiv. Lorand Eötvös
moderiert, seine Frau Adrienn (geb. Wertheim) arbeitet mit Hula
Hoop-Reifen, die sie variantenreich um ihren Körper kreisen lässt. Alle
relevanten Tricks in diesem Genre werden gezeigt. Zusammen agieren
beide dann in der bekannten, beim Budapester Festival ausgezeichneten
Duo-Jonglage. In Deutschland waren beide damit bei Barelli und zuletzt
2010 im Hammer Weihnachtscircus von Maria Eleky zu
sehen. Ihr Auftritt umfasst die Jonglage mit Ringen und anschließend
mit bis zu neun Keulen, zum Schluss im gemeinsamen Passing.
Unterschiedlichste Wurfmuster werden dabei sicher gehandhabt. Stewen
Wertheim - Ehemann von Susy Eötvös, die sich ansonsten um
administrative Angelegenheiten kümmert - gibt auch in diesem Jahr
den Reprisenclown. Dabei wandelt er auf den Spuren von Wilhelm Tell,
gibt ein Konzert auf Kerzen und animiert das Publikum zum Tanzen und
Klatschen. Sein Auftreten wirkt im Vergleich zu den Vorjahren immer
weniger aufdringlich, so richtig will der Funke aber auch heuer nicht
überspringen.
Cezary Mikulski
Durch
zahlreiche Engagements in Italien hat die Familie Eötvös eine Vorliebe
für den südländischen Staat entwickelt, welches sich immer wieder in
den Shows zeigt. Seit der Gründung des eigenen Circus sind die
Programme stark von italienischen Akteuren geprägt; so waren in den
letzten Jahren schon Tiere der Familie Togni engagiert, ebenso wie der
talentierte Manuel Farina, der mit seiner gemischten Raubtiernummer im
letzten Jahr den Höhepunkt bildete. Auch 2013 war eine Nummer mit
Großkatzen aus Italien angedacht. Das Engagement kam jedoch nicht
zustande. Ersatz, sehr hochwertigen sogar, fand sich in Tschechien bei
Ludwig Berousek. Die von ihm zusammengestellte und dressierte Gruppe
besteht aus zwei normalfarbenen Tigern, einem weißen Exemplar, einem
Golden Tabby sowie einem weißen Löwen. Während die Tiere und das
Material zum Zoo Park Berousek gehören, liegt die Vorführung hier in
den Händen von Cezary Mikulski. Wie schon bei seinen Auftritten in
Deutschland, u.a. bei Barelli und Busch-Roland, weiß sein
Präsentationsstil nicht wirklich zu gefallen. Das gezeigte Repertoire
dagegen erfüllt alle Ansprüche. So bilden die Tiger eine Pyramide,
legen zum Teppich ab, zeigen Balken- und Flaschenlauf und beweisen ihre
Sprungkraft. Die obligatorische Fahrt auf der Spiegelkugel ist mit dem
weißen Löwen zu sehen, mit dem Mikulski auch den Rachentrick vorführt.
Zum Schluss animiert er den weißen Tiger zum Hochsitzen.
Erik und Daiana Niemen
Alle weiteren Darbietungen kommen dann aber tatsächlich aus Italien, genauer
vom Circo Romina Orfei. Dieser wird von Vertretern der Familie Niemen
geleitet. Hierzulande am besten bekannt ist sicherlich Drahtseil-Artist
Erik Niemen, zuletzt im März im Krone-Bau zu sehen. Bei Eötvös kommt es
in diesem Jahr zu einem wahren Familientreffen, gehören doch gleich
fünf Akteure zur Niemen-Familie. Kevin Niemen, ein Onkel von Erik
Niemen, ist für die Präsentation der übrigen Tiere zuständig. Zur Pause
bringt er als „Tutanchamun“ einige exotische Tiere ins Rund. Für
italienische Verhältnisse ist es eine vergleichsweise geringe
Anzahl Exoten, die leider – dies ist wiederum typisch italienisch –
zudem nur wenige Tricks beherrschen. Drei Kamele zeigen eine kurze
Laufarbeit und liegen danach ohne Hilfe ab. Ein Lama umrundet die
Wüstenschiffe, und ein Pony läuft zwischen ihnen hindurch. Höhepunkt ist
das Erscheinen von „Poppi“, einem Flusspferd. Dieses setzt sich auf
Kommando hin oder reißt sein Maul auf. Das ist natürlich alles wenig
spektakulär, aber immerhin ein besonderes Erlebnis. Ausgereift wirkt
dagegen in weiten Teilen die Freiheit mit sechs Schimmeln. Sie bildet
hier den Programmschluss. Walzen, diverse Fächervariationen,
Gegenlauf, Rückwärtsschreiten und Knicks gehören zum Ablauf.
Anschließend animiert Kevin Niemen drei Pferde in hohem Tempo über
kleine Hürden zu springen. In den darauf folgenden Runden bleiben die
Tiere genau dann zwischen den Hürden stehen, wenn die Musik aufhört.
Wer dann allerdings noch großartige Steiger erwartet, wird enttäuscht.
Es gibt sie nicht. Schade, hätten sie doch diese Nummer perfekt
gemacht. So aber hinterlässt die Hohe Schule, die Kevin Niemen zusammen
mit seiner Frau Daiana (geb. Dell’ Acqua) reitet, einen noch stärkeren
Eindruck. Sämtliche Schritte werden auf einem schwarzen sowie einem
weißen Araber sicher und elegant ausgeführt.
Daiana Niemen, Elisabeth Busnelli, David Busnelli
Daiana
Niemen steuert zudem eine starke Darbietung auf dem Drahtseil bei.
Leichten Fußes tänzelt sie über das Requisit, lässt dabei einen Hula
Hoop-Reifen kreisen, zeigt diverse Sprünge und gleitet in den Frauen-
sowie in den Männerspagat. Ebenfalls zur Familie gehören Elisabeth und
ihr Bruder David Busnelli. Beider Mutter Guendalina ist eine ältere
Schwester von Kevin Niemen. Elisabeth Busnelli zeigt ihre
Handstandequilibristik auf einem erhöhten Podest mit Spiegelkugel und
Treppe an der vorderen Seite. Dabei beherrscht die junge Artistin auch
einige Einarmer und lässt zahlreiche Kautschukelemente einfließen.
Zuletzt verlässt sie das Requisit über die Treppe – natürlich im
Handstand. Am Washingtontrapez arbeitet David Busnelli einen Kopfstand
und die Balance auf einem Bein im Schwung (longengesichert) und eine
360° Grad-Drehung des Körpers im Kopfstand, wobei das Trapez hier nun
still hängt. Es ist die einzige Luftnummer im Programm, die
weiteren (Tücher und Strapaten) waren an das nicht zu Stande gekommene
Gastspiel der italienischen Raubtiernummer gekoppelt und fallen somit
nun auch weg. Es fällt aber nicht auf. Fünf Dalmatiner, ein Mischling
sowie eine große Dogge sind David Busnellis Partner in einer starken
Hunde-Revue, die er zusammen mit seiner Mutter, hier als „Cruela de
Vil“, in die Manege bringt. Hauptsächlich bestimmen diverse Sprünge die
Nummer. Die Hunde-Revue ist ein gutes Beispiel dafür wie hochwertig die
Familie Niemen vor allem ihre Tier-Darbietungen inszeniert. Hier sind
alle Requisiten mit Dalmatiner-Muster versehen, es liegt gar ein extra
Teppich mit Punkte-Muster in der Manege, und Tierlehrer wie Tiere
erreichen via Kutsche, gezogen von gepunkteten Ponys, das Rund. Im
Exotenblock sind die Decken der Kamele auf die Kostüme abgestimmt, die
weiblichen Akteure treten als orientalisches Ballett in Erscheinung;
ebenso in der eröffnenden Hohe Schule, hier ganz auf das diesjährige
Programmmotto „Gran Fiesta“ abgestimmt im spanischen Look. Wie bei
allen Akteuren fallen auch hier die passenden und edlen Kostüme auf.
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