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Cirkus Benneweis - Tour 2014
www.benneweis.dk ; 65 Showfotos

Kopenhagen, 7. September 2014: Sie begrüßen uns bereits beim Einlass, sie sind während der Show immer wieder präsent, und sie sind selbstverständlich auch beim Finale prominent vertreten. Kurz, sie sind unsere Begleiter durch das Programm 2014 des Cirkus Benneweis. Die elegante Madame Loyal Judy Glosted, der Abendregisseur Marek Benneweis und Clown Don Christian (Hofer) machen das gewisse „Etwas“ aus. Dadurch wird der aktuellen Produktion dieses traditionsreichen Unternehmens mit großem Namen ein ganz besonderer Charme verliehen. Es erhält seine Unverwechselbarkeit.

Persönlichkeit ist hier das Stichwort, welches glücklicherweise in unseren digitalen Zeiten nach wie vor einen ganz besonderen Stellenwert hat. Benneweis spielt diesen Trumpf auf wunderbare Weise aus. Natürlich ist Benneweis auch sonst ein durch und durch traditioneller Circus. Der blau-rot-weiß gestreifte Viermaster, das Eingangsportal aus Holz und zahlreiche Circuswagen dokumentieren das nach Außen. Im Inneren ist der mit warmen gelben Glühbirnen beleuchtete Artisteneingang inklusive Orchesterbühne über der Gardine der stimmige Blickfang.


Judy Glosted und Marek Benneweis, Don Christian

Wunderbar in diesen Rahmen passen dann eben unsere drei Protagonisten, die auf unterschiedliche Weise zum Gesamterlebnis der Vorstellung beitragen. Judy Glosted ist schon seit einigen Jahren die ungeheuer sympathische Präsentatorin der Show. Sie begrüßt uns singend und sagt in unterschiedlichen Kostümen die einzelnen Darbietungen an. Charme, Eleganz, Präsenz und ein guter Schuss Humor lassen ihr die Sympathien des Publikums im Nu zufliegen. Marek Benneweis geleitet sie in die Manege und koordiniert ansonsten den flotten Ablauf der Vorstellung. Er ist zudem natürlich der Vertreter der Direktionsfamilie im Scheinwerferlicht. Don Christian war bereits im vergangenen Jahr und davor zuletzt 2010 bei Benneweis engagiert. Natürlich zeigt er nun andere Reprisen als 2013. Der sympathische Österreicher mit der blonden Stoppelfrisur bringt die Zuschauer schon vor dem eigentlichen Opening in Schwung. Als Dirigent animiert er zum Mitmachen beim Klatschen und Singen. In weiteren Auftritten spielt er mit Glocken, versucht sich als Schleuderbrettartist, spielt mit einem Mikrofon und inszeniert einen Boxkampf im Ring. Immer wieder bindet er dabei Zuschauer ein. Er tut dies auf eine angenehme Art, sodass die Gäste auf den Rängen genauso viel Spaß haben wie die in der Manege. Die Auftritte sind gut dosiert, sein Erscheinen löst damit immer wieder Freude aus.


Rodriguez Pena Yosvany, Martyn Chabry, Duo Volkov

Bei den artistischen Darbietungen dominieren die Solisten. Rodriguez Pena Yosvany ist ein Sunnyboy auf dem Sprungseil. Der Kubaner tanzt locker über das dicke Seil und schlägt dabei Rückwärts- sowie Vorwärtssalti. Höhepunkt ist der doppelte Rückwärtssalto, welchen er im Sitzen landet. Mit Bällen unterschiedlicher Größe jongliert sein Landsmann Rafael de Carlos. Vom Basket- bis zum Tischtennisball ist alles dabei. Im Mittelpunkt steht dabei die rasante Jonglage mit bis zu fünf Fußbällen. Gekonnt ist ebenfalls sein Spiel mit den kleinen gelben Zelluloidkugeln, welcher er mit dem Mund in der Luft hält. Seine Partnerin Martyn Chabry beherrscht virtuos die Kunst des Quick Change. Doch nicht nur das. Sie ist zudem eine hervorragende Musikerin, was sie auf Saxophon, Xylophon und Flaschenorgel beweist. Alles in allem ein wunderbar dynamischer Programmpunkt einer durch und durch sympathischen Artistin. Andrey Romanovski ist von Roncalli zu Benneweis gewechselt. Der groß gewachsene Klischnigger hat nicht nur eine herrlich verrückte Gangart drauf, sondern passt auch locker durch ein Ofenrohr. Für den Part der Luftakrobatik wurde das Duo Volkov engagiert. An Ketten mit Griffen am Ende zeigen sie eine kraftvolle, leistungsstarke Kür in klassisch russischer Aufmachung.


Sick7Crew, Paolo Folco, Anelya Rossl

Deutlich cooler sind da die Jungs von der Sick7Crew unterwegs. In T-Shirt und langer Sporthose können sie mit den feinen Trikots der Volkovs natürlich nicht mithalten. Das ist aber auch gar nicht ihr Anspruch, sind sie doch als Breakdancer ohnehin ganz cool unterwegs. Nichtsdestotrotz beweisen sie große Körperbeherrschung, die sie zu den Beats aus den Lautsprechern performen. Es ist ein ungewöhnlicher Schlusspunkt dieses ansonsten klassisch gehaltenen Programms. Ursprünglich waren stattdessen die Elefanten von Lars Hölscher vorgesehen. So fällt das Tierprogramm etwas kleiner aus. Den Auftakt machen vier prächtige Kamele vom schwedischen Cirkus Olympia. Mit der Eisenbahn kommen die unzähligen Hunde von Paolo Folco hereingefahren. Frau und Sohn sind ebenfalls mit von der Partie. Die Vierbeiner verschiedener Rassen sorgen für eine volle Manege und jede Menge Action. Mein persönlicher Favorit aber sind die Frettchen von Anelya Rossl. Sie verpackt die Kunststücke ihrer für einen westeuropäischen Circus ungewöhnlichen Tiere in eine Küchenszene. Die Tricks sind schön anzusehen und scheinen dem Naturell der Frettchen entgegenzukommen. Es sieht jedenfalls alles sehr spielerisch aus. Anelya Rossl trägt dabei ein traditionelles russisches Kostüm. Sie ist übrigens die Schwester von Jongleur Semen Krachinov, welcher im vergangenen Jahr bei Benneweis zu sehen war.


Finale

Benneweis bleibt auch 2014 seiner Linie treu, traditionellen Circus in klassischer Präsentation zu spielen. Dabei hat sich das dänische Traditionsunternehmen seinen ganz eigenen Charme bewahrt. Dazu gehört selbstverständlich Livemusik, die vom sechsköpfigen Orchester unter der Leitung von Bogdan Szlachcic gespielt wird. Freuen wir uns also auf die kommende Produktion, die dann hoffentlich den Tierdressuren wieder mehr Raum gibt.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch