Für
den im Vergleich zu den Vorjahren deutlich positiveren Gesamteindruck
sorgen vor allem ein optimierter, wesentlich harmonischerer und zugleich
abwechslungsreich zusammengestellter Ablauf, ein deutlich eingespielteres Clowns-Quintett und nicht zuletzt auch der Wechsel
einiger Darbietungen. Trotz der stets gebotenen Qualität hatte man sich
als regelmäßiger Roncalli-Gast an manchen langjährigen Künstlern „satt“
gesehen – und so tun die neuen Gesichter der Show merklich gut.
Rokashkov
Eines
dieser neuen Gesichter ist Andreis Jacobs. Der Amerikaner ist einer von
mittlerweile acht „Rigolo“-Künstlern, die sich der Balance von
Sanddornästen verschrieben haben. Die faszinierende Darbietung schafft
jedes Mal aufs Neue erstaunliche Momente: trotz der Länge des Auftritts
herrscht absolute Stille im Zelt, die Gäste folgen gespannt dem Aufbau
und geraten aufgrund des überraschenden Endes in erlösende Verzückung.
Auch der Spanier Sergi Buka ist neu bei Roncalli. Eigentlich
Illusionist, eröffnet er hier das Programm, indem er Laserstrahlen
durchs Zelt wandern lässt. Dieses Genre ist zurzeit in immer mehr
Manege zu finden, meist sehr futuristisch inszeniert. Bukas Auftritt
ist dagegen – ganz seinem Arbeitsplatz entsprechend - poetisch
gehalten. So verwandeln sich seine Laserstrahlen beispielsweise in
Uhrzeiger und stehen somit als Symbol für das Programmmotto „Time is
Honey“. Noch in Vorbereitung befindet sich ein zweiter Auftritt von
Sergi Buka, in der er seine Fähigkeiten als Schattenspieler
demonstrieren kann. Zudem gibt es heuer auch ein Wiedersehen. Die
Truppe Rokashkov, bereits von 2003 bis 2005 einer der Höhepunkte im Roncalli-Programm und anschließend auch in anderen Produktionen des
Unternehmens zu sehen, ist wieder zurück mit auf Tournee; wohlgemerkt
in teilweiser neuer Besetzung. Artistische Höchstleistungen und perfekt
abgestimmte Inszenierung sind indes gleich geblieben. So verwundern die
starken Reaktionen des Publikums auf die die vier mehrfach
preisgekrönten Artisten auch heuer nicht.
Geraldine Philadelphia, Jemile Martinez, Bingo
Die
weiteren Darbietungen sind zwar aus dem Vorjahr bekannt, profitieren
aber allesamt von den bereits angeführten Umstellungen im Ablauf. Das
gilt insbesondere für die beiden Neuzugänge des letzten Jahres. Das Duo
Viro an den Tüchern sowie die Goldmenschen vom Trio Laruss wurden
damals aus unterschiedlichen Gründen, nicht aber aufgrund ihrer
Leistungsstärke ihrem Potenzial nicht gerecht. Diesmal ist das anders.
So gehören sowohl das sinnlich-sensationelle Luft-Pas de Deux als auch
die atemberaubenden Adagio-Posen heuer zu den besonders starken
Momenten des Programms. Wunderbar auch der Auftritt von Geraldine
Philadelphia. Abwechselnd zu ruhiger und dann wieder „wilderer“ Musik
lässt sie mit viel Ausstrahlung ihre Reifen kreisen, jongliert und
balanciert sie in immer neuen Posen. Vivian, Adrian und Lilian Paul
sowie Partner Jemile Martinez bewegen sie auch in diesem Jahr auf
Rollschuhen durch die Manege und demonstrieren alle relevanten Tricks
dieses rasanten Genres. Jemile Martinez darf zudem erneut seine
Ball-Jonglagen zeigen. Mit einem bunten Charivari (u.a. Rola Rola,
Schlaufenwirbel, Tücher) und am Duo-Trapez sorgen fünf Mitglieder des
Circus-Theaters Bingo in ihrer bekannt mitreißenden Art für Stimmung.
Karl Trunk
Nach
wie vor sind Karl Trunks Ponys die einzigen Tiere im Programm. Doch die
Klasse dieser Darbietung macht dies vergessen. Die Vorführung ist
einfach fabelhaft anzusehen. Trunk hat einige neue Elemente integriert.
Zunächst flechten drei große Ponys, anschließend umrunden sie Pylone.
Erst dann ergänzen weitere fünf Vierbeiner den Reigen, die bekannte
Nummer mit allen Figuren einer ausgereiften Freiheit nimmt ihren Lauf.
Nach dem Groß & Klein mit gewaltigem Shire Horse runden Steiger den
Auftritt ab.
Roncalli-Clowns mit Patrick Philadelphia
Die
tragende Rolle im Programm hat auch in diesem Jahr das Clowns-Quintett
inne. Im Vergleich zum Vorjahr zeigen die Fünf sich deutlich eingespielter
und erreichen so auch eine deutlich bessere Wirkung. Edouard „Eddy“
Neumann hat in Anatoli Akermann einen neuen Partner gefunden. Zusammen
bilden sie die KGB-Clowns. Fulgenci Mestres (Gensi), Oriol Boixader und
Devlin Bogino komplettieren das Quintett. In einigen Szenen mischt
zudem Sarah Melbinger als weibliche Verstärkung mit. Einige
Zwischenspiele sind aus dem vergangenen Jahr bekannt, beispielsweise
das sich verselbstständigende Auto, die Music Box-Reprise, das
Vivaldi-Glockenspiel oder die lebende Statue. Neu sind etwa die
herrlich surreale Dressur eines Huhns – indem Oriol steckt - durch
Gensi sowie die Zigarrenkisten-Jonglage, die Anatoli Akermann auf
skurrile Weise mit Stepptanz verbindet. Wesentlich poetischer ist da
die Schmetterlingsjagd von Clown „Eddy“ und Jade Devine. Als
Zeremonienmeisterin leitet das ehemalige Captain Girl des Moulin Rouge
auch weitere Darbietungen ein. Begleitet werden alle Nummern mit
Ausnahme der Rokashkovs durch die grandiose Live-Musik des Orchesters
unter Georg Pommer, die Begrüßung des Publikums übernimmt einmal mehr
Patrick Philadelphia.
Finale
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