Hier soll
der Trichter in die Hose gesteckt und damit eine auf der Stirn
platzierte Münze aufgefangen werden. Das ist der Ausgangspunkt
für allerlei feucht-fröhlichen Schabernack, bis schlussendlich
alle Teilnehmer patschnass sind, Pedro, Madame Nica und
Nachwuchsclown Lügg alias Lukas Böss.
Les Nicas und Lügg,
Circus Harlekin vor Traumkulisse am Thuner See
Zu Beginn der Vorstellung,
noch vor der großen Flaggenparade, muss Lügg von seinem
clownesken Ziehvater Pedro scheinbar widerwillig in die Manege
gezerrt werde. Die Realität sieht freilich anders aus, denn
Lukas Böss wurde bereits vor Jahren bei den
Harlekin-Kinderwochen entdeckt und hat es gemeinsam mit Päscu
Hirt als Comedyduo „Spinnpong“ zu regionaler Bekanntheit
gebracht. Nun reist der gelernte Landwirt (21) mit
dem Circus Harlekin und wird auch in die Aufgabe des Platzchefs
eingeführt. Damit hat sich die Direktion für eine Art dritten
Weg zwischen dem totalen Rückzug aus der Manege und dem „Weiter
wie bisher“ entschieden. „Les Nicas“ sind immer noch in
verringertem Maß im Programm vertreten und machen gleichzeitig
deutlich, dass der Circus Harlekin auf jeden Fall im bisherigen
Geist fortgeführt werden soll, auch wenn manche Aufgabe Schritt
für Schritt in jüngere Hände gelegt wird.
Duo Slobi
Der
Hauptteil der Clownerie wird in dieser Saison allerdings von
Vladimir und Olga Slobodeniuk alias „Duo Slobi“ erledigt. Im
intimen Rahmen des Harlekin-Chapiteaus und zur Begleitung durch
Livemusik kommen deren fantasievolle Geschichten ohne Worte,
aber mit überragendem Mienenspiel, ganz neu zur Geltung. Und so
lässt Vladimir seine Braut stehen, weil er sich in eine andere Frau
aus dem Publikum verguckt. Mehrfach kämpft er gegen die Tücke
des Objekts, ob die nun in seinem Notenbuch, einem Fotostativ
(wie bei Peter Shub) oder im eigenen Gürtel steckt, der sich
schnell zum Kleid der Partnerin verwandelt. Eine vollwertige
Dressurnummer ist der Auftritt mit Katze und Ratte, ein
vollwertiger artistischer Beitrag seine Schlappseilarbeit.
Truppe Alexandros, Duo Lazar
Nach dem
Opening gehört die Manege zunächst der Truppe „Alexandros“ vom
rumänischen Staatscircus Globul. Sie feiert in dieser Formation
ihr Debüt. Vier Herren und zwei Damen bilden das sympathische
Sextett, das zunächst mit einer Gruppenjonglage, u.a. zum
Zwei-Man-Hoch, glänzt. Später erleben wir sie im
Rock’n’Roll-Rhythmus auf dem Schleuderbrett, u.a. mit
Doppelsalto rückwärts, wo die Fliegerin in „Handvoltigen-Position“
gefangen wird, sowie weiteren Sprüngen und Salti in den Spagat,
zum Drei-Mann-Hoch und durch einen Reifen zum Partner auf der
Perchestange. Zwei Truppenmitglieder sind schließlich als
männlich-weibliches Duo Lazar am Trapez mit interessanten und
riskanten Haltetricks sowie einem Wirbel zum Abschluss zu sehen.
Diese Darbietung wird als einzige im Programm zu Bandmusik
gezeigt.
Susanne Mani, Nicole Pichler
Harmonisch
und in ruhigem Tempo läuft die Dressur der vier mächtigen Kamele
vom schwedischen Circus Olympia, die Nicole Pichler charmant und
mit leichter Hand vorführt. Zeitweise kommen zwei Araberpferde
hinzu, die im Anschluss noch einen flotten Duo-Auftritt mit
Gegenlauf und Pirouette haben. Die zweite Tiernummer im Programm
steuert Susanne Mani bei. In diesem Jahr zeigt sie zur
Heidi-Musik ein ungewöhnliches Tier-Trio in schwarz-weiß,
bestehend aus zwei Ziegen und einem Lama. Die Tiere wurden vom
Westschweizer Cirque Helvetia übernommen.
Denis Navolnejv,
Trio Infernal Varanne
Eines der großen
artistischen Ausrufezeichen im Programm setzt Denis Navolnjev.
Man würde diesem 29-jährigen Mann mit normaler Statur und leicht
schütterem Haar wohl nicht ohne weiteres zutrauen, dass es sich
hier um einen Klischnigger handelt, der seinen Körper in
extremer Weise verbiegen und sich in eine enge Plexiglaskiste
zwängen kann. Ehe die Kiste verschlossen wird, werden hier
übrigens noch die letzten „Hohlräume“ mit bunten Bällen gefüllt.
Immer wieder hört man wohlige Entsetzensschreie auf der Tribüne.
Heuer arbeitet Navolnev nicht als Frosch, sondern als Sportler,
der sich gar durch einen Tennisschläger zwängt. Navoljnev war die
letzten drei Jahre mit dem Zirkus Stey und in der Saison zuvor
bereits bei Gasser-Olympia in der Schweiz zu sehen. In seinem
zweiten Auftritt lässt er zunächst einen Schirm als Devilstick
und dann ein Diabolo fliegen. Zwei Diabolos im Dunkeln und
eines, das an einer Schnur unter die Kuppel steigt und dort ein
Mini-Feuerwerk sowie vier Fallschirme auslöst, sind
publikumswirksame Effekte. Bei der
Überleitung zur Schlussnummer beweist das sechsköpfige
Harlekin-Orchester, dass es längst nicht nur alpenländische
Stimmungsmusik wie in der Ouvertüre spielen kann. Nein, die
Herren überraschen euch mit einem einwandfreien „We will rock
you“, mit dem die Stimmung im Publikum weiter angeheizt wird. Wenn dann die
drei Hasardeure der Truppe Infernal Varanne durch die
Motorradkugel jagen, wird dazu „Smoke on the Water“
gerockt. Im ausgiebig zelebrierten Finale mit mehreren Vorhängen
tanzt dann das ganze Ensemble den berühmten „Gangnam Style“.
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