Dieses
Kunststück ist trotz größerer Requisitenwechsel gelungen. Mehr
als einmal gehen die Artisten nach vorne ab, präsentieren
zwischen Logen und Tribüne einen kleinen Epilog ihrer
Darbietung, bis die Manege für die nächste Nummer vorbereitet
ist. So ergibt sich ein wunderbar straffer Ablauf. Es geht
Schlag auf Schlag.
Opening
In der
dritten Saison in Folge sind die Schweizer Erzkomödianten Gaston
und Roli mit dem Circus Nock auf Tournee. Abermals präsentieren
sie neue Szenen, heuer erstmals ohne Verena Nock als bisherige
seriöse Partnerin. Zum Auftakt der Show sucht Roli nach seinem
Partner, findet im Publikum aber nur einen „Zuschauer“, der sich
im turbulenten Opening zum Clown schminkt. Damit ist auch Gaston
in der Show angekommen – eine kleine Anleihe beim langjährigen Roncalli-Opening mit David Larible. In ihren späteren Auftritten
haben Gaston und Roli Abstimmungsschwierigkeiten beim
gemeinsamen Singen, machen Musik auf Fingerpfeifen, zaubern ein buntes Tuch auf die andere Seite der Manege
und liefern sich ein Duell in Zeitlupe.
Franziska Nock, Gaston und Roli, Anouchka Bouglione
Anouchka
Bouglione eröffnet die Spielfolge mit ihren Hula Hoop-Reifen.
Sie lässt vier Reifen variantenreich um ihren Körper kreisen,
fängt 17 vom Partner zugeworfene Ringe und schließt effektvoll
mit drei Feuerreifen. Franziska Nock hat einen schönen
Dressurblock zusammengestellt. Zunächst präsentiert sie ein
weißes Schulpferd am langen Zügel, auf einem braunen reitet sie
zum Abschluss anspruchsvolle Figuren, schließt mit Pirouette und
Steiger. Dazwischen dirigiert sie sechs Freiheitspferde in
schwarz und weiß zum live gespielten Grand Prix-Hit „Euphoria“,
unter anderem mit zwei Varianten des Gegenlaufs und effektvollen
Steigern. Ihr neuer Assistent Paolo Finardi ist zudem mit einem
Pony zu sehen. Die zweite Tiernummer des Programms vereint je
zwei Esel und Kamele in einer neu zusammengestellten
Freiheitsdressur.
Duo Lyd, Alex Durand
Diabolospieler Alex Durand gefällt nicht nur mit seinem
erstklassigen Verkauf, bei dem er den Kontakt mit dem Publikum
offensiv sucht und findet. Zu fröhlicher Musik lässt er auch bis
zu drei Diabolos sicher übers Seil tanzen und in die hohe Kuppel
fliegen. „Im not strong enough to stay“, heißt es in der Musik
vom Band bei der Mastenakrobatik des männlich-weiblichen Duos
Lyd aus Kuba. Das ist echtes Understatement, denn Kraft und
Stärke beweisen die beiden Artisten in ihrer sinnlichen Kür zur
Genüge. Wenn er sich horizontal von der Stange wegdrückt und die
Partnerin auf ihm steht, wenn er die „menschliche Flagge“ zeigt.
Wenn sich der Partner nur mit einem Arm am Masten hält und die
Partnerin auf seinen Füßen liegt, oder wenn sie sich zum
Abschluss im Nackenwirbel dreht. Auch die Fahrradnummer des Duos
im zweiten Programmteil begeistert. So steht die Partnerin auf
einem Bein auf den Schultern des Partners, während er
„herkömmlich“ geradeaus fährt. Bei seiner Rückwärtsfahrt, auf
dem Lenker sitzend, drückt die Partnerin einen Handstand auf
seinen Schultern – und wenn das Gefährt stillsteht, steht sie
auf dem Kopf des Partners.
Reinaldo Monteiro, Zuma Zuma,
wheeLoco
Die sechs
Kenianer der bekannten Truppe Zuma Zuma umrahmen die Pause. Als
temperamentvolle Pyramidenbauer liefern sie einen mitreißenden
Abschluss der ersten Programmhälfte, wenig später eröffnen sie die zweite Hälfte
mit Limbotanz – bis die brennende Stange nur noch auf zwei
Flaschen ruht – und Reifenspringen. Leider gibt es noch ein
zweites Mal Bandmusik, und zwar bei der Tücherarbeit von Lisandra Sanchez (Kuba), die
ihre kunstvollen Abfaller zu spanischen Gitarrenklängen
präsentiert. Einen Höhepunkt des Programms liefert der
Portugiese Reinaldo Monteiro mit seiner erstklassigen Rola
Rola-Nummer. Im zweiten Anlauf gelingt die Balance auf dem Turm
aus acht Zylindern und Rollen, und das Publikum auf den Rängen
tobt an diesem „stillen Feiertag“ Karfreitag! Eine große Schau
ist schon der Aufbau des Todesrades, der mit Licht, Musik und
einer Tänzerin ganz groß in Szene gesetzt wird. Mit
Seilspringen, Blindlauf und hohen Sprüngen auf dem Außenrad
sorgt das kolumbianische Duo „wheeLoco“ für einen würdigen
Abschluss dieser Show. |