Sein
besonderes Talent ist nicht nur uns aufgefallen: Bei den
Festivals in Albacete/Spanien und Paris (Cirque de Demain)
gewann der Sohn des spanischen Drahtseilartisten Miguel Ferreri
und der Deutschen Ilona Bügler-Ferrei Anfang dieses Jahres jeweils
Bronze, für 2015 ist er zum Nachwuchsfestival in Monte Carlo
eingeladen. Zuletzt war er zwei Jahre lange beim Circus Vargas
(USA) im Engagement.
Michael Ferreri
Das
aktuelle Programmmotto „Nock – immer Nock“ beschreibt treffend,
was hier Jahr für Jahr geboten wird: ein starkes, klassisches
Circusprogramm ohne Schnörkel, das besonders von der
musikalischen Begleitung profitiert. Die sieben Musiker rund um
Kapellmeister Tadeusz Król spielen herrlich druckvoll. Auch wenn
moderne Popsongs ins Repertoire einfließen, bleibt doch immer
ein typischer Circussound erhalten. Hier würde auch das reine
Zuhören Spaß machen – ohne Programm in der Manege. Doch freilich
wird hier vieles geboten, was das Hinsehen lohnt.
Mikel Stoichev, Francesco Nock, Uber Ceballos Diaz, Simona Gheorghe
In dieser
Saison ist Francesco Nock ins Familienunternehmen zurückgekehrt,
das heute von seinen Tanten Alexandra und Franziska Nock
geleitet wird, während seine Mutter Verena Nock aktuell nicht
mitreist. Der 20-Jährige ist mit drei Nummern im Programm
vertreten. Mit dem Todesrad wird gleich für einen Auftakt nach
Maß gesorgt. Francesco Nocks Vater Mikel Stoichev zeigt hier auf
dem Außenrad in dichter Abfolge und ohne Pause die
Fackeljonglage, den Blindlauf, das Seilspringen und einige Sprünge.
Francesco Nock bleibt im Kessel auf der anderen Seite des Rades.
Vater und Sohn wagen sich außerdem gemeinsam mit Uber Ceballos
Diaz (Kolumbien) in die Motorradkugel. Zu dritte rasen sie
darin, während ihre Maschinen im abgedunkelten Zelt blau, weiß
und rot leuchten. Außerdem drehen zwei Fahrer ihre Runden um
Francesco Nocks hübsche Freundin Simona Gheorghe (Rumänien), die
in der Mitte der Kugel steht. Als vorletzte Nummer im Programm
zeigen Francesco und Simona als „Tarzan und Jane“ zur Meldodie
von „You belong to me“ eine riskant-romantische Kür an den
Tüchern. Auch die Partnerin fungiert als Porteur; mit dem
Nackenwirbel findet die Nummer ihren Abschluss.
Franziska Nock, Paolo Finardo, Sandro Rivoli
Doch in
diesem Nock-Programm steckt noch mehr „Nock“, denn natürlich
zeigt Franziska Nock wieder ihre Tierdressuren. Einen Sechserzug
Freiheitspferde kombiniert sie heuer mit zwei Eseln und zwei
Kamelen zu einer großen, attraktiven Darbietung, die gleich mit
dem Gegenlauf beginnt. Nach einem Dreifachsteiger formieren sich
die Hengste direkt anschließend zu Zweiergruppen, und in Gruppen wird um die
abliegenden Kamele gelaufen. Die Hohe Schule zeigt Franziska
Nock zunächst im Duett mit ihrem Manegenpartner Paolo Finardi
auf weißen Pferden, dann solo auf einem braunen. Komplettiert
werden die Tierdressuren durch eine engagierte Nummer. Monica
Rivoli lässt ihre Pudel im Rock’n’Roll-Rhyhtmus durch Reifen und
übers Seil springen, über Hürden laufen und eine Rutschbahn
hinunter sausen. Ihr Mann Sandro Rivoli zeigt dagegen Illusionen
mit Münzen, Spielkarten und einer von Säbeln durchbohrten Kiste,
welcher die Partnerin selbstverständlich unversehrt wieder
entsteigt.
Romy Megam, Gaston und Roli
Fast schon
fester Bestandteil der Nock-Programme sind die beiden Schweizer
Erzkomödianten Gaston und Roli geworden, die nunmehr in der
vierten Saison in Folge mit immer neuen Nummern mit auf Tournee
sind. Im Opening lassen sie sich diesmal als Bauarbeiter gerade
noch davon abhalten, eine Straße mitten durchs Chapiteau zu
bauen. Später kann das „Medium“ Gaston auf nicht ganz so
geheimnisvolle Weise Gedanken lesen, wird ein Zuschauer am
Messerwerferbrett gefoppt oder kommt Roli auf listige Weise zu
seinem Drink. Auf der „musikalischen Jacke“ wird auch Musik
gemacht. Neben den bestens bekannten Clowns war Romy Megam
(Italien) mit ihren Antipodenspielen für uns eine Neuentdeckung.
Mit Händen und Füßen jongliert sie drei Walzen, sechs Reifen und
vier Tücher. Während die Tücher kreisen, lässt sie sich zum
Abschluss an einem Beckengurt in luftige Höhe ziehen.
Power Brothers, Habesha
Acrobats, Dream Circus Ethiopia
Ein
verwandtes Genre sind die ikarischen Spiele, und auch diese sind
im Programm vertreten. Die Habesha Acrobats aus Äthiopien –
alias Untermann Gabreanenya Meles und der allerdings noch sehr junge
Flieger Mebrahtu Negasi – zeigen als Pausennummer zu „Waka Waka“
schwindelerregend schnelle Pirouetten und Salti. Mit einer Serie
von über 40 Flic Flacs wird die Darbietung beschlossen. Mit zum
Teil ungewöhnlichen Posen aus dem Hand-auf-Hand-Genre waren die Zwillingsbrüder Khusan und Khasan Saliev
alias „Power Brothers“ aus Usbekistan zeitweise die Finalnummer
im Programm. Inzwischen sind sie als vorletzte Nummer in den
ersten Programmteil gerückt. Für den Schlusspunkt der Show
sorgen nunmehr die vier Kontorsionistinnen des „Dream Circus
Ethiopia“, womit dieses afrikanische Land ein weiteres Mal im
Programm vertreten ist. In immer neuen Varianten türmen sich die
Artistinnen aufeinander und demonstrieren dabei ihre
Beweglichkeit. |