Denn
im tierischen Bereich lässt das Unternehmen keine Wünsche offen: mit den
prolongierten Seelöwen der Familie Duss, dem neu hinzugekommenen
Alessio Fochesato mit seinen Papageien sowie Martin Lacey jr. und
seiner neuen, herausragenden Raubtier-Sensation präsentiert Krone gleich drei Tier-Darbietungen, die wohl unangefochten an
der Spitze ihres jeweiligen Genres stehen. Hinzu kommen die hauseigenen
Pferde, Elefanten und Exoten. "Evolution" bietet darüber hinaus im
artistischen Bereich jeweils zwei große Truppen und überzeugende
Solo-Akteure sowie als Clowns wirkliche Meister des Klamauks. Die
Einsätze des Balletts sind hingegen weiter dosiert worden. Neben Opening und Finale hat
es im Grunde nur einen einzigen großen
Auftritt.
Opening, Roland Duss, Fumagalli
Doch
von vorne: "Evolution" beginnt dort, wo die Vorgänger-Produktion
"Celebration" aufgehört hat. Das Ballett tanzt in schwarzen und weißen
Glitzeranzügen zu den Melodien von Michael Jackson. Nach und nach
kommen die Artisten über die Showtreppe in die Manege und werden von
einer Stimme aus dem Off angekündigt. Nikolai Tovarich spricht die
berühmten Begrüßungsworte. Die Truppe Khadgaa zeigt einige Sequenzen
ihrer Seilsprung-Nummer, dann folgt bereits ein erster größerer Umbau.
Die Requisiteure bringen die Utensilien für die Seelöwen. Zunächst
agieren Roland Duss und ein Tier alleine. Beide zeigen eine Einlage als
"Putzmänner". Dann kommen auch Petra Duss und die drei weiteren
Meeressäuger hinzu. Die bekannte, ungeheuer trickstarke und kreative
Darbietung nimmt ihren Lauf. Nach wie vor beeindruckt das interaktive
Miteinander der Tiere untereinander sowie mit ihren menschlichen
Vertrauten. Schön, diese Darbietung weiterhin bei Krone sehen zu
können. Nach den eher musikalischen Intermezzi mit den Rossyann im
letzten Programm, ist mit Fumagalli und seinem Bruder Daris Huesca nun
Klamauk angesagt. Der kommt im großen Krone-Zelt bestens an. So auch
jene Slapstick-Kaskaden der beiden Italiener rund um einen Tisch, bei
denen Fumagalli natürlich auch seine "Mama" in der Loge entdeckt.
Jana Mandana und James Puydebois, Tonito Alexis, Truppe Khadgaa
Juniorchefin
Jana Mandana bringt zusammen mit James Puydebois die Elefanten des
Unternehmens in die Manege. Sechs Tiere (vier Inder und zwei Afrikaner)
zeigen dabei ein breites Repertoire. Die vier indischen
Dickhäuter-Damen tragen dabei Reiterinnen in bunten
"Paradiesvogel"-Kostümen auf dem Rücken. Zu sehen sind Lauf- und
Postamentarbeit, Big Mount sowie Fuß- und Kopfstand. Eine
Ballett-Tänzerin zeigt einen Spagat in vom Elefanten
gehaltenen Ringen, und Jana Mandana selbst lässt sich am Rüssel durch
die Manege wirbeln. Mit Tonito Alexis wurde ein weiterer, junger Clown
verpflichtet. Hier isst er einen brennende Kerze, deren Flamme
anschließend an seinem Hinterteil wieder aufleuchtet. Tonito Alexis war
bereits im März-Programm im Bau zu sehen. Im Februar dort zu Gast war
die Truppe Khadgaa. Jetzt sind die Mongolen mit auf Tournee. Mit ihrer
Mischung aus Kraftdemonstration und Handvoltigen sorgen sie für eine
volle Manege. Bei der Kraftdemonstration stehen die männlichen Akteure
im Mittelpunkt, tragen schwere Gewichte und andere Truppenmitglieder.
Bei den Handvoltigen setzen die weiblichen Mitglieder die Akzente,
fliegen bis zum Vier-Personen-Hoch. Einzigartig wird die Nummer durch
den atmosphärischen Kehlkopfgesang als Begleitung.
Clara Puydebois, Jana Mandana, Crazy Wilson Dominguez
Nachdem
sich auch Tonito Alexis als "starker Mann" bewiesen hat, beginnen die
Pferde-Vorführungen. Sie sind wieder im Block mit dem Ballett
inszeniert. Zu Beginn erscheinen fünf Araber im UV-Licht, die sich in
der Manege ausleben können und so für ein schönes Bild sorgen.
Anschließend folgen sechs Cremellos sowie sechs Falben. Mit ihnen zeigt
Jana Mandana eine gut laufende Freiheitsdressur. Gruppensteiger,
diverse Solo-Steiger und Kapriole bilden den Höhepunkt. Dann hat das
Ballett seinen großen Auftritt. In den nächsten Minuten gehört die
Manege den tanzenden "Gipsys und Husaren", wie das Bild betitelt ist.
Mit Rasseln und Geigen soll hier ungarische Folklore vermittelt werden.
Clara Puydebois singt dazu im Playback. Leider gerät die Szenerie
deutlich zu lang. Schließlich leiten acht Ballett-Tänzerin direkt im
Anschluss auch noch Jana Mandanas Hohe Schule in Husarenuniform ein.
Eine andere Reihenfolge – etwa zunächst Ballett, dann Pferdefreiheit
und Überleitung zur Hohen Schule – wäre sicherlich sinnvoller gewesen.
Mit Tonito Alexis' "Elvis"-Interpretation geht es weiter zu Crazy Wilson
Dominguez. Unterstützt von zwei Tänzerinnen entert er die Manege auf
einem Motorrad; mehrere Dimensionen größer ist jenes Motorrad, das
bereits unter der Kuppel schwebt. Das Todesrad hat eine perfekte
Verpackung bekommen, die Illusion des überdimensionalen Motorrads ist
wirklich toll. Sie wird allerdings recht schnell wieder zerstört, damit
Crazy Wilson seine bekannte Eskapaden wie Seilspringen, Sprünge und
natürlich die Salti auf dem Außenrad zeigen kann. Das Publikum fiebert
begeistert mit, da hätte es die vehemente Applaus-Heischerei gar nicht
benötigt. Schade, denn so erhalten die Standing Ovations einen schalen
Beigeschmack.
Martin Lacey Jr., Fumagalli und Tonito Alexis, Picaso Jr.
Ganz
anders ist die Situation nach der Pause. Das Publikum erhebt sich wie
selbstverständlich, ohne Aufforderung von den Sitzen. Kein Wunder, sind
doch die vorausgegangenen dreißig Minuten in der Tat ganz große
Circuskunst. Ja schlicht sensationell. Nicht nur die Größe der Löwen-
und Tigertruppe um Martin Lacey jr. ist gigantisch, auch die gezeigten
Tricks sind es. Lacey beweist einmal mehr, dass er der Star des
Unternehmens ist, und die Zuschauer feiern ihn wie einen. Insgesamt
erlebt das neue Saison-Programm jetzt seine eindeutig stärkste Phase, schließen sich – nach Umbau und einer kurzen Präsentation der Exoten
sowie des Nashorns Tsavo – doch noch zwei weitere Weltklasse-Nummern
an. Seine Version des "Bienchens" hat Fumagalli – hier zusammen mit Bruder
Daris Huesca sowie Tonito Alexis als seriösen Weißclown dargeboten –
zur Lachlegende gemacht. Es ist immer wieder herrlich, diesen
mit viel Spielfreude vorgetragenen Klassiker zu sehen. Dann stürmt Picaso jr. die Manege. Seine Mundjonglage mit den Pingpong-Bällen ist
grandios, die Touren mit den fliegenden Tellern bringen das Zelt zum
Kochen. Erst recht, wenn der Spanier sich seinen Weg durch die
Zuschauerreihen sucht. Er ist der artistische Höhepunkt von "Evolution"!
Finale
Abschließend
geht es gleich zwei Mal in die Luft. Alessio Fochesato und seine
Papageien bieten wieder zahlreiche wunderbare Momente, gerade wenn die
Tiere ihre Runden durchs Zelt drehen. Charmant sind aber auch die eher
kleinen Tricks, wie das Überreichen einer Rose. Hier gilt ebenfalls:
Schön, diese Darbietung nun bei Krone sehen zu können. Den Aufbau des
Fangnetzes für das Flugtrapez überbrückt Tonito Alexis mit einem
Trompeten-Solo. Die Flying Zuniga sind weiterhin dabei und gar zur
Schlussnummer aufgerückt. Absolut sicher zeigen die fünf Akteure ein
klassisches Repertoire, bis hin zur Passage und dem dreifachen
Salto, hier sogar mit verbundenen Augen gesprungen. Das Finale bringt
dann nochmals alle Akteure zusammen; das Ballett tanzt dazu im
Samba-Stil.
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