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Circus Nock - Tour 2015
www.nock.ch ; 76 Showfotos

Solothurn, 28. März 2015: In eine „Magic World“ entführt in dieser Saison der Circus Nock. Der Tänzer, Akrobat und Tierlehrer Fabrizio Arigoni steht als Magier im Mittelpunkt einer Großillusionsshow. Damit erfüllt sich der 64-jährige Schweizer einen Kindheitstraum. An seiner Seite agiert Verena Nock, die in einem aufregenden Outfit und mit großer Manegenpräsenz eine mehr als attraktive Assistentin gibt. Sie erscheint aus einem Käfig und wird scheinbar von brennenden Schwertern durchbohrt sowie von rotierenden Sägeblättern zerteilt. Auch die übrigen Damen des Ensembles wirken als Assistentinnen mit.

Dabei widersteht man bei Nock glücklicherweise der Versuchung, das Thema Magic-Show überzustrapazieren. In jeder Programmhälfte treten Arigoni, Verena Nock und die „Magic Company“ einmal mit einem größeren Illusionsblock in Erscheinung; ansonsten setzt auch diese Nock-Produktion auf die klassischen Säulen Artistik, Clownerie und Tierdressur und lässt das Thema „Magie“ im komischen Teil des Programms auf charmante Weise mit einfließen.

 
Ensemble, Fabrizio Arigoni und Verena Nock 

Alexandra Nock und deren Mann Javier Perez haben die artistische Leitung heuer an Franziska Nock und deren Mann Alejandro Milla abgegeben. Trotz des Rollenwechsels unter den Geschwistern ist am Ende wieder ein Programm im typischen Nock-Stil entstanden: flott ablaufender Hochglanz-Circus mit tollem Licht, toller Musik und schönen Regieeinfällen. Nock bleibt Nock. Alexandra ist die jüngste, Franziska die mittlere und Verena die älteste der drei Schwestern in der 7. Nock-Generation. Doch der Reihe nach. Im großen Opening versammelt sich das Ensemble zu einem Tanz in der Manege, und die beiden Erzkomödianten Gaston und Roli versuchen sich als Zauberer, was ihnen natürlich nur bedingt gelingt.


Sisters Regio, Franziska Nock, Paolo Finardi 

Nachdem Paolo Finardi das Publikum begrüßt hat, geht es das erste Mal in die Luft. Die vier „Sisters Regio“ sorgen für harmonische Bilder bei ihrer Akrobatik an einer kreisenden Metallgitterkugel. Bis zum zweifachen Genickhangwirbel reicht das Repertoire. Roli versucht, sich in der „Magic World“ als Hypnotiseur von Gaston zu bewähren, ehe mit dem Pferdeblock einer der schönsten Momente des Programms folgt. Zwischen vier weißen Tüchern, die aus der Kuppel hängen, zeigt Franziska Nock ihren Sechserzug Freiheitspferde. Der Gegenlauf zwischen den Tüchern und Kreise um das vordere Tuchpaar gehören zum Repertoire der Lauffiguren. Ein dreifacher Steiger und quasi „Korbpferde“, wenn die Tiere zwischen Hürden auf Kommando plötzlich stoppen, werden sicher präsentiert. Den Part der Hohen Schule ritt Paolo Finardo in der besuchten Vorstellung alleine, da Franziska Nocks Schulpferd verletzt war.

 
Roller Dalton, Kelly Huesca, Francesco Nock 

Die kraftvolle Tücherakrobatik von Francesco Nock, Verena Nock ältestem Sohn, und ein darauf folgender Solosteiger runden den wunderbaren Dressurblock ab. Thomas Dalton und seine Tochter Melany Lester bilden nun als Duo die „Roller Dalton“, nachdem der 16-jährige Sohn, Bruder und Manegenpartner Ivano Dalton im Januar auf tragische Weise bei einem Verkehrsunfall verstorben ist. In rasantem Tempo wird das typische Repertoire des Genres, bis hin zum Genickhangwirbel, absolviert. Schade, dass dabei – wie an weiteren Stellen im Programm – auf Bandmusik gesetzt wird. Und das, obwohl die Daltons zu typischen Circusmelodien arbeiten und das hervorragende Orchester von Tadeusz Kròl zur Verfügung steht. Die ausgesprochen hübsche Kelly Huesca zeigt ihre Jonglage in die Luft mit fünf Bällen und gegen den Boden mit bis zu sieben. Zunächst noch ganz „brav“ mit Hose, Jackett und Hut, streift sie diese im zweiten Teil der Darbietung ab und verzaubert das Publikum dann im knappen schwarzen Kostüm. Nachdem Gaston von der „indischen Liebesblume“ berauscht ist, folgt zum Abschluss des ersten Programmteils der erste große Illusionsblock. Wiederum Gaston und Roli leiten zaubernd zur Pause über.

 
Gaston und Roli, Mustache Brothers 

Die zweite Halbzeit eröffnet Melany Lester mit ihrer Handstandnummer, in der sie als Indianermädchen Pocahontas auftritt. Selbstredend wird hierzu musikalisch das „Farbenspiel des Winds“ gespielt. Mit den Füßen bedient sie zum Abschluss Pfeil und Bogen und trifft die bereitstehende Zielscheibe. Mit ihrem Restaurant-Entree sorgen die beiden Chaos-Kellner Gaston und Roli – mit Fabrizio Arigoni als bemitleidenswertem Gast und Verena Nock als entnervter Chefin – für eines der großen Glanzlichter im Programm. Unzählig viele und vor allem gute Gags folgen Schlag auf Schlag. Alleine die liebe Not der beiden mit den schwingenden Pendeltüren Richtung Küche ist eine Schau für sich. In der fünften Saison blödeln sich Gaston und Roli nun durch die Nock-Programme, heuer leider zum letzten Mal. Roli hat bekannt gegeben, dass er keine große Tournee mehr absolvieren möchte. Es ist ein Jammer. Für noch mehr Humor und Heiterkeit im Programm sorgen schließlich die Mustache Brothers. Zunächst sehen wir sie im Disput um eine Flasche Alkohol, dann als flinke Kaskadeure auf und um einen Tisch. Auch diese beiden kommen glänzend an. Sie umrahmen mit ihren Auftritten den Illusionsblock im zweiten Programmteil. In der zweiten Tierdarbietung des Programms vereint Franziska Nock jeweils zwei Kamele, Esel und Lamas und ein springendes Pony in der Manege.


Flying Regio

Für die Schlussnummer konnten die achtköpfige Truppe "Flying Regio" gewonnen werden. Ihr doppeltes Flugtrapez hat nach unserem Eindruck seit dem Arlette-Gruss-Engagement im Vorjahr noch deutlich an Stärke gewonnen. Eine Vielzahl von Tricks wird hier – auf zwei Flugbahnen nebeneinander –  synchron oder in schneller Abfolge nacheinander gezeigt. Neben dem „Dreifachen“ ist natürlich die doppelte Passage das Highlight der Nummer. Vier Flieger und zwei Fänger gemeinsam in der Luft, das ist doch – nach dem früheren Barum-Motto – „Ganz großer Internationaler Circus“.

Und ganz großen internationalen Circus bietet der Circus Nock insgesamt auch in diesem Jahr wieder – seit einem Jahr im neuen Chapiteau, seit Saisonbeginn zusätzlich mit komfortablem Klappsitzgradin und edlem, modernen Look von Programmheft, Website & Co. Wie gewohnt erleben wir das Nock-Publikum als ausgesprochen begeistert und zufrieden mit dem Gebotenen. Da stimmt nur der schwache Besuch – jedenfalls an diesem Abend in Solothurn – traurig.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber (11), Stefan Gierisch (1)