Und wo sonst leistet man sich
noch ein so personenstarkes und gleichzeitig professionell
besetztes Ballett zur Begleitung? In Deutschland und Europa gibt
es da einfach wenig Konkurrenz. „Celebration“ läuft jetzt im
dritten Jahr. Seit ihrer Weltpremiere 2011 in München hat sich
die Produktion nur marginal verändert.
Elena Drogaleva,
Flying Zuniga, Anastasini Brothers
So fällt dem
Interessierten, natürlich aber nicht dem eigentlichen Publikum
in diesem Jahr eigentlich nur ein neues Gesicht auf: Marlon Campos, ehemaliges Mitglied der Flying Michaels, fliegt nun in
bekannter eleganter Weise bei den Zunigas und dreht dort auch
den dreifachen Salto – mit verbundenen Augen. Ohnehin geht die
Truppe über das Übliche hinaus und ist somit eine dieser
angesprochenen Spitzennummern in der aktuellen Show. Zu diesen
gehört auch Crazy Wilson mit seiner Performance auf dem
Todesrad, auch wenn er – entgegen der Werbung – sicherlich nicht
mehr der einzige Artist ist, der den Salto auf dem Außenrad
zeigt. Ein eindrucksvoller Auftritt bleibt es so oder so.
Selbiges gilt auch für die Anastasini Brothers, die bei ihren
ikarischen Spielen Salti und Pirouetten aneinanderreihen, und
für Elena Drogoleva „and her gentlemen“ mit variantenreicher
Keulenjonglage. Beide Darbietungen überzeugen mit
anspruchsvollen Tricks, Eleganz und sympathischem Verkauf. Nicht
ganz mithalten kann da, aufgrund der eher introvertierten Art,
die zehnköpfige Chinesentruppe aus Dalian. Diese eröffnet mit
Sprüngen von der doppelten russischen Schaukel auf Bodenmatten
und später ins Sprungtuch das Programm und fliegt kurz vor
dessen Ende in fluoreszierenden Kostümen mit großem Schauwert an
Bungee-Seilen durch die Kuppel.
James Puydebois, Jana Mandana und
Ballett
Die Parade der großen
Tier-Darbietungen beginnt gleich mit den Wappentieren, den
Elefanten. Juniorchefin Jana Mandana und James Puydebois leiten
vier indische (samt Reiterinnen) und zwei afrikanische
Dickhäuter zu einer vielseitigen, stets tiergerechten
Dressurfolge in einer „orientalischen Phantasie“ an. Jana
Mandana steht dann auch im Mittelpunkt der zweiten
Tier-Darbietung. Die Präsentation der Pferde ist dabei in zwei
Blöcke aufgeteilt; zunächst reitet Mandana zu Tango-Klängen die
Hohe Schule, anschließend dirigiert sie eine Freiheit. Auf
Lusitano-Hengst „Ramses“ werden die Schritte und Figuren elegant
in Kombination mit dem Ballett gezeigt. Sechs Friesen eröffnen
nach einem Intermezzo die Freiheit mit einem Fächer, dann
übernehmen zunächst sechs und anschließend zwölf Cremellos aus
dem Hause Togni. Der zwölffache Gruppensteiger und einzelne Da
Capi runden den Block ab. Auch die exotischen Tiere – Kamele,
Zebras und Lamas in einer kurzen Routine – und Nashorn „Tsavo“,
der gemütlich seine Runden dreht, verfehlen ihre Wirkung nicht
und sorgen gerade bei den kleineren Zuschauern für Staunen.
Martin Lacey jun., Jana Mandana
Martin Lacey und seine Löwen sind
nach wie vor die Starnummer des Unternehmens. Mit Feuersäulen,
Nebel, Lichteffekten und Videoeinspielungen wird die Darbietung
entsprechend verkauft. Elf Raubtiere (acht Löwinnen, zwei
kastrierte Löwen und Mähnenlöwe „Kassanga“) sind zurzeit in der
Manege, viele weitere warten in den großzügigen Stallungen des
Krone-Zoos auf zukünftige Auftritte. Mit Pyramide, Sprüngen
entlang des Käfigs, Löwenbar und Hochsitzen sowie Tricks in
kleinerer Formation, wie Fächer und Abliegen von vier Tieren,
dem Überspringen von drei Artgenossen oder von Tierlehrer Lacey
überzeugt aber natürlich auch der aktuelle Auftritt. Im
Zusammenspiel mit dem Mähnenlöwen „Kassanga“ im schnellen
Wechsel zwischen Prankenschlägen und Schmuseeinheiten oder bei
der abschließenden Fahrt des weißen Löwen „King Tonga“ auf der
Spiegelkugel wird die besondere Verbundenheit von Lacey mit
seinen Tieren deutlich. Das Publikum feiert das
menschlich-tierische Team dafür regelrecht; da bräuchte es
Laceys weitere Animationsversuche gar nicht.
Les Rossyann, Petra Duss
Mit der
Familie Duss und ihren Tieren konnte zudem die aktuell beste
Seelöwen-Darbietung engagiert werden. Das umfangreiche
Repertoire wird spielerisch und mit sichtlicher Freude an der
Sache, bei Mensch wie Tier, umgesetzt. Besonders die Tricks, in
denen die Tiere interaktiv agieren, sind kaum zu übertreffen. In
der besuchten Vorstellung sorgen die Duss´schen Seelöwen denn
auch mit für die größte Begeisterung. Die besten ihres Genres
sind freilich auch die Musikalclowns Les Rossyann. Spaß machen
sie auch dann, wenn sie in den Nachmittagsvorstellungen nicht
auf ihr hervorragendes musikalisches Können zurückgreifen,
sondern sich stattdessen amüsant um das „Fangen der
Pistolenkugel mit dem Mund“ kümmern.
Mit ihren
weiteren
kurzen Intermezzi
haben sie es im enorm großen Krone-Zelt schwer,
da
diese
meist im Zuschauerraum gespielt werden, während das Publikum
von
den
Umbauten in der Manege
abgelenkt wird.
Finale
Die langen
Umbauten sind freilich nach wie vor
ein Manko
der
Produktion.
Aufgrund der großen Requisitenwechsel und der Fülle der
Spitzennummern sind sie unvermeidbar, werden
aber
leider
nicht in allen Fällen
überbrückt.
Bei anderen Gelegenheiten
bleibt die Manege im Dunkeln. Das Tempo, welches die einzelnen
Nummern
ja haben, geht so
ein wenig
verloren;
die
Show im Gesamtpaket
bekommt so nicht den
„Drive“,
den sie haben könnte.
Schade,
denn
die Möglichkeit zur Überbrückung ist ja gegeben, immerhin werden
zehn Damen und drei Herren als Tänzer/innen beschäftigt. Neben
dem Auftritt im Eröffnungscharivari begleiten diese aber nur bei
Elefanten, Pferden und kurz vor dem Todesrad die eigentlichen
Darbietungen. Mehr Auftritte wären hier wünschenswert; zudem
könnten die Tänzer auf der Bühne bereits agieren,
während die Umbauten in der Manege noch
laufen.
Der Revue-Stil, oftmals kritisiert, könnte
also
die
Lösung sein – ganz so wie beim genialen Finale, wenn das
exzellent tanzende Ballett mit einem Querschnitt durch die
Musikgeschichte den
passenden
Rahmen für
die Verabschiedung der Artisten sorgt. |