Dabei
widersteht man bei Nock glücklicherweise der Versuchung, das
Thema Magic-Show überzustrapazieren. In jeder Programmhälfte
treten Arigoni, Verena Nock und die „Magic Company“ einmal mit
einem größeren Illusionsblock in Erscheinung; ansonsten setzt
auch diese Nock-Produktion auf die klassischen Säulen Artistik,
Clownerie und Tierdressur und lässt das Thema „Magie“ im
komischen Teil des Programms auf charmante Weise mit einfließen.
Ensemble, Fabrizio Arigoni und Verena Nock
Alexandra
Nock und deren Mann Javier Perez haben die artistische Leitung
heuer an Franziska Nock und deren Mann Alejandro Milla
abgegeben. Trotz des Rollenwechsels unter den Geschwistern ist
am Ende wieder ein Programm im typischen Nock-Stil entstanden:
flott ablaufender Hochglanz-Circus mit tollem Licht, toller
Musik und schönen Regieeinfällen. Nock bleibt Nock. Alexandra
ist die jüngste, Franziska die mittlere und Verena die älteste
der drei Schwestern in der 7. Nock-Generation. Doch der Reihe
nach. Im großen Opening versammelt sich das Ensemble zu einem
Tanz in der Manege, und die beiden Erzkomödianten Gaston und
Roli versuchen sich als Zauberer, was ihnen natürlich nur
bedingt gelingt.
Sisters Regio, Franziska Nock, Paolo Finardi
Nachdem
Paolo Finardi das Publikum begrüßt hat, geht es das erste Mal in
die Luft. Die vier „Sisters Regio“ sorgen für harmonische Bilder bei
ihrer Akrobatik an einer kreisenden Metallgitterkugel. Bis zum
zweifachen Genickhangwirbel reicht das Repertoire. Roli
versucht, sich in der „Magic World“ als Hypnotiseur von Gaston
zu bewähren, ehe mit dem Pferdeblock einer der schönsten Momente
des Programms folgt. Zwischen vier weißen Tüchern, die aus der
Kuppel hängen, zeigt Franziska Nock ihren Sechserzug
Freiheitspferde. Der Gegenlauf zwischen den Tüchern und Kreise
um das vordere Tuchpaar gehören zum Repertoire der Lauffiguren.
Ein dreifacher Steiger und quasi „Korbpferde“, wenn die Tiere
zwischen Hürden auf Kommando plötzlich stoppen, werden sicher
präsentiert. Den Part der Hohen Schule ritt Paolo Finardo in der
besuchten Vorstellung alleine, da Franziska Nocks Schulpferd
verletzt war.
Roller Dalton, Kelly Huesca, Francesco Nock
Die
kraftvolle Tücherakrobatik von Francesco Nock, Verena Nock
ältestem Sohn, und ein darauf folgender Solosteiger runden den
wunderbaren Dressurblock ab. Thomas Dalton und seine Tochter
Melany Lester bilden nun als Duo die „Roller Dalton“, nachdem
der 16-jährige Sohn, Bruder und Manegenpartner Ivano Dalton im
Januar auf tragische Weise bei einem Verkehrsunfall verstorben
ist. In rasantem Tempo wird das typische Repertoire des Genres,
bis hin zum Genickhangwirbel, absolviert. Schade, dass dabei –
wie an weiteren Stellen im Programm – auf Bandmusik gesetzt
wird. Und das, obwohl die Daltons zu typischen Circusmelodien
arbeiten und das hervorragende Orchester von Tadeusz Kròl zur
Verfügung steht. Die ausgesprochen hübsche Kelly Huesca zeigt
ihre Jonglage in die Luft mit fünf Bällen und gegen den Boden
mit bis zu sieben. Zunächst noch ganz „brav“ mit Hose, Jackett
und Hut, streift sie diese im zweiten Teil der Darbietung ab und
verzaubert das Publikum dann im knappen schwarzen Kostüm.
Nachdem Gaston von der „indischen Liebesblume“ berauscht ist,
folgt zum Abschluss des ersten Programmteils der erste große
Illusionsblock. Wiederum Gaston und Roli leiten zaubernd zur
Pause über.
Gaston und Roli, Mustache Brothers
Die zweite
Halbzeit eröffnet Melany Lester mit ihrer Handstandnummer, in
der sie als Indianermädchen Pocahontas auftritt. Selbstredend
wird hierzu musikalisch das „Farbenspiel des Winds“ gespielt.
Mit den Füßen bedient sie zum Abschluss Pfeil und Bogen und
trifft die bereitstehende Zielscheibe. Mit ihrem
Restaurant-Entree sorgen die beiden Chaos-Kellner Gaston und
Roli – mit Fabrizio Arigoni als bemitleidenswertem Gast und
Verena Nock als entnervter Chefin – für eines der großen
Glanzlichter im Programm. Unzählig viele und vor allem gute
Gags folgen Schlag auf Schlag. Alleine die liebe Not der beiden
mit den schwingenden Pendeltüren Richtung Küche ist eine Schau
für sich. In der fünften Saison blödeln sich Gaston und Roli nun
durch die Nock-Programme, heuer leider zum letzten Mal. Roli hat
bekannt gegeben, dass er keine große Tournee mehr absolvieren
möchte. Es ist ein Jammer. Für noch mehr Humor und Heiterkeit im
Programm sorgen schließlich die Mustache Brothers. Zunächst sehen wir sie im Disput um eine
Flasche Alkohol, dann als flinke Kaskadeure auf und um einen
Tisch. Auch diese beiden kommen glänzend an. Sie umrahmen mit
ihren Auftritten den Illusionsblock im zweiten Programmteil. In
der zweiten Tierdarbietung des Programms vereint Franziska Nock
jeweils zwei Kamele, Esel und Lamas und ein springendes Pony in
der Manege.
Flying
Regio
Für die
Schlussnummer konnten die achtköpfige Truppe "Flying Regio"
gewonnen werden. Ihr doppeltes Flugtrapez hat nach unserem
Eindruck seit dem Arlette-Gruss-Engagement im Vorjahr noch
deutlich an Stärke gewonnen. Eine Vielzahl von Tricks wird hier
– auf zwei Flugbahnen nebeneinander – synchron oder in
schneller Abfolge nacheinander gezeigt. Neben dem „Dreifachen“
ist natürlich die doppelte Passage das Highlight der Nummer.
Vier Flieger und zwei Fänger gemeinsam in der Luft, das ist doch
– nach dem früheren Barum-Motto – „Ganz großer Internationaler
Circus“. |