Ein Video
über die 109-jährige Geschichte des Circus Krone leitet die
Vorstellung ein. Auf der großen Showtreppe spielt Weißclown Yann
Rossi „La vie en rose“ auf seinem Saxofon, eine Dame des
Balletts dreht sich am Luftring – und dann geht dieser
romantische Prolog in das große, farbenprächtige Charivari mit
allen Akteuren über.
Elefantendressur,
Fratelli Rossi, Truppe Dalian
Gleich im
Anschluss sorgt die zehnköpfige Truppe Dalian mit ihren
haushohen Sprüngen, Salti und Pirouetten von der doppelten
russischen Schaukel in ein Sprungtuch für manches Raunen im
Publikum – ohnehin herrscht die ganze, gut besuchte Vorstellung
über gute Stimmung im Krone-Chapiteau. Bei der folgenden
Fingerpfeifen-Reprise hat inzwischen Pierre Rossi, der jüngere
der beiden Neffen von Weißclown Yann, den Part des Augusts
übernommen. Gegenüber früheren Krone-Programmen wurde die Zahl
der Ballettauftritte zwar reduziert, doch als Einleitung zur
Elefantennummer haben die Tänzerinnen und Tänzer – insgesamt
zehn Frauen und drei Männer – einen ihrer ganz großen Auftritte,
hier zum Thema „Holly-Bollywood“. Und der ist längst nicht nur
schöne Kostümparade, auch tänzerisch und choreographisch wird
hier Qualität geboten. Von den sechs Krone-Elefanten treten an
diesem letzten Gastspieltag drei asiatische auf, allesamt beritten und von
James Puydebois – im Hintergrund assistiert von Jana Mandana –
vorgeführt. Seitdem das aktuelle Programm „Celebration“ im April
2011 seine Uraufführung auf der Münchner Theresienwiese feiert,
wird die Show im Prinzip unverändert gezeigt. Nun gab es zum
Beginn der Saison 2014 eine kleine Umbesetzung: Für die
Anastasinis rückten die Fratelli Rossi ins Programm, ebenfalls
mit ikarischen Spielen zu Swingmusik. Ebenso wie ihre Vorgänger
zeigen die beiden Nachwuchsartisten in dunklen Hosen und Westen
sowie weißen Hemden eine geradezu klassische Trickfolge dieses
Genres. Nach einem geschickt verkauften Scheinsturz feuert das
Publikum kräftig an, ein Doppelsalto und abschließend 16 Flic
Flacs am laufenden Band bilden den mit viel Applaus bedachten
Abschluss.
Flying
Zuniga, Les Rossyann, Jana Mandana
Die
stilvollen Rossyann-Clowns demonstrieren in den
Abendvorstellungen mit zahlreichen Instrumenten vor allem ihr
musikalisches Können. Jetzt, am Nachmittag, steht beim „Fangen
der Pistolenkugel mit dem Mund“ dagegen der Humor im
Vordergrund. „Mit Charme und Eleganz“ soll August Hector nach
den Weisungen seines Partners agieren, doch er beweist lieber
ein gerüttelt Maß an Tollpatschigkeit. Das zweite große
Ballett-Schaubild entführt in ein „Tango-Café“ nach Argentinien.
Erst gemeinsam mit dem Ballett, dann alleine in der Manege zeigt
Juniorchefin Jana Mandana eine vorzügliche, temporeich gerittene
Hohe Schule. Im zweiten Teil des Schaubilds wechselt das Thema
zum spanischen Flamenco, und Jana Mandana zeigt einen Zwölferzug
Cremellos. Den Aufbau des Flugtrapezes überbrücken „Les Rossyann“
mit ihrem Akkordeonspiel im Publikum. Die wunderbare Filmmusik aus
„Dreamgirls“ leitet die Darbietung der Flying Zuniga ein.
Doppelsalto gestreckt, Salto mit Schraube, die Passage
ausgeführt von den beiden Damen und der dreifache Salto blind
gesprungen sind die wesentlichen Tricks dieser Darbietung, in
der immer wieder die unvergleichliche Eleganz des groß
gewachsenen Fliegers Marlon Michael begeistert.
Martin Lacey jun.,
Truppe Elena Drogaleva
Bei seiner
großen Raubtiernummer arbeitet Martin Lacey jun. in seinem
spektakulären Netzkäfig mit neun Löwinnen, während Mähnenlöwe
Kassanga und zwei weitere Löwen im Hintergrund über das
Geschehen wachen. Nach neunfachem Hochsitzer und Sprüngen am
Käfig entlang zur Löwenbar folgen der Fächer und der Teppich mit
vier Tieren sowie der Sprung eines Löwen über drei Artgenossen.
Von einem der Löwen lässt sich Lacey überspringen, auf einem
anderen reitet er Richtung Tunnel, nachdem sich das mächtige
Tier voll am Käfig aufgerichtet hat; auf den am Boden liegenden
Kassanga legt sich Lacey gar in voller Länge drauf. Die Fahrt
des weißen Löwen King Tonga auf der Spiegelkugel und – nach
Käfigabbau und Hutjonglage der Rossyann – der Kurzauftritt der
Exoten (Kamele, Zebras, Lamas) sowie die Präsentation des
Nashornbullen Tsavo beschließen den umfangreichen Dressurblock
nach der Pause. Großen Anklang finden an diesem Nachmittag die
Jonglagen der Truppe Elena Drogaleva. Die Namensgeberin als
elegantes Marlene-Dietrich-Double und ihre drei Gentlemen in
stilvollen Nadelstreifen-Outfits sorgen für einen der schönsten
Momente dieses Programms.
Crazy Wilson,
Finale, Roland Duss
Unsere
tierischen Favoriten sind dagegen die vier Seelöwen und der
kleine Hund von Petra und Roland Duss. Immer wieder begeistern die
zahlreichen und äußerst rasant vorgetragenen Tricks, bei denen
die Tiere häufig auch miteinander agieren – eine bessere
Seelöwennummer kennen wir nicht. Großen Schauwert hat die
Darbietung von sechs der Chinesen, nunmehr als Truppe Chy Fu Dey,
die an einem großen „Metall-Ufo“ in die Kuppel schweben. Von
dort stürzen sie sich an Bungees in die Tiefe und sorgen mit
ihren fluoreszierenden Kostümen für schöne Bilder im
abgedunkelten Zelt. Zum Abschluss des Programms garantiert Crazy
Wilson bei seiner waghalsigen Todesradnummer noch mal
Nervenkitzel. Da ist es schon ein Vergnügen, die vielen
Entsetzensschreie im Publikum zu hören und die hinter
Handflächen verborgenen Gesichter zu beobachten. Neu ist seit
einiger Zeit, dass Wilson zwischendurch vom Laufkessel des Rades
flink auf die andere Seite seines glänzenden Requisits, hin zu
dem Gegengewicht, und wieder zurück spurtet. Für die Ansage
seines Saltos auf der Außenseite des rotierenden Rades wurde nun
der Text geändert. Somit ist Crazy Wilson nicht mehr der
„einzige Artist auf der Welt“, sondern „war der erste“, der diesen äußerst
spektakulären Tricks zeigte. Schließlich kann man dieses
Kunststück inzwischen beispielsweise auch bei den Navas und den Vanegas
erleben. Ersparen sollte sich Wilson allerdings das offensive
Einfordern von Standing Ovations - es wirkt doch eher
befremdlich.
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