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Zirkus des Grauens - Tour 2014
www.zirkusdesgrauens.at

Stockerau, 13. März 2014: „Wir sind 20 Jahre lang erfolgreich mit dem Circus Aros durch Österreich gereist. Aber es war an der Zeit, was Neues zu machen“, erzählt Direktor Maik Reinhard. Das „Neue“ ist in diesem Fall die Produktion „Zirkus des Grauens“, mit der Reinhard und seine Familie „den Trend aufgreifen und das Szenario Horrorzirkus in Österreich bekannt machen“ wollen. Premiere war  kürzlich im niederösterreichischen Stockerau. Mit dem Gedanken an eine Horror-Produktion trage er sich dabei schon lange, sagt Reinhard. Er habe es sogar schon mal versucht.

Das war vor ungefähr zehn Jahren zu Halloween. „Ohne Erfolg. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt.“ Über die Jahre sei das Konzept aber immer im Hinterkopf geblieben; und als sich der Erfolg der deutschen Mitstreiter abzeichnete, hat er seine Gedanken daran im Frühjahr 2013 erneut seiner Familie vorgestellt. „Die waren gar nicht begeistert. Ich musste sie zwei Tage überreden, aber dann stand der Entschluss“, erzählt Reinhard. Mit dem neuen Konzept geht man ein Risiko ein; die bisherige Zielgruppe, die Eltern und Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln, fällt komplett weg. Stattdessen geht es genau um die Altersgruppe dazwischen. Dem ist sich Reinhard bewusst: „Mich interessieren vor allem die Leute, die ansonsten nicht in den Zirkus gehen.“


Finstere Gestalten im "Zirkus des Grauens" 

Schon während der Saison 2013 liefen die Planungen, wie die einzelnen Darbietungen umgestaltet werden können. Inspirationen lieferten dabei natürlich auch die ähnlichen Produktionen in den USA, England oder auch Deutschland. In den Wintermonaten wurde dann zudem gewaltig am äußeren Erscheinungsbild gearbeitet. Die Farbgebung des Unternehmens wurde in Rot-Schwarz-Gold geändert, Fuhrpark, aber auch Piste und Logenumrandung wurden farblich angepasst. Ein neuer, in edlem Rot gehaltener und detailliert dekorierter Kassenwagen mit Leuchtschrift wurde fertig gestellt. Zudem wurde ein neues Vorzelt angeschafft, das nun die Gastronomie beherbergt. In der Manege ist ein viereckiges Podium mit Steg zum Artisteneingang errichtet. Eine neue Lichtanlage mit LEDs an den Masten und rund um die Piste sowie ein Verfolger illuminieren das Programm. „Aeternitas – eine circensische Reise in die Welt der Finsternis“ ist der Titel der diesjährigen Produktion und die „soll Zirkus bleiben“, sagt Reinhard. Bewusst setzt man deswegen nicht auf eine durchgehende Show, sondern auf ein Nummernprogramm, in dem die einzelnen Darbietungen durch Musik und Kostüm dem düsteren Grundthema angepasst und meist für sich einzeln inszeniert sind. Eine Rahmenhandlung gibt es nur in Form einer kurzen Anekdote zur Begrüßung, die besagt, dass der Circus von Dämonen überfallen worden sei und seitdem als „Zirkus des Grauens“ reisen müsse.


Seraina Imholz und Michele Klein - Solo und im Duo

Den eigentlichen Auftakt bietet dann Michele Klein, Absolventin der Berliner Artistenschule und bereits in den vergangenen Jahren mit den Reinhards unterwegs. Als Ballerina tänzelt sie durch die Manege, ehe sie von Dämonen mit einem Netz gefangen wird. Das Netz dient schließlich als Requisit für ihre Luftnummer. Auch ihre zweite Darbietung spielt mit Ballett-Bezug, zeigt sie doch im Kostüm des „Black Swan“ eine starke Arbeit am Trapez und darüber hängender Schlaufe. Genickhang und Wirbel gehören zum überzeugenden Auftritt. Zusammen mit Seraina Imholz, ebenfalls Absolventin der Berliner Artistenschule, hat sie zudem über die Wintermonate eine Darbietung an den Tüchern einstudiert. In fluoreszierenden Skelett-Kostümen werden in synchronen Passagen beispielsweise Spagat und Abfaller geboten, auch einige gemeinsame Haltetricks gehören zum Ablauf. Seraina Imholz ist zudem in einer schön inszenierten Rhönrad-Nummer zu sehen. Als „Getriebene“ nutzt sie das Rad für vielfältige Tricks an diesem in Manegen selten zu sehenden Requisit.


André, René und Maria Reinhard

Starke Akzente setzt auch André Reinhard mit seinen beiden Darbietungen. Seine Handstand-Akrobatik, die von Kerzen tragenden Mönchen eingeleitet wird, gipfelt nach mehreren Einarmern im Auf- und Abbau eines Klötzchenturms. Auch eine Treppe beherrscht er im Handstand. Auf der Rola Rola – auf einer erhöhten Plattform – springt er Seil, jongliert mit Feuerkeulen und baut einen Turm aus fünf Etagen. Maria Reinhard lässt die Hula Hoop-Reifen kreisen, und René Reinhard bietet eine Feuershow. Pascal und Leon Reinhard fungieren als „Horror-Clowns“, rammen sich vermeintlich Messer und Kabel in den Kopf und scheitern am elektrischen Stuhl.


"Mr. Extrem" Kurt Späth

„Aeternitas“ kommt im Vergleich zu den deutschen Produktionen weniger spektakulär daher, es fehlen etwa Genres wie Todesrad, Motorradkugel oder Freefighter. Es geht aber auch ohne, wie sich zeigt. Nicht fehlen darf auch im „Zirkus des Horrors“ hingegen ein „Freak“: In zwei Auftritten sorgt „Mr. Extrem“ mit seiner Body-Performance für die eindrucksvollen Momente. Aus rund zwanzig verschiedenen Elementen könne er seine Show variieren, erzählt Kurt Späth, so Mr. Extrem mit bürgerlichem Namen, nach der Show im Gespräch. Der Abwechslung wegen, Verletzungen passieren dagegen kaum. In der besuchten Vorstellung entledigt er sich in Gestalt eines Hannibal Lector  zunächst der Zwangsjacke, schneidet sich dann mit einem Messer in den Arm und steckt sich Spritzennadeln durch Mund, Hals und in die Stirn. Er bohrt er sich einen Nagel in die Nase, hängt einen Ambus an seine Ohren, schiebt sich eine laufenden Presslufthammer in die Speiseröhre und zieht dank eines Hakens durch die Zunge ein Gefährt, auf dem seine Partnerin Platz nimmt. Total durchgeknallt.

Nun hat also auch Österreich seinen eigenen Horror-Zirkus. Man darf gespannt sein, wie das Publikum darauf reagiert. Gelegenheit dazu haben werden die Österreicher genug: bis November stehen vor allem die Bezirkshauptstädte - etwa auch noch Linz, Graz und Klagenfurt - auf dem Plan. Auch die Planungen für 2015 laufen bereits. Dann sollen beispielsweise noch weitere Artisten hinzustoßen. „Es gibt noch so viele Ideen“, sagt Maik Reinhard zuversichtlich.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Christoph Enzinger (www.circusarchiv.com)