Persönlichkeit
ist hier das Stichwort, welches glücklicherweise in unseren digitalen
Zeiten nach wie vor einen ganz besonderen Stellenwert hat. Benneweis
spielt diesen Trumpf auf wunderbare Weise aus. Natürlich ist Benneweis
auch sonst ein durch und durch traditioneller Circus. Der blau-rot-weiß
gestreifte Viermaster, das Eingangsportal aus Holz und zahlreiche
Circuswagen dokumentieren das nach Außen. Im Inneren ist der mit warmen
gelben Glühbirnen beleuchtete Artisteneingang inklusive Orchesterbühne
über der Gardine der stimmige Blickfang.
Judy Glosted und Marek Benneweis, Don
Christian
Wunderbar
in diesen Rahmen passen dann eben unsere drei Protagonisten, die auf
unterschiedliche Weise zum Gesamterlebnis der Vorstellung beitragen.
Judy Glosted ist schon seit einigen Jahren die ungeheuer sympathische
Präsentatorin der Show. Sie begrüßt uns singend und sagt in
unterschiedlichen Kostümen die einzelnen Darbietungen an. Charme,
Eleganz, Präsenz und ein guter Schuss Humor lassen ihr die Sympathien
des Publikums im Nu zufliegen. Marek Benneweis geleitet sie in die
Manege und koordiniert ansonsten den flotten Ablauf der Vorstellung. Er
ist zudem natürlich der Vertreter der Direktionsfamilie im
Scheinwerferlicht. Don Christian war bereits im vergangenen Jahr und
davor zuletzt 2010 bei Benneweis engagiert. Natürlich zeigt er nun
andere Reprisen als 2013. Der sympathische Österreicher mit der blonden
Stoppelfrisur bringt die Zuschauer schon vor dem eigentlichen Opening in
Schwung. Als Dirigent animiert er zum Mitmachen beim Klatschen
und Singen. In weiteren Auftritten spielt er mit Glocken,
versucht sich als Schleuderbrettartist, spielt mit einem
Mikrofon und inszeniert einen Boxkampf im Ring. Immer wieder
bindet er dabei Zuschauer ein. Er tut dies auf eine angenehme
Art, sodass die Gäste auf den Rängen genauso viel Spaß haben wie
die in der Manege. Die Auftritte sind gut dosiert, sein
Erscheinen löst damit immer wieder Freude aus.
Rodriguez Pena Yosvany, Martyn Chabry, Duo Volkov
Bei
den artistischen Darbietungen dominieren die Solisten. Rodriguez Pena
Yosvany ist ein Sunnyboy auf dem Sprungseil. Der Kubaner tanzt locker
über das dicke Seil und schlägt dabei Rückwärts- sowie Vorwärtssalti.
Höhepunkt ist der doppelte Rückwärtssalto, welchen er im Sitzen landet.
Mit Bällen unterschiedlicher Größe jongliert sein Landsmann Rafael de
Carlos. Vom Basket- bis zum Tischtennisball ist alles dabei. Im
Mittelpunkt steht dabei die rasante Jonglage mit bis zu fünf Fußbällen.
Gekonnt ist ebenfalls sein Spiel mit den kleinen gelben
Zelluloidkugeln, welcher er mit dem Mund in der Luft hält. Seine
Partnerin Martyn Chabry beherrscht virtuos die Kunst des Quick Change.
Doch nicht nur das. Sie ist zudem eine hervorragende Musikerin, was sie
auf Saxophon, Xylophon und Flaschenorgel beweist. Alles in allem ein
wunderbar dynamischer Programmpunkt einer durch und durch sympathischen
Artistin. Andrey Romanovski ist von Roncalli zu Benneweis gewechselt.
Der groß gewachsene Klischnigger hat nicht nur eine herrlich verrückte
Gangart drauf, sondern passt auch locker durch ein Ofenrohr. Für den
Part der Luftakrobatik wurde das Duo Volkov engagiert. An Ketten mit
Griffen am Ende zeigen sie eine kraftvolle, leistungsstarke Kür in
klassisch russischer Aufmachung.
Sick7Crew, Paolo Folco, Anelya Rossl
Deutlich
cooler sind da die Jungs von der Sick7Crew unterwegs. In T-Shirt und
langer Sporthose können sie mit den feinen Trikots der Volkovs
natürlich nicht mithalten. Das ist aber auch gar nicht ihr Anspruch,
sind sie doch als Breakdancer ohnehin ganz cool unterwegs.
Nichtsdestotrotz beweisen sie große Körperbeherrschung, die sie zu den
Beats aus den Lautsprechern performen. Es ist ein ungewöhnlicher
Schlusspunkt dieses ansonsten klassisch gehaltenen Programms.
Ursprünglich waren stattdessen die Elefanten von Lars Hölscher
vorgesehen. So fällt das Tierprogramm etwas kleiner aus. Den Auftakt
machen vier prächtige Kamele vom schwedischen Cirkus Olympia. Mit der
Eisenbahn kommen die unzähligen Hunde von Paolo Folco hereingefahren. Frau und Sohn sind ebenfalls mit von der Partie. Die
Vierbeiner verschiedener Rassen sorgen für eine volle Manege und jede
Menge Action. Mein persönlicher Favorit aber sind die Frettchen von
Anelya Rossl. Sie verpackt die Kunststücke ihrer für einen
westeuropäischen Circus ungewöhnlichen Tiere in eine Küchenszene. Die
Tricks sind schön anzusehen und scheinen dem Naturell der Frettchen
entgegenzukommen. Es sieht jedenfalls alles sehr spielerisch aus.
Anelya Rossl trägt dabei ein traditionelles russisches Kostüm. Sie ist
übrigens die Schwester von Jongleur Semen Krachinov, welcher im
vergangenen Jahr bei Benneweis zu sehen war.
Finale
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